Kloster Beinwil sucht Nachfolger

Kloster Beinwil sucht Nachfolger

  • Das Kloster Bein­wil wird von ein­er öku­menis­chen Gemein­schaft bewirtschaftet, die sich zwar nach benedik­tinis­chen Rege­len ori­en­tiert, aber Aussen­ste­hende für Kurza­ufen­thalte und Auszeit­en aufn­immt. Auf Ende Jahr hin hat der Leit­er der Gemein­schaft, Christoph Wilden, den Ver­trag mit der Stiftung Kloster Bein­wil gekündigt — unter Gel­tend­machung ver­schieden­er Dif­feren­zen.
  • Urs San­er ist gebür­tiger Bein­wiler, Land­wirt, Gemein­der­at, Kirchge­mein­de­präsi­dent und Mit­glied im Stiftungsrat Kloster Bein­wil. Aufs kom­mendes Jahr hin soll das Kloster in neue Hände übergeben wer­den. Pass­able Bewer­bun­gen liegen auf dem Tisch.
Herr San­er, im Kan­ton Aar­gau gibt es zwei Ortschaften lau­t­end auf den Namen Bein­wil: Die eine liegt am Hall­wilersee, die andere am Fusse des Lin­den­bergs. Das solothur­nische Bein­wil liegt inmit­ten eines Tals, umgeben von hohen Jurahügeln. Wie leben die Men­schen hier? Urs San­er: Wir sind flächen­mäs­sig die drittgrösste Gemeinde des Kan­tons – also eine Streusied­lung, beste­hend aus zwei Dorfteilen. Wirtschaftlich sind wir nach Basel aus­gerichtet. Wer nicht hier auf einem der 30 land­wirtschaftlichen Betriebe, in einem der hier ansäs­si­gen Garten­bau­un­ternehmen, beziehungsweise in der Land­maschi­nen- oder Holzschnitzel­w­erk­statt arbeit­et, pen­delt in die Stadt. Das sind die meis­ten der gut 374 Ein­wohn­er.Zwis­chen den bei­den Ort­steilen Ober- und Unter­bein­wil befind­et sich ein Kloster: Was hat dieses für eine Bedeu­tung für die Gemeinde? Urs San­er: Der Gemeinde bringt das Kloster nicht viel. Was uns fehlt, ist eine regelmäs­sig geöffnete Beiz. Das ver­mis­sen wir.Die Ortschaft galt vor gut 375 Jahren schon den Mönchen als zu abgele­gen. Die Benedik­tin­er ver­liessen das Kloster Bein­wil und zogen nach Mari­astein. Kämpft der Ort auch heute noch mit Abwan­derung­s­ten­den­zen? Urs San­er: Ja, wir kämpfen gegen die Abwan­derung – viele Häuser ste­hen leer. Doch seit let­ztem Jahr sind 30 Per­so­n­en zuge­zo­gen. Das hat übri­gens auch unsere Schule gerettet. Aktuell haben wir wieder 14 Schüler in sechs Klassen. Bei 12 hät­ten wir zumachen kön­nen. Die Sorge, dass die jun­gen Leute wegziehen, bleibt.Als Mit­glied des Sti­tungsrates Kloster Bein­wil haben Sie die jüng­sten Entwick­lun­gen in der kleinen Abtei mit­bekom­men. Nach zehn Jahren ver­lässt die öku­menis­che Gemein­schaft um Christoph Wilden das Kloster. Kam das über­raschend? Urs San­er: Es war schon länger klar, dass das nicht mehr geht. Die per­son­ellen Ressourcen in der Gemein­schaft haben sukzes­sive abgenom­men, und die Arbeit wird ja nicht weniger, eher im Gegen­teil. Junge, neue Kräfte haben gefehlt. Das war bei der Vorgängerge­mein­schaft übri­gens das­selbe Prob­lem.Nun geht Christoph Wilden nicht ohne medi­ale Nebengeräusche. Lärm im Pfar­rhaus, das zum Gebäude-Ensem­ble gehört, seien mitunter der Grund, warum man aufhöre, liess er via Medi­en ver­laut­en. Urs San­er: Christoph Wilden sieht sein Lebenswerk scheit­ern und sucht nun einen Sün­den­bock. Es ist schade, dass er mit solchen Äusserun­gen so vieles kaputt macht. Kommt hinzu, dass er ja selb­st gekündigt hat, nicht die Stiftung. Und was die Sache mit dem Pfar­rhaus bet­rifft: Die öku­menis­che Gemein­schaft hätte gern alle Gebäude mieten wollen – also auch das Pfar­rhaus, das der Kirchge­meinde Bein­wil gehört. In der Gemeinde wollte man dieses Haus aber ein­er Fam­i­lie abgeben – nicht zulet­zt auch, um die Schule im Dorf erhal­ten zu kön­nen. Im Pfar­rhaus lebt mit­tler­weile eine Fam­i­lie mit zwei Kindern.Wie geht es denn nun weit­er für das Kloster Bein­wil? Urs San­er: Wir hof­fen, auf Anfang des kom­menden Jahres die Gebäude ein­er Nach­fol­gege­mein­schaft übergeben zu kön­nen. Ich bin mit­tler­weile guten Mutes, dass das klappt. Lange Zeit sah es nicht gut aus. Doch nun haben wir doch ein paar Bewer­bun­gen erhal­ten, darunter von vier christlichen Gemein­schaften.Was sind das für Gemein­schaften? Woher kom­men sie? Urs San­er: Das sind sehr offene Grup­pen, aber alle­samt mit christlichem Hin­ter­grund. Ich habe ges­taunt, wie weitläuft das die Runde gemacht hat. Wir haben Bewer­bun­gen aus der Region, aber auch aus ganz Europa. Sog­ar aus Skan­di­navien.Bis jet­zt bietet der von der Stiftung definierte Nutzungszweck des Klosters ja sehr wenig Spiel­raum. Eine kom­merzielle Nutzung ist nicht vorge­se­hen. Wird sich daran etwas ändern? Urs San­er: Dass die Räume ver­mi­etet wer­den, ist nicht erlaubt. Die Gäste dür­fen etwas spenden oder bei anfal­l­en­den Arbeit­en mithelfen und sich für die Dauer ihres Aufen­thalts am geistlichen Leben beteili­gen. Dass es schwierig ist, so ein Konzept aufrechtzuer­hal­ten, ist dem Stiftungsrat bewusst. Ins­beson­dere auch, weil die Gemein­schaft zwar keine Miete bezahlen, aber für die Ver­sicherun­gen und Nebenkosten aufkom­men muss. Insofern wer­den wir wohl über die Büch­er gehen und die Nutznies­sung des Klosters etwas offen­er gestal­ten.
Andreas C. Müller
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