Kirche neu entdecken

Vom 23. bis 28. Juli 2013 find­et in der brasil­ian­is­chen Metro­pole Rio de Janeiro der 28. inter­na­tionale Weltju­gend­tag statt, zu dem bis zu zwei Mil­lio­nen Men­schen erwartet wer­den. Fürs Bis­tum Basel ist der ehe­ma­lige Jugend­bischof Mar­tin Gächter wieder mit dabei.

Ins Leben gerufen hat den Weltju­gend­tag Papst Johannes Paul II. im Jahre 1986. Regelmäs­sig nehmen sei­ther Del­e­ga­tio­nen aus der Schweiz teil. Für den diesjähri­gen Weltju­gend­tag in Rio sind am 8. Juli über 300 junge Schweiz­erin­nen und Schweiz­er nach Brasilien abgereist. Die katholis­chen Weltju­gend­tage ken­nt Mar­tin Gächter (73) wie nie­mand anders in der Schweiz­er Bischof­skon­ferenz. 1993 war er in Den­ver (USA) erst­mals dabei. Und sei­ther hat der ehe­ma­lige Jugend­bischof zusam­men mit jun­gen Leuten aus der Schweiz sieben weit­ere Weltju­gend­tage besucht.

Brin­gen wel­tum­fassende Kirche zur Gel­tung
Gäbe es den Weltju­gend­tag noch nicht, die katholis­che Kirche müsste ihn schle­u­nigst erfind­en. Zu diesem Schluss kommt, wer Mar­tin Gächter zuhört. Kom­pe­tenz in der Sache ist ihm gewiss nicht abzus­prechen. Der Schweiz­er Jugend­bischof von 1987 bis 2000 hat in den let­zten zwanzig Jahren an allen inter­na­tionalen Weltju­gend­ta­gen teilgenom­men. 1993 zum ersten Mal im US-amerikanis­chen Den­ver, dann 1995 in Mani­la (Philip­pinen), 1997 in Paris, 2000 in Rom, 2002 in Toron­to (Kana­da), 2005 in Köln, 2008 in Syd­ney (Aus­tralien) und 2011 in Madrid. «Ich freue mich immer auf die inter­na­tionalen Kon­tak­te, freue mich darauf, junge Men­schen und Bis­chöfe aus aller Welt zu tre­f­fen. Denn da kommt das Wel­tum­fassende, das Katholis­che der Kirche in schön­ster Weise zur Gel­tung.» Dies könne man — den kleinen Seit­en­hieb will sich der Basler Wei­h­bischof nicht verkneifen — vom hiesi­gen Katholizis­mus nicht unbe­d­ingt behaupten. Rund 330 junge Men­schen aus der Schweiz — 200 aus der Deutschschweiz — reisen nach Brasilien an den Weltju­gend­tag, der vom 23. bis 28. Juli 2013 mit Beteili­gung von Papst Franziskus in Rio de Janeiro stat­tfind­et. 71 Schweiz­er Teil­nehmer sind bere­its am 8. Juli zusam­men mit Jugend­bischof Mar­i­an Ele­gan­ti zu ein­er Vor­reise ins Ama­zonas­ge­bi­et abge­flo­gen. Die rund 130 Teil­nehmer aus der Romandie und aus dem Tessin wer­den durch den Basler Wei­h­bischof Denis Theuril­lat begleit­et.

Gemein­schaft mit anderen erleben
Aus welchen Grün­den und mit welchen Erwartun­gen reisen junge Schweiz­erin­nen und Schweiz­er zwis­chen 16 und 35 Jahren an ein katholis­ches Weltju­gendtr­e­f­fen? Er habe die jun­gen Leute an den Weltju­gend­ta­gen jew­eils immer nach ihren Motiv­en für ihr Kom­men gefragt, erzählt Mar­tin Gächter. «Als Erstes sagen sie nicht, dass sie den Papst sehen wollen. Son­dern sie sagen, dass ihnen die Gemein­schaft mit vie­len anderen jun­gen Men­schen das Wichtig­ste ist, auch mit solchen aus anderen Län­dern.» Wer näm­lich heute in der Schweiz als junger Katho­lik zur Kirche gehe, der müsse sich schon fast dafür entschuldigen und füh­le sich vielfach allein, spitzt Gächter zu. Er wisse indessen von jun­gen Leuten, die nach der Erfahrung eines Weltju­gend­tages den Mut gefun­den hät­ten, auch zuhause zu ihrer Kirche zu ste­hen und aktiv in ihrer Gemeinde mitzu­machen. Auch komme es immer wieder vor, dass Teil­nehmer mit ein­er anfänglich kirchenkri­tis­chen Hal­tung — «Ich bin gekom­men, weil mir meine Gross­mut­ter die Reise bezahlt hat» — nach der Rück­kehr von einem Weltju­gend­tag einen neuen Zugang zur Kirche gefun­den hät­ten. Es sei heute jeden­falls eine Tat­sache, dass viele Men­schen die Kirche erst spät ent­deck­ten, so Mar­tin Gächter. In vie­len Fällen seien es über Vierzigjährige, die sich als Priester oder als Laien­the­olo­gen in den Dienst der Kirche stell­ten. Einen direk­ten Zusam­men­hang mit den kirch­lichen Grosstr­e­f­fen will er zwar nicht her­stellen. Aber “auch an den Weltju­gend­ta­gen kann man Kirche ent­deck­en”, meint Mar­tin Gächter.

Inten­siv­er Aus­tausch in Gast­diözese
Zunehmend wichtig gewor­den ist an den Weltju­gend­ta­gen der direk­te Kon­takt mit der Bevölkerung des Gast­landes. Was die Schweiz­er Del­e­ga­tion bere­its in den Jahren zuvor prak­tizierte, wurde ab 1997 zum Regelfall: Vor dem Haupt­tr­e­f­fen find­et jew­eils eine Vor­woche in ein­er Gast­diözese statt. Dabei könne ein inten­siv­er Aus­tausch stat­tfind­en, der in jed­er Hin­sicht befruch­t­end sei, meint Mar­tin Gächter: «Die jun­gen Leute staunen, wie gast­fre­undlich die Fam­i­lien sind, in denen sie logieren — und die Fam­i­lien staunen, wie viele flotte junge Leute es doch gibt.»
Josef Bossart, kipa

www.weltjugendtag.ch

Redaktion Lichtblick
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