Kan­to­na­le Sozi­al­pla­nung begrüssenswert

Mit den Haupt­stoss­rich­tun­gen der Sozi­al­pla­nung des Kan­tons Aar­gau stim­men die im «Netz­werk Sozia­ler Aar­gau» (NSAG) zusam­men­ge­fass­ten Part­ner weit­ge­hend über­ein. Es sind dies neben den drei Lan­des­kir­chen ins­ge­samt 16 Non­pro­fit-Orga­ni­sa­ti­on wie die Cari­tas, HEKS oder die Pro Senec­tu­te. Im Rah­men der am 4. Juli ablau­fen­den Ver­nehm­las­sungs­pflicht für die kan­to­na­le Sozi­al­pla­nung wol­len die im Netz­werk zusam­men auf­tre­ten­den Lan­des­kir­chen und Orga­ni­sa­tio­nen ihre Stim­men bün­deln, um so gegen­über dem Kan­ton mehr Gewicht zu erlan­gen. Nebst der an der Medi­en­kon­fe­renz vom Mitt­woch, 2. Juli 2014, bekun­de­ten Freu­de über das Vor­ge­hen das Kan­tons, warn­te das NSAG aber auch davor, auf finan­zi­el­le Ein­spa­run­gen zu spekulieren. 

Die Sozi­al­pla­nung des Depar­te­ments für Gesund­heit und Sozia­les (DGS) von Regie­rungs­rä­tin Susan­ne Hoch­u­li bedeu­te «eine pio­nier­haf­te und neue Aus­rich­tung in der Sozi­al­po­li­tik schweiz­weit», freu­te sich Ernst Blust, Kir­chen­rats­prä­si­dent der Christ­ka­tho­li­schen Kir­che des Kan­tons Aar­gau. Auf Initia­ti­ve der Cari­tas Aar­gau hat­te der Gros­se Rat der Aar­gau­er Regie­rung im Jah­re 2010 den Auf­trag für einen peri­odisch erschei­nen­den Sozi­al­be­richt erteilt. Nach des­sen Erschei­nen im Jah­re 2012 resul­tier­te aus die­sem Bericht die bereits erwähn­te Sozi­al­pla­nung zur Armuts­be­kämp­fung, För­de­rung von Bil­dung und Bera­tung sowie Unter­stüt­zung von Men­schen in beson­de­ren Lebenslagen.

Der Capa­bi­li­ty-Ansatz
Die vom Depar­te­ment für Gesund­heit und Sozia­les erstell­te Sozi­al­pla­nung setzt gezielt auf den Grund­satz der «Capa­bi­li­ty». Das bedeu­tet, dass Men­schen durch geeig­ne­te mate­ri­el­le und imma­te­ri­el­le Unter­stüt­zung in die Lage ver­setzt wer­den, ihr Leben selbst­be­stimmt und in eige­ner Ver­ant­wor­tung zu füh­ren. Hin­der­nis­se und Bar­rie­ren, die den Hand­lungs­spiel­raum ein­zel­ner Men­schen ein­schrän­ken und ihre Ver­wirk­li­chungs­chan­cen begren­zen, sol­len gezielt besei­tigt werden.

Ver­schie­de­ne Berei­che aus­ge­blen­det
In ihrer Stel­lung­nah­me mach­te das NSAG gel­tend, dass der in der Sozi­al­pla­nung for­mu­lier­te Capa­bi­li­ty-Ansatz zwar in die rich­ti­ge Rich­tung zie­le, jedoch nur weni­ge Mass­nah­men in Aus­sicht stel­le, um die­sem Ansatz gerecht zu wer­den. Auch kri­ti­sie­ren Lan­des­kir­chen und Non­pro­fit-Orga­ni­sa­tio­nen die Ein­schät­zung des Kan­tons, dass sich für die Umset­zung des Capa­bi­li­ty-Ansat­zes Aus­ga­ben und Ein­spa­run­gen in etwa die Waa­ge hal­ten wer­den. Es brau­che viel­mehr erheb­li­che Mit­tel, so das NSAG. «Mit zehn Zie­len allein ist die Arbeit nicht gemacht», so Luc Hum­bel, Kir­chen­rats­prä­si­dent der Römisch-Katho­li­schen Lan­des­kir­che Aar­gau. Ver­schie­de­ne Berei­che wür­den nicht aus­rei­chend berück­sich­tigt, dar­un­ter auch das Woh­nen. «Für jun­ge Fami­li­en sowie Allein­er­zie­hen­de wer­de es zuneh­mend schwie­ri­ger, zu einem bezahl­ba­ren Preis ange­mes­se­nen Wohn­raum zu finden».

Über­al­te­rung der Gesell­schaft als Her­aus­for­de­rung
Eine zen­tra­le For­de­rung des NSAG ist zudem die Ablö­sung der Eltern­schafts­bei­hil­fen, bei­spiels­wei­se durch Fami­li­en­er­gän­zungs­lei­stun­gen. Haus­hal­te mit Kin­dern und Einel­tern­fa­mi­li­en sei­en über­durch­schnitt­lich von Armut gefähr­det. Zudem wer­de die Über­al­te­rung der Gesell­schaft in Zukunft zu den gros­sen gesell­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen gehö­ren. Die Sozi­al­pla­nung müs­se die­se Ten­den­zen ver­stärkt auf­neh­men und Lösungs­we­ge auf­zei­gen, so die Ver­tre­ter des NSAG an der Medi­en­kon­fe­renz. Bei­spiels­wei­se mit der För­de­rung geeig­ne­ter Wohn­for­men und einer guten Durch­mi­schung ver­schie­de­ner Altersgruppen.

Hand zur Unter­stüt­zung gebo­ten
Letzt­lich begrüss­ten die Mit­glie­der des NSAG den vom Kan­ton gewähl­ten Capa­bi­li­ty-Ansatz. Die­ser sei eine trag­fä­hi­ge Basis für die anste­hen­den gesell­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen und Ent­wick­lun­gen. Man wün­sche sich vom Kan­ton, bei der Aus­ar­bei­tung der Mass­nah­men zur Sozi­al­pla­nung ver­bind­lich als Part­ner ein­be­zo­gen zu werden.

Andre­as C. Müller

 

 

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Redaktion Lichtblick
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