Hohe Aus­fäl­le wahrscheinlich

Die Unter­neh­mens­steu­er­re­form III wird in Kan­to­nen, die Kir­chen­steu­ern bei juri­sti­schen Per­so­nen ken­nen, zu hohen Steu­er­aus­fäl­len füh­ren. Im Aar­gau dürf­ten die Lan­des­kir­chen das auf­grund höhe­rer Aus­gleichs­zah­lun­gen spüren.Mehr als 200 Per­so­nen haben im Dezem­ber 2016 das Komi­tee «Kirch­li­ches Nein zur Unter­neh­mens­steu­er­re­fom III» gegrün­det. Dar­un­ter refor­mier­te und katho­li­sche Theo­lo­gin­nen und Theo­lo­gen, Sozi­al­dia­ko­ne und Syn­oda­le, Kir­chen­mu­si­ker und Mit­glie­der der Kir­chen­pfle­gen – mehr­heit­lich aus direkt betrof­fe­nen Kan­to­nen wie Zürich, Bern oder Basel-Land­schaft, wo Fir­men Kir­chen­steu­ern bezah­len.

Kampf um Ausgleichsmechanismen

Weil die Kon­se­quen­zen für die Kir­chen auch auf natio­na­ler Ebe­ne deut­lich spür­bar sein wer­den, dürf­ten auch die Aar­gau­er Lan­des­kir­chen die Aus­wir­kun­gen bei Annah­me der Reform spü­ren. «Wir beob­ach­ten die mög­li­chen und tat­säch­li­chen Aus­wir­kun­gen auf unse­re Schwe­ster­kir­chen in ande­ren Kan­to­nen, bei denen teil­wei­se bedeu­ten­de Ein­nah­me­aus­fäl­le zu befürch­ten sind», erklärt Chri­stoph Weber-Berg, Kir­chen­rats­prä­si­dent der Refor­mier­ten Lan­des­kir­che Aar­gau. Zwar sei die Situa­ti­on in jedem Kan­ton unter­schied­lich, doch der Grund­te­nor deu­te auf einen «ener­gi­schen Kampf» hin, um bei den Aus­gleichs­me­cha­nis­men, von denen zum Bei­spiel Städ­te und Gemein­den pro­fi­tie­ren wer­den, nicht ein­fach leer aus­zu­ge­hen.Als pro­mi­nen­tes Bei­spiel nennt Chri­stoph Weber-Berg den Kan­ton Zürich, wo vor Kur­zem erst die Stimm­be­völ­ke­rung mit über 70 Pro­zent der Stim­men gegen die Abschaf­fung juri­sti­scher Kir­chen­steu­ern ent­schie­den hat. Jetzt aber soll die Kir­che die Ein­nah­me­aus­fäl­le bei einer Umset­zung der USR III ein­fach so in Kauf neh­men. «Das ent­spricht nicht dem Volks­wil­len, und ich hof­fe sehr für die Zür­cher Lan­des­kir­che, dass in die­ser Sache das letz­te Wort noch nicht gespro­chen ist.» Falls tat­säch­lich bis­her rela­tiv finanz­star­ke Kir­chen wie Zürich erheb­lich weni­ger Steu­ern von juri­sti­schen Per­so­nen ein­neh­men, dann müs­se man mit Ver­schie­bun­gen im Finanz­schlüs­sel des Schwei­ze­ri­schen Evan­ge­li­schen Kir­chen­bun­des rech­nen. Das könn­te – als indi­rek­te Fol­ge – für die Aar­gau­er Lan­des­kir­che zu einer Mehr­be­la­stung im Rah­men der Finan­zie­rung des Kir­chen­bun­des füh­ren.

RKZ hofft auf Kantone

Für die Katho­li­ken im Aar­gau stellt sich das­sel­be Pro­blem. Gleich­wohl sei zu begrüs­sen, dass aus­län­di­sche Unter­neh­men gegen­über inlän­di­schen nicht mehr bevor­zugt behan­delt wür­den, erklärt Mar­cel Not­ter, Gene­ral­se­kre­tär der Römisch-Katho­li­schen Lan­des­kir­che Aar­gau. Die Kan­to­nal­kir­chen unter­stüt­zen ein­an­der via Aus­gleichs­zah­lun­gen in der Römisch-Katho­li­schen Zen­tral­kon­fe­renz RKZ.Wie die Städ­te und Gemein­den könn­ten die Kir­chen laut Dani­el Kosch, Gene­ral­se­kre­tär der Römisch-Katho­li­schen Zen­tral­kon­fe­renz RKZ, die Aus­wir­kun­gen der Steu­er­re­form nicht aus eige­ner Kraft aus­glei­chen. «Vor allem dort, wo die damit ver­bun­de­nen Ein­bus­sen hoch sind, sind die Kir­chen dar­auf ange­wie­sen, dass der Effekt abge­fe­dert wird. Wir erwar­ten, dass die Kan­to­ne die­sen Umstän­den bei der Aus­ge­stal­tung der USR III Rech­nung tra­gen», so Dani­el Kosch.

Mit­tel­rück­gän­ge nur schwer verkraftbar

Die RKZ rech­net je nach Kan­ton mit unter­schied­li­chen Aus­wir­kun­gen der USR III auf die kirch­li­chen Finan­zen. «Die Kir­chen­steu­er juri­sti­scher Per­so­nen hat — wo es sie gibt — eine unter­stüt­zen­de Funk­ti­on und soll nicht ent­schei­dend sein für das Wohl der Kir­che und ihre Bereit­schaft, sich für die gan­ze Gesell­schaft zu enga­gie­ren», betont RKZ-Gene­ral­se­kre­tär Dani­el Kosch. Gleich­wohl könn­ten die Kir­chen wie auch die Städ­te und Gemein­den laut Dani­el Kosch die Aus­wir­kun­gen der USR III nicht aus eige­ner Kraft aus­glei­chen. «Vor allem dort, wo die damit ver­bun­de­nen Ein­bus­sen hoch sind, sind die Kir­chen dar­auf ange­wie­sen, dass der Effekt abge­fe­dert wird.» Da die Kir­chen­fi­nan­zen mehr­heit­lich für die Löh­ne und Sozi­al­ko­sten kirch­li­cher Mit­ar­bei­ten­der sowie für den Unter­halt der Gebäu­de zur Erbrin­gung kirch­li­cher, sozia­ler und kul­tu­rel­ler Dienst­lei­stun­gen ver­wen­det wer­den, könn­ten kurz­fri­sti­ge dra­sti­sche Mit­tel­rück­gän­ge schwer ver­kraf­tet werden.
Andreas C. Müller
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