«Geschenkt wird dir gar nichts»

«Geschenkt wird dir gar nichts»

Im zehn­ten Buch von Christi­na und Chris­t­ian Boss erzählen bekan­nte Per­sön­lichkeit­en wie der Ein­siedler Abt Urban Fed­er­er, Skiren­n­fahrer Beat Feuz oder die Jour­nal­istin Sabine Dahin­den ihre bish­erige Lebens­geschichte und geben auch Ein­blick in jene Momente, wo sie im Leben um etwas kämpfen mussten. Porträtiert ist auch die im Aar­gau als Gas­troseel­sorg­erin bekan­nte und beliebte Corinne Dobler mit ihrer ganz per­sön­lichen Geschichte.

Gutes Timing verleiht Aktualität

Chris­t­ian Boss freut sich, dass ein paar glück­liche Zufälle dem jüng­sten Buch beson­dere Aktu­al­ität ver­lei­hen: «Kurz vor der Pub­lika­tion des Buch­es wurde Beat Feuz Olympiasieger in der Abfahrt. Und Dario Cologna been­dete kurz vor der Pub­lika­tion seine erfol­gre­iche Langlaufkar­riere.»

Übere­in­stim­mend mit dem Titel des Buch­es wurde aber auch Christi­na und Chris­t­ian Boss nicht alles geschenkt. «Einige der im Buch Porträtierten hat­ten wir schon früher, für vorherige Buch­pro­jek­te, ange­fragt. Doch sie sagten stets ab. Aber dies­mal passte der Zeit­punkt gle­ich bei mehreren Wun­schkan­di­dat­en, so dass das Buch viele hochkarätige Per­sön­lichkeit­en vere­int.»

Fleiss und Flexibilität

[esf_wordpressimage id=11089 width=half float=right][/esf_wordpressimage]Zusammen haben Christi­na und Chris­t­ian Boss schon zehn Büch­er ver­fasst. Ganz am Anfang so genan­nte «Schwinger-Guides» mit Kurz­porträts aller Teil­nehmer von ins­ge­samt vier eid­genös­sis­chen Schwinger­an­lässen, erar­beit­et im Auf­trag des Schweiz­er Fernse­hens. Weil Men­schen und ihre Geschicht­en das Autoren­paar faszinieren, porträtierten sie sei­ther viele unter­schiedliche Per­sön­lichkeit­en. Ärzte, Poli­tik­er, Radiomod­er­a­torin­nen , Schied­srichter oder Heldin­nen und Helden der Volksmusik.

Die Arbeit an einem Buch teilt sich das Ehep­aar Boss auf ungewöhn­liche Weise: Christi­na Boss führt die Inter­views, meist ohne ihren Mann. Später tippt Chris­t­ian Boss aus den hand­schriftlichen Noti­zen sein­er Frau einen Text. Zwei, drei Rück­fra­gen an die Gat­tin, dann ist das Porträt ver­fasst. Diese Arbeitsweise bewährt sich seit dem ersten Buch bis heute. Grosse Flex­i­bil­ität, viel Fleiss und Ein­satz sind nötig, um die Büch­er zu real­isieren. «Am aktuellen Buch haben wir zwölf Monate gear­beit­et – sieben Tage in der Woche. Denn wenn ein vielbeschäftigter Sportler, eine Schaus­pielerin oder ein Musik­er an einem Son­ntag plöt­zlich Zeit für ein Tre­f­fen hat, müssen wir spon­tan zur Stelle sein», berichtet Chris­t­ian Boss.

Sie haben sich das Vertrauen erarbeitet

Das Ver­trauen der Leute haben sich die bei­den Autoren über die Jahre erar­beit­et: «Je mehr Per­sön­lichkeit­en wir schon als Gesprächspart­ner vor­weisen kön­nen, desto mehr Ver­trauen kommt uns ent­ge­gen», erk­lärt Chris­t­ian Boss. Es haben sich aus solchen Inter­views auch schon dauer­hafte Fre­und­schaften ergeben.

Die bei­den lei­den­schaftlichen Schreiber geben ihre Erleb­nisse und Erfahrun­gen gerne weit­er. Regelmäs­sig sind sie in ver­schiede­nen Pfar­reien an Senioren­nach­mit­ta­gen zu Gast und erzählen dort von ihrem Werde­gang sowie der Arbeit an ihren Büch­ern. Chris­t­ian Boss sagt: «Diese Tre­f­fen bere­it­en sowohl den Zuhörerin­nen und Zuhör­ern als auch uns grosse Freude.» Das Autoren­paar Christi­na und Chris­t­ian Boss ist sel­ber im Glauben ver­ankert und fühlt sich «direkt mit dem lieben Gott ver­bun­den», wie Christi­na in einem früheren Inter­view mit Hor­i­zonte for­mulierte. Als ehe­ma­liger Finanzver­wal­ter und Geschäfts­führer der Pen­sion­skasse der Reformierten Lan­deskirche Aar­gau hat Chris­t­ian Boss auch in weltlich­er Hin­sicht mit der Kirche zu tun. Zum Fra­genkat­a­log für ihre Gesprächspart­ner gehören deshalb auch Fra­gen nach dem Glauben und fes­ten Rit­ualen.

«Bin ein komplett langweiliger Typ»

Christi­nas Gabe, das Ver­trauen der Leute zu gewin­nen und sie zum Erzählen zu brin­gen, ist ein Geschenk. Manch­mal erzählen ihr die Leute fast zu viel: Wenige Male kam es vor, dass jemand über den eige­nen Mut erschrock­en ist und sich aus dem Buch­pro­jekt zurück­ge­zo­gen hat.

Immer wieder erleben Christi­na und Chris­t­ian Boss schöne Über­raschun­gen. Der Komik­er und Mod­er­a­tor Rena­to Kaiser zum Beispiel gab auf die Anfrage die Antwort, er könne sich mit dem Titel nicht iden­ti­fizieren, denn ihm sei im Leben vieles sehr leicht­ge­fall­en und dur­chaus «geschenkt» wor­den. «Ich bin ein kom­plett lang­weiliger Typ», meinte er. Doch liess sich Rena­to Kaiser zum Glück den­noch von einem Tre­f­fen überzeu­gen, fuhr mit dem Zug nach Ober­ent­felden zum Gespräch mit dem Ehep­aar Boss, blieb zum Zmit­tag und radelte dann mit dem Velo zurück nach Bern. Das so ent­standene Porträt ist char­mant und heit­er – und abso­lut lesenswert.

Marie-Christine Andres Schürch
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