Fronleichnam ist eines der fröhlichsten und farbenfreudigsten Feste der katholischen Kirche

Fronleichnam ist eines der fröhlichsten und farbenfreudigsten Feste der katholischen Kirche

Sich unter freiem Himmel an Gottes Gegenwart freuen

Fronleichnam ist eines der fröhlichsten und farbenfreudigsten Feste der katholischen Kirche

In der Nord­westschweiz wird das reiche Fron­le­ich­nams­brauch­tum heute meist in reduziert­er Form gepflegt. Wo der Fest­tag (Don­ner­stag) ein nor­maler Werk­tag ist, kann das Fest auf den fol­gen­den Son­ntag ver­schoben wer­den.«An dis­em mittwoch z’nacht» – gemeint ist der Vor­abend von Fron­le­ich­nam – «sol­lend die priester um hüb­sche krän­zlin luo­gen.» So heisst es in ein­er Schwyz­er Kirchenord­nung aus dem Jahr 1588. Blu­menkränzchen ge­hörten also vor mehr als 400 Jahren zum Brauch­tum des Fron­le­ich­nams­festes. Das gle­iche gilt für die Prozes­sio­nen: Schon kurz nach­dem der Papst im Jahr 1264 das Fest für die ganze Kirche einge­führt hat­te, sind erste Fron­le­ich­nam­sprozes­sio­nen in Köln belegt. In unseren Gegen­den ver­ban­den sie sich wohl mit der Tra­di­tion der Flu­rumgänge. Die Fron­le­ich­nam­sprozes­sio­nen führten die Pfar­rei hin­aus in den Früh­ling, in die blühende Natur.Das Volk beg­ing die Prozes­sio­nen mit Freude und Pomp. Kinder streuten Blu­men auf den Weg. Eine prächtige Mon­stranz mit der sicht­baren Hostie wurde unter einem Bal­dachin durch Gassen und Fluren getra­gen. Das Volk sang und betete, Musik und Fah­nen gehörten dazu. Die Altäre an den vier Sta­tio­nen wur­den far­big geschmückt.Fron­le­ich­nam ist also ein freudi­ges, fröh­lich­es Fest. Der trau­rige Beik­lang des Namens führt in die Irre: Das mit­tel­hochdeutsche Wort bedeutet ganz ein­fach «Leib des Her­rn», und «Leich­nam» beze­ich­nete damals den lebendi­gen Men­schen­leib. Das Fest geht auf die Augustin­er­chor­frau Juliana von Lüt­tich (1193–1258) zurück und will die Gegen­wart Christi in der Gestalt des Brotes feiern.Die Refor­ma­toren lehn­ten das Fest ab, aber in den katholis­chen Län­dern wurde es pop­ulär. In der Deutschschweiz hiess es «Her­rgottstag», für das Laufen­tal und Thier­stein ist der Name «Lieben­her­rgottstag» über­liefert. Dort und eben­so in der Region Olten find­en heute noch viele Fron­le­ich­nam­sprozes­sio­nen statt, wenn auch meist nur mit einem kurzen Umgang. Im Stedtli Laufen ver­sam­melt sich die Pfar­rei am Son­ntag auf dem Rathaus­platz, die Stadt­musik spielt, und die weiss­ge­wan­de­ten Erstkom­mu­nionkinder tra­gen auf dem Weg zur Kirche Brote, die anschliessend beim Apéro geteilt wer­den. «Es ist ein­er der best­be­sucht­en Gottes­di­en­ste des Jahres», sagt Pas­toral­raum­leit­er Christof Klin­gen­beck. «Die Leute sind gern draussen im Stedtli.»In der Stadt Basel gibt es seit Jahrzehn­ten keine eigentlichen Prozes­sio­nen mehr an Fron­le­ich­nam. «Ältere Pfar­reim­it­glieder erin­nern sich, dass sie das noch erlebt haben», berichtet Markus Brun, Pfar­rer von St. Marien und Aller­heili­gen. Damals hät­ten die Basler Katho­liken aus ihrer Min­der­heit­spo­si­tion her­aus mit der Prozes­sion auf sich aufmerk­sam machen kön­nen. Mit der rechtlichen Anerken­nung Anfang der 1970er-Jahre habe dieses Bedürf­nis abgenom­men. Mehrere städtis­che Pfar­reien feiern Fron­le­ich­nams­gottes­di­en­ste an Altären draussen vor der Kirche und ziehen dann mit der Mon­stranz in die Kirche ein. «So zeigen wir, dass Gott in der Welt gegen­wär­tig sein will und nicht nur in der Kirche», erk­lärt Pfar­rer Brun.Chris­t­ian von Arx
Redaktion Lichtblick
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