Ein­la­dung zu neu­em Leben

Ein­la­dung zu neu­em Leben

Gene­sis 1,1.26–31aIm Anfang schuf Gott Him­mel und Erde. Und Gott sprach: Lasst uns Men­schen machen als unser Abbild, uns ähn­lich. Gott schuf also den Men­schen als sein Abbild; als Abbild Got­tes schuf er ihn. (…) Gott seg­ne­te sie und Gott sprach zu ihnen: Seid frucht­bar und ­ver­mehrt euch, bevöl­kert die Erde, unter­werft sie euch und herrscht über die Fische des Mee­res, über die Vögel des Him­mels und über alle Tie­re, die sich auf dem Land regen. Dann sprach Gott: Hier­mit über­ge­be ich euch alle Pflan­zen auf der gan­zen Erde, die Samen ­tra­gen, und alle Bäu­me mit samen­hal­ti­gen Früch­ten. Euch sol­len sie zur Nah­rung die­nen. Allen Tie­ren des Fel­des, allen Vögeln des Him­mels und allem, was sich auf der Erde regt, was Lebens­atem in sich hat, gebe ich alle grü­nen Pflan­zen zur Nah­rung. So geschah es. Gott sah alles an, was er gemacht hat­te: Es war sehr gut.Ein­heits­über­set­zung, gekürzt 

Ein­la­dung zu neu­em Leben

Kürz­lich begeg­ne­te mir ein Arti­kel über «Tie­re, die sich auf dem Land regen», über den Trans­port von Tie­ren auf eng­stem Raum über 3000 Kilo­me­ter, nur um am Ende geschlach­tet zu wer­den. Rin­der ver­dur­sten auf den Trans­por­ten, Zucht­kü­he gebä­ren und ster­ben auf Last­wa­gen. Es sind Tie­re, wel­che den­sel­ben «Lebens­atem» haben wie wir! Es ist kaum zum Aus­hal­ten. Ent­setz­lich! Ich schlief schlecht. Aber was ist das schon ange­sichts sol­chen Lei­dens. Ich habe dann auch gegen sol­chen Wahn­sinn unter­schrie­ben.Von Bäu­men ist im Schöp­fungs­be­richt der Gene­sis die Rede und von den grü­nen Pflan­zen. Sie die­nen selbst­ver­ständ­lich, ohne Wor­te, mit dem Sau­er­stoff für unse­re Atmung. Die gebun­de­nen Tul­pen leuch­ten uns bei den Ein­gän­gen in den Läden ent­ge­gen. Sie blü­hen zu unse­rer Freu­de, stumm, vol­ler Hin­ga­be, dem Licht ent­ge­gen. Wir leben vom sel­ben Licht wie sie.Ostern über­all! Nicht erst, wenn wir am Schog­gi­ha­sen knab­bern oder viel­leicht an den gros­sen Oster­fei­ern teil­neh­men, wo wir das neue Leben Chri­sti fei­ern, an dem wir Anteil haben wer­den. Wir wer­den dar­an erin­nert, dass alles Leben aus dem «gros­sen unend­li­chen Leben» des Schöp­fers quillt, das der Tie­re und der Pflan­zen und Bäu­me und (erst) seit unge­fähr 2,8 Mil­lio­nen Jah­ren das der Men­schen.Was ist der Mensch? Was machen wir aus unse­rem Leben und dem der Pflan­zen und Tie­re? Wir tei­len mit­ein­an­der den­sel­ben Atem. Was machen wir mit den Men­schen?1971, an einem Oster­tref­fen in Tai­zé, wur­de ich durch fol­gen­de Wor­te aus dem jugend­li­chen Schlaf geris­sen: «Unser Leben hin­ge­ben, damit der Mensch nicht mehr Opfer des Men­schen sei.» Eine Quel­le wird in mir wach.Da hat sich nichts geän­dert. Ich schaue nach Syri­en und sehe die Kin­der. Was wird aus ihnen? Hass wird in ihnen gesät. Wie den­ken sie wohl über die Erwach­se­nen? Kaum aus­zu­den­ken. Oder am Don­ners­tag­mor­gen, da husch­te der Zug auf der Fahrt nach Mün­chen an drei gros­sen Grä­bern mit dem David­stern vor­bei, und auf einem leuch­te­ten vio­let­te Kro­kus­se. Wel­cher Anblick! Auf der Rück­fahrt ästen in der Nähe Rehe. (Ende April 1945 kamen dort 170 eva­ku­ier­te, kran­ke jüdi­sche KZ-Häft­lin­ge beim Beschuss durch alli­ier­te Flie­ger ums Leben.) Noch nicht genug des Grau­ens! «… damit der Mensch nicht mehr Opfer des Men­schen sei.»Gott­lob kön­nen wir spä­te­stens in den Oster­fei­er­lich­kei­ten die seuf­zen­de Schöp­fung, zu der wir viel­leicht auch gehö­ren, vor dem Ewi­gen, dem Leben­di­gen bekla­gen und Ihn um das gute Leben für alle Wesen bit­ten und beten mit den Wor­ten von Frè­re Roger: «Chri­stus allen Erbar­mens, wir dür­sten danach, dich sagen zu hören: Steh auf, sei ein leben­di­ger Mensch! Wir möch­ten uns nie­mals für die Dun­kel­heit oder Mut­lo­sig­keit ent­schei­den, son­dern die Klar­heit dei­ner Nähe in uns auf­neh­men. Sie trägt uns und lässt uns alles in neu­em Licht sehen.»Und die Wor­te der Dich­te­rin Marie Lui­se Kaschnitz laden zu neu­em Leben ein, das künf­tig Blü­ten und Früch­te tra­gen soll und alles Leben liebt:«Das eigent­li­che Kreuz ist kein totes Ding. Es ist ein Baum, der bis an die Wol­ken wächst und Blü­ten und Früch­te trägt. Unzäh­li­ges Volk umgibt ihn und badet in dem Quell, der zu sei­nen Füs­sen entspringt.»Anna-Marie Fürst, Theo­lo­gin, arbei­tet in der Gefäng­nis­seel­sor­ge und in der Seel­sor­ge für Men­schen mit Behin­de­rung in den Kan­to­nen Aar­gau, Basel-Stadt und Zug
Redaktion Lichtblick
mehr zum Autor
nach
soben