Ausgezeichnete soziale Projekte im Aargau
Die ausgezeichneten Freiwilligenteams an der Preisverleihung im reformierten Kirchgemeindehaus Baden.
© Marie-Christine Andres

Ausgezeichnete soziale Projekte im Aargau

Die Verleihung des Aargauer Sozialpreises in Baden zeigte die grosse Bandbreite der Freiwilligenarbeit im Kanton auf

47 Projekte waren für den Sozialpreis Aargau nominiert. Fünf davon wurden von einer Fachjury ausgewählt und durften am Donnerstagabend in feierlichem Rahmen ihren Preis entgegennehmen.

«Die Liste mit den Pro­jek­ten durchzule­sen, hat beina­he etwas Ther­a­peutis­ches», sagte die Aar­gauer Stän­derätin Mar­i­anne Binder in ihrem Gruss­wort an der Preisver­lei­hung im reformierten Kirchge­mein­de­haus Baden. Als Poli­tik­erin sei sie es gewohnt, dass ihr beim Lesen von Doku­menten bere­its mögliche Ein­wände und Schwierigkeit­en ins Auge sprin­gen. Die Auswahl der 47 nominierten Frei­willi­gen­pro­jek­te jedoch habe sie mit ihrer pos­i­tiv­en Energie schlicht über­wältigt. Sie finde in den nominierten Pro­jek­ten all das, was das men­schliche Zusam­men­leben aus­mache: zusam­men essen, zusam­men nähen, zusam­men spie­len, miteinan­der sprechen oder sin­gen, Food­waste bekämpfen, Demen­zkranke begleit­en, eine Sprache ler­nen. Mar­i­anne Binder würdigte den Ein­satz der frei­willig engagierten Men­schen im Kan­ton mit ein­dringlichen Worten: «Zusam­men­halt statt Spal­tung, Glaube an die Mit­men­schen statt Abkapseln, Inter­esse statt Gle­ichgültigkeit. Das ist in dieser Zeit nötiger denn je. Danke.»

Vom Fricktal bis ins Freiamt

Waren bei der let­zten Sozial­preisver­lei­hung im Jahr 2022 noch 26 Pro­jek­te ein­gere­icht wor­den, waren es dieses Jahr fast dop­pelt so viele. Die ein­gere­icht­en Pro­jek­te müssen im Aar­gau umge­set­zt wer­den und min­destens teil­weise durch Frei­willi­ge­nar­beit ver­wirk­licht wer­den. Die 47 Pro­jek­te zeigen eine grosse Band­bre­ite an frei­willigem Engage­ment. Auch geografisch sind die Pro­jek­te bre­it gestreut, sie reichen von Her­stellen von Sirup in Oftrin­gen bis zum Nähtr­e­ff im Zurz­i­bi­et, vom Begeg­nungscafé in der reformierten Pfar­rei Rhe­in­felden bis zum Super­buch-Club für ukrainis­che Kinder in Wohlen. Bei der Ver­gabe der Preise kon­nte die Bevölkerung via Onlinevot­ing mitbes­tim­men. Die online einge­gan­genen Stim­men macht­en einen Drit­tel der Gesamt­be­w­er­tung aus. Anschliessend erfol­gte die Beurteilung durch die Fachjury.

Wie der Geschäft­sleit­er von Benevol Aar­gau, Samuel Stein­er, erk­lärte, hat­ten die Jurymit­glieder Anne-Käthi Kre­mer, Chris­t­ian Härtli, Ernst Blust, Loranne Mer­il­lat, Luc Hum­bel, Rahela Syed und Yvonne Feri keine ein­fache Auf­gabe. Die aus­gewählten Pro­jek­te wur­den präsen­tiert von den Jurymit­gliedern Yvonne Feri, Loranne Mer­il­lat und Anne-Käthi Kre­mer.

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Lebendiger Treffpunkt im Quartier

Den ersten Preis erhielt die IG Alter Kon­sum in Suhr. Dort ist in den let­zten Jahren ein Raum ent­standen, in dem Ideen und Men­schen aus dem Quarti­er zusam­menkom­men. Der Alte Kon­sum bietet nach­haltig pro­duzierte regionale Pro­duk­te an und betreibt ein Bistro, das als Tre­ff­punkt für Fam­i­lien und zur Inte­gra­tion Fremd­sprachiger dient. Mit Apéros, Spiel‑, Bas­tel- und Näh­nach­mit­ta­gen hat sich in kurz­er Zeit eine sor­gende, bunt gemis­chte Gemein­schaft entwick­elt. Yvonne Feri stellte das Pro­jekt vor und würdigte das Engage­ment der Beteiligten mit den Worten: «Inte­gra­tion ist nicht Ziel, son­dern ein fortwähren­der Prozess.» Alle zwei Wochen back­en die Frei­willi­gen frisches Brot aus Suhrer Getrei­de. «Ein schönes Sym­bol für das Teilen von Gemein­schaft», sagte Feri.

Spielglück in Suhr

Der zweite Preis geht eben­falls an ein Pro­jekt in Suhr. Die Suhrer Spiel­erei schafft in der Gemeinde mit rund 11’000 Ein­wohn­ern mit offe­nen Spieleaben­den Begeg­nungsmöglichkeit­en für Men­schen jeglich­er Herkun­ft und Alters. Ligret­to, Uno, die Siedler von Catan und viele, viele mehr: Die Spieleri in Suhr hat etwa 250 Spiele auf Lager. Sie ist ein Ort, der Freude macht.

Starke Vernetzungsleistung im Pastoralraum Zurzach-Studenland

Den drit­ten Platz holte der im Pas­toral­raum Zurzach-Stu­den­land organ­isierte Tre­ff für Flüchtlinge und Migrant:innen. Der Tre­ff wurde vor über zwei Jahren von Pri­vat­en ini­ti­iert, um für aus der Ukraine geflüchtete Men­schen einen Ort zu schaf­fen, an dem sie ihre Erfahrun­gen teilen, sich ver­net­zen und sich informieren kön­nen. Frei­willige unter­stützen diese Men­schen im All­t­ag, ver­sor­gen sie mit dem Leben­snotwendi­gen und helfen in Not­si­t­u­a­tio­nen rasch und unbürokratisch. Jurymit­glied Loranne Mer­il­lat hob beson­ders die Ver­net­zungsleis­tung der Gruppe her­vor: «Beein­druckt hat mich die enge Zusam­me­nar­beit mit diversen anderen Pro­jek­ten. So sind die Ini­tiantinnen des Tre­ffs zu Koor­di­na­torin­nen für Migran­tinnen und Migranten im Zurz­i­bi­et gewor­den.»

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Bet­ti­na Kust­ner, Pfar­reiseel­sorg­erin für Schneisin­gen-Siglis­torf, freute sich über die Anerken­nung. Auch das Preis­geld komme zu einem guten Zeit­punkt, erk­lärte sie. Weit­ere Ideen, wie Migran­tinnen und Migranten Anschluss find­en kön­nen, haben sie und das Team bere­its. In Absprache mit der Car­i­tas Aar­gau greifen sie das Pro­jekt «Mit Deutsch unter­wegs» in ihrem Pas­toral­raum auf. Der Infoabend für Inter­essierte find­et am Mon­tag, 18. Novem­ber um 19 Uhr im Pfar­reisaal der Anto­niusp­far­rei in Kleindöt­tin­gen statt.

Die Anerken­nung­spreise der Jury gin­gen an das Pro­jekt «Kul­turZuZweit» von Car­i­tas und an die Aktion «Wün­sch dir was» des Sennhofvere­ins Vordemwald, der den Bewohner­in­nen und Bewohn­ern des Alters- und Pflege­heims Sennhof langge­hegte Wün­sche erfüllt.

Sowohl das Organ­i­sa­tion­skomi­tee als auch die Jury des Sozial­preis Aar­gau war mit aus­gewiese­nen Fach­leuten aus dem Bere­ich Diakonie, Frei­willi­ge­nar­beit, Poli­tik und Jour­nal­is­mus promi­nent beset­zt. Mit ihrer Anwe­sen­heit bei der Preisver­lei­hung zeigten zudem der Kirchen­rat­spräsi­dent der römisch-katholis­chen Kirche im Aar­gau, Pas­cal Gre­gor, sowie Elis­a­beth Bur­gen­er, die Präsi­dentin von Car­i­tas Aar­gau, und Stän­derätin Mar­i­anne Binder ihre Wertschätzung für den Ein­satz der vie­len Frei­willi­gen im Aar­gau. Schü­lerin­nen und Schüler der Kan­ti Baden ver­liehen dem Anlass mit ihrem vir­tu­osen Spiel auf der Gitarre und dem Klavier einen feier­lichen Rah­men.

Aar­gauer Sozial­preis 2024

Mit dem Aar­gauer Sozial­preis zeich­nen die drei Lan­deskirchen sowie Benevol Aar­gau Frei­willi­ge­nar­beit im sozialen Bere­ich aus

Aus den 46 ein­gere­icht­en Pro­jek­ten durfte sowohl die Bevölkerung via Onlinevot­ing als auch eine Fachjury ihre Stim­men abgeben. Der Aar­gauer Sozial­preis ist mit ins­ge­samt 13’000 Franken dotiert. Davon gehen 5000 Franken an das Siegerpro­jekt, 3500 Franken an den Zweit- und 2500 Franken an den Drittplatzierten. Zudem wer­den zwei Anerken­nung­spreise von je 1000 Franken vergeben. Hon­ori­ert wer­den Pri­vat­per­so­n­en, Organ­i­sa­tio­nen oder Insti­tu­tio­nen, die im Sozial­bere­ich inno­v­a­tive Pro­jek­te mit einem hohen Anteil Frei­willi­ge­nar­beit auf die Beine stellen.

Die Jury set­zt sich zusam­men aus Vertreterin­nen und Vertretern der römisch-katholis­chen, der reformierten und der christkatholis­chen Kirche im Aar­gau sowie von Benevol Aar­gau und aus Per­sön­lichkeit­en aus Poli­tik, Jour­nal­is­mus oder Ver­wal­tung und gemein­nützi­gen Pro­jek­ten.

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Die aus­geze­ich­neten Pro­jek­t­teams freuten sich über die Anerken­nung ihres Engage­ments. © Marie-Chris­­tine Andres
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