Am Hei­lig­abend kei­ne «Ein­kaufs­schlacht» im Aargau

Am Hei­lig­abend kei­ne «Ein­kaufs­schlacht» im Aargau

  • Die­ses Jahr fällt der Hei­lig­abend auf einen Sonn­tag. Im Gegen­satz zum Aar­gau haben in den Kan­to­nen Zürich, Basel-Land­schaft und Zug die Geschäf­te an jenem Tag geöffnet.
  • Die Schwei­zer Bischö­fe und ver­schie­de­ne Grup­pie­run­gen rufen dazu auf, die Läden an Hei­lig­abend geschlos­sen zu halten.
  • Die in den letz­ten Tagen teils sehr emo­tio­nal geführ­te Debat­te zum The­ma Sonn­tags­ver­kauf an Hei­lig­abend zeigt: Vie­le Men­schen haben Angst, dass Weih­nach­ten nicht mehr zählt, son­dern nur noch der Konsum.
 Die­ses Jahr fällt der 24. Dezem­ber auf einen Sonn­tag. Die Kir­chen rie­fen die Geschäfts­in­ha­ber auf, christ­li­che Wer­te hoch­zu­hal­ten und an Hei­lig­abend auf den Sonn­tags­ver­kauf zu ver­zich­ten. Die Schwei­zer Bischofs­kon­fe­renz (SBK), der Schwei­ze­ri­sche Evan­ge­li­sche Kir­chen­bund (SEK) und die Schwei­ze­ri­sche Evan­ge­li­sche Alli­anz (SEA) ver­öf­fent­lich­ten je eine Medi­en­mit­tei­lung.

Bischö­fe wol­len weni­ger vor­weih­nacht­li­che Sonntagsverkäufe

«Die Schwei­zer Bischofs­kon­fe­renz (SBK) for­dert, nicht alle vor­weih­nacht­li­chen Sonn­ta­ge für den Ver­kauf zu öff­nen. Dies gilt umso mehr, wenn der vier­te Advents­sonn­tag auf den Beginn des Weih­nachts­fe­stes fällt. Die SBK ermu­tigt Geschäfts­in­ha­ber, ins­be­son­de­re auf die­sen Sonn­tags­ver­kauf zu ver­zich­ten», heisst es in der Medi­en­mit­tei­lung. Ver­schie­de­ne Medi­en nah­men das The­ma auf: az-Medi­en, Blick, Tages­an­zei­ger, 20 Minu­ten oder auch die Süd­ost­schweiz berich­te­ten. Ent­we­der druck­ten die Blät­ter Aus­zü­ge aus den Medi­en­mit­tei­lun­gen oder berie­fen sich auf den Kampf der Unia gegen eine Aus­wei­tung der Sonn­tags­ar­beit.

Kan­ton Aar­gau erlaubt zwei Sonn­ta­ge im Jahr

Die Sonn­tags­ar­beit ist gesetz­lich gere­gelt. Mit dem 1. Juli 2008 trat ein neu­er Absatz zum bestehen­den Gesetz über die Sonn­tags­ar­beit in Kraft: Die Kan­to­ne erhiel­ten die Kom­pe­tenz und Erlaub­nis, bis zu vier bewil­li­gungs­freie Sonn­tags­ver­käu­fe im Jahr fest­zu­le­gen. Längst nicht alle Kan­to­ne schöp­fen die­se Mög­lich­keit aus: Im Aar­gau ist bei­spiels­wei­se per Gesetz gere­gelt, dass nur zwei Sonn­ta­ge im Jahr bewil­li­gungs­frei für den Ver­kauf ver­wen­det wer­den dür­fen. Fest­ge­legt für das Jahr 2017 sind der 10. Und der 17. Dezem­ber. «Die Daten der Sonn­tags­ver­käu­fe sind bin­dend. Gesu­che für Sonn­tags­ver­käu­fe an ande­ren Daten wer­den nicht bewil­ligt», heisst es lapi­dar auf den Web­sei­ten des Kan­tons.  – Der Ver­kauf am Hei­lig­abend ist schlicht kein The­ma im Kan­ton.

Wider­stand im zür­che­ri­schen Wallisellen

Anders hin­ge­gen in den Kan­to­nen Basel-Land­schaft, Zug und Zürich: Dort haben die Geschäf­te die­ses Jahr am 24. Dezem­ber geöff­net, wenn­gleich in den Kan­to­nen Zug und Zürich nicht alle Gemein­den die­se Mög­lich­keit nut­zen.In Wal­li­sel­len hat­ten über­dies die 300 Ange­stell­te des Ein­kaufs­zen­trums Glatt ver­geb­lich dar­um gerun­gen, dass am 24. Dezem­ber die Läden geschlos­sen blei­ben. Im gesam­ten Kan­ton Zürich nut­zen von 168 poli­ti­schen Gemein­den nur 84 Gemein­den die Mög­lich­keit, an bis zu vier Sonn­ta­gen im Jahr die Läden offen zu hal­ten. Und nur 52 Gemein­den haben 2017 auch den vier­ten Advents­sonn­tag als ver­kaufs­of­fen fest­ge­legt.

Trotz Begehr­lich­kei­ten: Akzep­tanz im Aargau

Auch wenn es im Aar­gau kein The­ma ist: Die ver­schie­de­nen Akteu­re sind wach­sam, wenn es um den Sonn­tags­ver­kauf geht. Von der Römisch-Katho­li­schen Lan­des­kir­che im Aar­gau heisst es, dass man hin­ter dem Auf­ruf der Bischö­fe ste­he. Eben­falls gegen eine Aus­wei­tung oder Auf­wei­chung des Sta­tus quo spre­chen sich die Gewerk­schaf­ten aus. «Wir Gewerk­schaf­ten wer­den kei­ne Hand bie­ten für eine Ände­rung die­ser Geset­ze», schreibt Flo­ri­an Vock, Prä­si­dent des Aar­gaui­schen Gewerk­schafts­bun­des (AGB).Im Amt für Wirt­schaft und Arbeit strei­tet nie­mand ab, dass die Hand­ha­be in den Nach­bar­kan­to­nen bei man­chem Gross­ver­tei­ler Begehr­lich­kei­ten wecke. Doch die Geset­zes­la­ge sei klar, eine Ände­rung nicht so ein­fach mög­lich. Anfäng­lich hät­ten die Gewer­be­trei­ben­den gemurrt, als im Aar­gau 2011 nur zwei von mög­li­chen vier Sonn­ta­gen durch­ka­men, doch mitt­ler­wei­le habe man sich dar­an gewöhnt.

Kon­sum statt Religion?

Die Dis­kus­si­on betrifft also nicht alle gleich und erregt den­noch die Gemü­ter. Der «Talk täg­lich» vom 7. Dezem­ber 2017 auf tele­zü­ri fächer­te die ver­schie­de­nen Aspek­te auf. Gre­gor A. Rutz, Zür­cher SVP-Natio­nal­rat und Prä­si­dent IG Frei­heit, dis­ku­tier­te mit Mar­kus Flücki­ger, Pfar­rer und SEA-Vor­stands­mit­glied, über Ruhe­zei­ten für das Ver­kaufs­per­so­nal, den höhe­ren Lohn für die Sonn­tags­ar­beit, der von Aus­hilfs­kräf­ten wie Stu­den­ten geschätzt wer­de oder dar­über, dass ande­re Berufs­grup­pen wie Ärz­te, Pfle­ge­per­so­nal, Poli­zi­sten oder auch Pfar­rer beim The­ma kaum beach­tet wür­den.Die Kom­men­ta­re ver­schie­de­ner Anru­fe­rin­nen und Anru­fer brach­ten wei­te­re Facet­ten und viel­leicht die grund­le­gen­de Pro­ble­ma­tik ins Spiel: Weih­nach­ten, dass zäh­le heu­te ein­fach nicht mehr, die­se Zei­ten sei­en vor­bei. Es gehe mitt­ler­wei­le nicht mehr um Reli­gi­on, son­dern um Konsum.
Anne Burgmer
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