Formodula entwickelt sich weiter

Formodula entwickelt sich weiter

17 frischge­back­ene Kat­e­chetinnen erhiel­ten in Aarau am 27. Novem­ber 2015 in Aarau ihren Fachausweis nach Mod­u­lAar. Hor­i­zonte sprach mit Clau­dia Rüegseg­ger, sel­ber Kat­e­chetin und katholis­che Aus­bil­dungslei­t­ende, Rain­er Jeck­er, Reli­gion­späd­a­goge und reformiert­er Aus­bil­dungsver­ant­wortlich­er, und Tobias Fontein, Region­alver­ant­wortlich­er für die Bis­tum­re­gion Sankt Urs. Clau­dia Rüegseg­ger-Reck, Kat­e­chetin, Fach­mi­tar­bei­t­ende und Aus­bil­dungslei­t­ende Mod­u­lAar bei der Fach­stelle Kat­e­ch­ese-Medi­en in Aarau, SKV-Vor­standsmit­glied von 2012 – 2015.Die Aus­bil­dung nach For­mod­u­la kann man als erfol­gre­ich beze­ich­nen. Gle­ichzeit­ig löst sich die Schweiz­erische Kat­e­cheten Vere­ini­gung (SKV) auf. Wie ist das zu erk­lären? Clau­dia Rüegseg­ger: Lei­der nahm das Inter­esse der Mit­glieder an den Weit­er­bil­dungs- und Infor­ma­tion­sange­boten der SKV stetig ab. Viele langjährige Mit­glieder sind inzwis­chen pen­sion­iert oder aus anderen Grün­den aus dem Beruf aus­gestiegen. Den kat­e­chetisch Täti­gen ste­hen heute pro­fes­sionelle, nahe gele­gene Dien­stleis­tun­gen durch die Kat­e­chetis­chen und Reli­gion­späd­a­gogis­chen Fach­stellen zur Ver­fü­gung. Der SKV-Vor­stand hat rund drei Jahre gerun­gen und ver­sucht – auch mit extern­er Hil­fe – den Vere­in neu aufzustellen, doch das gelang nicht.Kann man von einem Gen­er­a­tio­nen­wech­sel sprechen? Ja, das kann man so sagen.Aber die jun­gen Kat­e­chetinnen haben doch sich­er auch ein Net­zw­erk? Auf­grund mein­er Beobach­tun­gen ver­net­zen sie sich eher lokal, in den Pas­toral­räu­men region­al und über Aus- und Weit­er­bil­dun­gen kan­ton­al. Informell ste­ht allen das Net­zw­erk Kat­e­ch­ese offen.Ist das Net­zw­erk denn kan­ton­al geregelt? Nein. Es wird gebildet von Delegierten der diöze­sa­nen kat­e­chetis­chen Kom­mis­sio­nen, der reli­gion­späd­a­gogis­chen Bil­dungsin­sti­tu­tio­nen und weit­er­er kat­e­chetis­ch­er Akteure in der römisch-katholis­chen Kirche. Sein Fokus liegt auf der Kat­e­ch­ese in der ganzen Deutschschweiz.Wer­den die Frauen automa­tisch über die For­mod­u­la-Aus­bil­dung darauf aufmerk­sam gemacht? Sie bekom­men die Infor­ma­tion, dass es das Net­zw­erk gibt und kön­nen über dessen Home­page den Newslet­ter abon­nieren. Da das Net­zw­erk Kat­e­ch­ese kein Vere­in ist, ent­fällt die Möglichkeit ein­er Mit­glied­schaft.Also ganz anders als die SKV? Struk­turell ja, inhaltlich kann das Net­zw­erk Kat­e­ch­ese als Erbin der SKV ver­standen wer­den.Wird es irgend­wann wieder einen Ver­band dieser Art geben? Möglicher­weise, wenn kat­e­chetisch und reli­gion­späd­a­gogisch Tätige an der Basis das Bedürf­nis ver­spüren, ihre Anliegen miteinan­der zu teilen sowie ihre Inter­essen gemein­sam und ana­log auf deutsch- oder gar gesamtschweiz­er Ebene zu vertreten. Rain­er Jeck­er, Reli­gion­späd­a­goge, The­ologe und Erwach­se­nen­bild­ner, öku­menis­ch­er Gren­zgänger und seit 2008 Mit­glied der Reformierten Lan­deskirche Aar­gau. Fach­mi­tar­beit­er auf der Fach­stelle Kirch­lich­er Reli­gion­sun­ter­richt der Reformierten Lan­deskirche Aar­gau und dort ver­ant­wortlich für die Mod­u­lAar-Aus­bil­dung.Rain­er Jeck­er, wie kommt es zum Namen Mod­u­lAar? Rain­er Jeck­er: Mod­u­lAar ist ein Kunst­wort. Es will anzeigen, dass es sich um eine Aus­bil­dung han­delt, die sich aus Mod­ulen – also bausteinar­tig – zusam­menset­zt und mit dem Aar­gau zu tun hat. Mod­u­lAar heisst die öku­menis­che kat­e­chetis­che Aus­bil­dung im Aar­gau, die sich nach den Stan­dards von For­Mod­u­la richtet und um zwei reformierte Eigen­mod­ule erweit­ert ist. Sie wird von der Römisch-Katholis­chen Kirche im Aar­gau und der Reformierten Lan­deskirche Aar­gau ver­ant­wortet. Im Raum Nord­westschweiz gibt es einen ver­gle­ich­baren Ver­bund (Oek­Mod­u­la) zwis­chen den Kan­to­nen Basel-Land­schaft, Basel-Stadt (katholisch) und Solothurn. Die bei­den Ver­bünde haben in der Schweiz Neu­land betreten. Die Bis­chöfe und die nicht beteiligten reformierten Kan­ton­alkirchen inter­essieren sich für die Erfahrun­gen mit den bei­den öku­menis­chen Pro­jek­ten. Aus der Sicht der Auszu­bilden­den schafft die öku­menis­che Träger­schaft einen Mehrw­ert. Die beson­deren Her­aus­forderun­gen der Aus­bil­dung sind nicht kon­fes­sioneller, son­dern struk­tureller Art: berufs­be­glei­t­ende Aus­bil­dung, Länge der Aus­bil­dung, mod­u­lares Sys­tem.Wie ist das genau mit den zwei reformierten Mod­ulen? Für katholis­che Auszu­bildende wer­den drei Sakra­mente als Wahlmod­ule ange­boten: Eucharistie, Ver­söh­nung und Fir­mung. Für reformierte Auszu­bildende sind es die Wahlmod­ule Taufe und Abendmahl. Von den ins­ge­samt zehn Aus­bil­dungsmod­ulen wer­den neun interkon­fes­sionell real­isiert. Wir acht­en darauf, dass das Gemein­same der Geschwis­terkon­fes­sio­nen genau­so zur Sprache kommt wie das je Eigene. Kurz: Im Spiegel der Geschwis­terkon­fes­sion das Eigene und das Fremde ken­nen und schätzen ler­nen.Mod­u­lAar ist seit drei Jahren voll­ständig öku­menisch aufgestellt. Wie viele Kat­e­chetinnen sind in dieser Zeit durch die neue Aus­bil­dung gegan­gen? Die genaue Gesamtzahl müsste ich in unseren Akten recher­chieren. Die aktuellen Zahlen kann ich Ihnen sofort sagen. In Mod­u­lAar sind zur Zeit 26 katholis­che Kat­e­chetinnen und 2 katholis­che Kat­e­cheten eingeschrieben, reformiert­er­seits sind es 18 Kat­e­chetinnen; alle wohn­haft im Aar­gau.Ist es auch auf reformiert­er Seite The­ma, dass die Frauen nach der Aus­bil­dung meist in Klein­pensen arbeit­en? Ja. Das kann seit­ens der Arbeit­nehmenden gewollt oder unge­wollt sein. Und wir haben ähn­liche Fragestel­lun­gen bei den Kirchen­räten und ver­fol­gen ähn­liche Strate­gien. Zum Beispiel wird auf katholis­ch­er und reformiert­er Seite daran gear­beit­et, dass die Anstel­lungsempfehlun­gen für Kat­e­chetinnen und Kat­e­cheten auf einem neuen und zeit­gemässen Stand sind. Es ist wichtig, dass die aufwändi­ge Aus­bil­dung auf ein passendes Berufs­feld trifft. Tobias Fontein, The­ologe, langjährige Tätigkeit als Seel­sorg­er, Pas­toralas­sis­tent und Gemein­deleit­er, seit 2014 Region­alver­ant­wortlich­er für die Bis­tum­sre­gion St. Urs Die Kat­e­ch­ese-Aus­bil­dung nach For­mod­u­lar läuft nun einige Jahre, wie nimmt die Bis­tums­seite dieses immer noch recht junge Aus­bil­dungssys­tem wahr? Tobias Fontein: Also das For­mod­u­la-Sys­tem wurde ja von der Bischof­skon­ferenz gewün­scht und so ist es also im Inter­esse der Bis­tum­sleitun­gen, dass es bald flächen­deck­end funk­tion­iert. Wir nehmen es immer noch so wahr, dass es im Entste­hen ist und sich auf ver­schiede­nen Wegen ent­fal­tet. In der Region Basel­stadt, Basel­land und Solothurn wird es sehr stark öku­menisch aus­gerichtet. Das ist hier im Aar­gau genau­so der Fall. Es gibt ver­schiedene Koop­er­a­tio­nen, auch kan­ton­süber­greifend, und eigentlich entwick­elt es sich sehr gut. Die einzige Schwierigkeit, von der ich ver­nom­men habe, dass sie immer mal wieder eine Rolle spielt, ist die Frage, ob alle Kat­e­chetinnen wirk­lich diese ganze lange Aus­bil­dung durch­laufen müssen, wenn sie nach­her vielle­icht lediglich zwei Stun­den Reli­gion­sun­ter­richt geben. Die Diskus­sion um For­mod­u­la-Light-Ver­sio­nen reisst eigentlich nicht ab.Der Sinn und Zweck ist ja aber, dass die Kat­e­chetinnen nach­her nicht zwin­gend in Klein-Pensen arbeit­en? Genau. Und das Grun­dan­liegen ist ja, dass es eine qual­i­ta­tiv hochw­er­tige Aus­bil­dung ist. Eigentlich soll­ten auch Kat­e­chetinnen, die am Ende nur zwei Stun­den geben, eine gute Aus­bil­dung haben. Auch die sollen topqual­i­fiziert sein, damit die Kat­e­ch­ese auf einem hohen Niveau stat­tfind­en kann.Anfänglich wurde die For­mod­u­la-Aus­bil­dung Seit­ens des Reli­gion­späd­a­gogis­chen Insti­tutes (RPI) mit Skep­sis betra­chtet, und als Konkur­renz aufge­fasst. Hat sich diese Skep­sis gelegt? Nach mein­er Wahrnehmung hat sie sich gelegt. Denn es gibt nach wie vor einen deut­lichen Unter­schied. Das reli­gion­späd­a­gogis­che Studi­um ist nach wie vor ein akademis­ch­er Aus­bil­dungsweg und das ist immer noch ein Unter­schied zu dem, was mit For­mod­u­la möglich ist. Und es eröffnet auch andere Zugänge hin­ter­her in der pas­toralen Prax­is. Die Angst zu Beginn war ja, dass sich das hin­ter­her vielle­icht ver­mis­chen würde und dass For­mod­u­la-Absol­ven­ten in reli­gion­späd­a­gogis­che Stellen gehen. Aber das ist bish­er nicht der Fall.
Anne Burgmer
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