Co-Piloten bleiben gerne an Bord

Co-Piloten bleiben gerne an Bord

  • Eine jüngst veröf­fentlichte Studie der Fach­hochschule Nord­westschweiz erbringt den Nach­weis für die Nach­haltigkeit des Car­i­taspro­jek­ts «Co-Pilot» zur Inte­gra­tion von Migranten.
  • Die Studie zeigt, dass die Mehrheit der «Co-Pilot»-Tandems auch nach der offiziellen Zusam­me­nar­beit weit­er­hin fre­und­schaftlich ver­bun­den bleibt.
  • Durch die pos­i­tiv­en Ergeb­nisse dieser Arbeit erhält das Men­tor­ing­pro­jekt der Car­i­tas Aar­gau zusät­zlichen Aufwind.

Alles ist neu. Alles ist anders. Die Sprache ist fremd, die Ver­ständi­gung fällt schw­er. Um Migranten in der Schweiz den Ein­stieg in ihr neues Leben zu erle­ichtern, hat Car­i­tas Solothurn 2016 das Men­tor­ing­pro­jekt «Co-Pilot» ges­tartet; Car­i­tas Aar­gau fol­gte 2018 mit seinen ersten Tandems. Das Sy​stem ist ganz ein­fach: Die Piloten (Migranten) erhal­ten je einen Co-Piloten (ein­heimis­che Per­son), um sich während eines Jahres zwei- bis vier­mal pro Monat zu tre­f­fen. Bei diesen Tre­f­fen wer­den Prob­leme des All­t­ags besprochen und gemein­sam gelöst. Nach diesem Jahr beste­ht die Möglichkeit zur Ver­längerung der Zusam­me­nar­beit um ein weit­eres Jahr.

Co-Piloten werden Freunde

Nach nun­mehr sechs, beziehungsweise vier Jahren «Co-Pilot» woll­ten die Anbi­eterin­nen wis­sen, wie nach­haltig dieses Ange­bot ist. Sie haben bei der Fach­hochschule Nord­westschweiz (FHNW) eine entsprechende Studie in Auf­trag gegeben, die von fünf Stu­dentin­nen im Rah­men ihres Bach­e­lorstudi­ums an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW aus­ge­führt und am 21. Sep­tem­ber der Öffentlichkeit präsen­tiert wurde.

Ihren Fokus legten die Ver­fasserin­nen der Studie, Anna Gal­lik­er, Riana Baum­berg­er, Tena Lovric, Chiara Savold­el­li und Emil­i­ja Babic, auf die Frage, ob und auf welche Weise die Beziehun­gen zwis­chen Piloten und Co-Piloten nach der offiziellen, ein­jähri­gen Begleitung allen­falls weit­er­en­twick­elt oder ein­fach auch weit­ergepflegt wur­den. Dabei trat zu Tage, dass 95 Prozent der Befragten noch bis heute in Kon­takt ste­hen. In der Kurz­fas­sung der Arbeit ste­ht: «Bei vie­len Tandems sind mit­tler­weile Fre­und­schaften ent­standen, welche von bei­den Seit­en gle­icher­massen geschätzt und gepflegt wer­den.»

Integration gelingt

Neue Co-Piloten gesucht

Die näch­sten Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen für Inter­essen­ten am Men­tor­ing­pro­jekt «Co-Pilot» find­en statt am:
Mittwoch, 19. Okto­ber, 19 Uhr, Gemein­de­haus Teufen­thal, UG, Kirch­weg 1, 5723 Teufen­thal
Dien­stag, 25. Okto­ber, 19 Uhr, online über Zoom
Anmel­dung, weit­ere Auskün­fte und Zoom­link: Jas­mine Burkhard, Tel. 062 837 07 46, E‑Mail

Zur Erhe­bung ihrer Dat­en haben die ange­hen­den Sozialar­bei­t­erin­nen einen Frage­bo­gen erstellt, den sie an 189 ehe­ma­lige Co-Piloten ver­sandten. Obwohl nur ein Drit­tel der Angeschriebe­nen die Fra­gen voll­ständig beant­wortet hat­te, reicht­en deren Angaben den­noch aus, um daraus sta­tis­tisch rel­e­vante quan­ti­ta­tive Aus­sagen zu gener­ieren. Mit sieben Tandems durften die Stu­dentin­nen zudem noch per­sön­liche Inter­views führen, um auch qual­i­ta­tive Rückschlüsse auf die Nach­haltigkeit des Pro­jek­ts «Co-Pilot» zu ziehen.

Die Ver­ant­wortlichen bei Car­i­tas dür­fen sich auf die Schul­tern klopfen, denn die Piloten machen durch die Begleitung ihrer Co-Piloten mess­bare Fortschritte auf ihrem Weg der sozialen Inte­gra­tion, ganz entsprechend der Def­i­n­i­tion der Stu­di­en­au­torin­nen: «Wir eracht­en eine Inte­gra­tion dann als gelun­gen, wenn eine gle­ich­berechtigte Teil­habe am sozialen, kul­turellen und wirtschaftlichen Leben ermöglicht wird.» Die Studie macht auch deut­lich, dass der Erfahrungs­gewinn im Pro­jekt «Co-Pilot» keine Ein­bahn­strasse ist. Auch die Piloten ler­nen dabei viel über die jew­eils andere Kul­tur und eben­so viel über den eige­nen Staat und seine Struk­turen.

Wer sich für alle Zahlen und die daraus gezo­ge­nen Rückschlüsse auf die Nach­haltigkeit des Pro­jek­ts «Co-Pilot» inter­essiert, kann hier die ganze Studie nach­le­sen. Weit­ere Infor­ma­tio­nen zum Men­tor­ing­pro­jekt von Car­i­tas Aar­gau gibt es auf der Web­site der Organ­i­sa­tion.

Christian Breitschmid
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