Das Dreiländereck wird zur Hotel-Rezeption

Das Dreiländereck wird zur Hotel-Rezeption

  • 17 000 Teil­nehmerin­nen und Teil­nehmer aus ganz Europa check­ten gestern fürs Europäis­che Taizétr­e­f­fen im Dreilän­dereck ein.
  • Hor­i­zonte begleit­ete eine Gruppe aus Ital­ien von St. Louis nach Erlins­bach. In der St. Jakobs Are­na in Basel wur­den der­weil ins­ge­samt 2 800 Jugendliche aus der Ukraine auf die Region verteilt.
  • Im organ­isierten Chaos behiel­ten Brüder, Helfer und erfahrene Taize­tr­e­f­fen-Teil­nehmende den Überblick.
 In Basel kom­men die Teil­nehmenden aus Polen und der Ukraine an, im deutschen Lör­rach erwartet man Deutsche und Kroat­en. In St. Louis, Frankre­ich, erre­ichen taizébegeis­terte Ital­iener, Fran­zosen und andere, spanisch- oder englis­chsprachige Gäste die Region: Das Dreilän­dereck gle­icht ein­er riesi­gen Hotel-Rezep­tion.

Babylonisches Sprachgewirr und kühle Füsse

Kaum wird es hell, fahren die ersten Busse beim Lycée Jean Mer­moz in St. Louis vor, der franzö­sis­chen Nach­barstadt von Basel. Rasch säu­men hun­derte junge Men­schen das Schul­gelände, baby­lonis­ches Sprachgewirr fast über­all. Franzö­sisch, Englisch, Ital­ienisch oder Spanisch lässt sich leicht her­aushören, anderes lässt nur ver­muten. Das nach einem Fliegerass und Aben­teur­er benan­nte Gym­na­si­um ist neben dem Basler St. Jakob-Are­al  ein weit­er­er Meet­ing-Point für die gut 17 000 Jugendlichen und jun­gen Erwach­se­nen, die an diesem Tag zum 40. Europäis­chen Taizé-Jugendtr­e­f­fen anreisen. Das find­et 2017 in Basel und der Region statt.Dort, in der Basler St. Jakob Are­na, zieht der­weil die Kälte durch die Schuh­sohlen. Die Are­na, eigentlich ein Eis­sta­dion, ist in neue «Sek­toren» unterteilt, in denen vor allen ukrainisch gesprochen wird. In «Sek­tor 13», hoch über dem abgedeck­ten Eis, sitzt eine Gruppe aus Rivne. Valen­tyn, der Grup­pen­ver­ant­wortliche, hat Erfahrun­gen mit dem Europäis­chen Taizétr­e­f­fen; es ist sein siebtes. Rivne, das ist eine ukrainis­che Stadt knapp 1 800 Kilo­me­ter von Basel ent­fer­nt. Eine dre­itägige Bus­fahrt steckt den Reisenden in den Knochen. Die Jüng­ste in der Gruppe ist 16, der Älteste 36 Jahre alt. Später wer­den die 57 Men­schen der Gruppe aus Rivne in ver­schiedene Rich­tun­gen weit­erziehen.

Mit Pandoro und Trommel im Gepäck

In St. Louis mustert eine Gruppe Ital­iener im Freien eine Karte und den dazu aus­gegebe­nen Fahrplan. Nach Erlins­bach soll es gehen. «Che fred­do», ächzt Daniele. In der Hand hält er einen Pan­doro – eine ital­ienis­che Gebäck­spezial­ität. Der ist für seine Gastel­tern bes­timmt, die er noch nicht ken­nt. Seit Mit­ter­nacht haben er, Enri­co, Mar­i­an­na Elis­a­bet­ta und Francesco von Turin aus im Reise­car über acht Stun­den zuge­bracht. Jet­zt müssen sie den Weg in ihre Gast­ge­meinde selb­st­ständig find­en. Zu den Turinern gesellt haben sich weit­ere junge Erwach­sene, die mit einem Reise­car aus der Emil­ia Romagna angereist sind und eben­falls nach Erlins­bach müssen. Unter Ihnen der hochgewach­sene Ser­gio mit dem Djem­bé. Diese Trom­mel habe er immer dabei, erk­lärt der 24-Jährige. An einem europäis­chen Jugendtr­e­f­fen sei er zum ersten Mal. Nach einem ersten Besuch in Taizé diesen Som­mer habe es ihn gepackt.

Freiwillige, die noch nie in Taizé waren

Ähn­lich klingt es, wenn Jola und Zofia aus Polen erzählen. Sie ste­hen am Park­platz zwis­chen St. Jakob Are­na und St. Jakob Halle und hal­ten Schilder mit Pfeilen in Rich­tung Parkhaus vor sich. Seit sieben Uhr frieren sie und warten auf eine Pause. «Wir sind noch nie in Taizé gewe­sen und zum ersten Mal an einem Tre­f­fen. Eine Fre­undin war im Som­mer in Taizé und erzählte uns davon. Das hat uns gefall­en und jet­zt sind wir hier», erzählt Jola. Seit dem 26. Dezem­ber sind Jola und Zofia als Frei­willige in Basel und helfen.Ohne die Helfer als lebendi­ge Weg­weis­er zu Ankun­ft und später Essen­saus­gabe, Gebet und Tramhal­testelle, gin­ge nichts. Mit allen Frei­willi­gen komme es zu der Zahl von 20 000 Besuch­ern, erk­lärt Frère Benoît in der St. Jakob Are­na.  Frère Benoît ist der Medi­en­ver­ant­wortliche des Tre­f­fens und mit einem Teil des Medi­en­teams in der St. Jakob Are­na im Ein­satz. Die Zahlen, die er nen­nt oder in den täglichen Rund­briefen veröf­fentlicht, schmeck­en nach Grossereig­nis. Doch die Atmo­sphäre in der Are­na gle­icht eher einem Fam­i­lien­tr­e­f­fen: Eine junge Frau ren­nt freud­e­strahlend auf jeman­den zu, fällt ihm um den Hals. Die anwe­senden Brüder schüt­teln fast unun­ter­brochen Hände.

«Jemand öffnet für dich die Tür, der dich nicht kennt»

Nicht nur der Ukrainier Valen­tyn ist ein «alter Hase», was die Tre­f­fen ange­ht. Auch für Mar­i­an­na ist es bere­its das sech­ste Taizé-Jugendtr­e­f­fen nach Rom, Strass­burg Prag, Valen­cia und Riga. Warum sie immer wieder hin­fährt? «Es gibt nichts besseres, als so den Jahreswech­sel zu ver­brin­gen», meint die Mitzwanzigerin aus Turin. Beson­ders begeis­tert sie dieses «Willkom­mens­d­ing», wie sie es nen­nt. «Dass jemand die Tür für dich öffnet, der dich nicht ken­nt.»In Olten steigt die Gruppe erneut um und nimmt den Zug Rich­tung Aarau. Auf Höhe Niedergös­gen schreckt Ser­gio erstaunt auf: Der Kühlturm des Kernkraftwerks fasziniert ihn. So etwas habe er noch nie gese­hen, meint er.

Erlinsbach wollte Gäste und bekommt sie

In Basel ist Frère Benoît  über­all und nir­gends, hat das Smart­phone immer in der Hand, oft am Ohr und reicht es auch weit­er, wenn es der Sache dient: Die ver­ant­wortliche Schwest­er am anderen Ende der Leitung weiss Zahlen. Ins­ge­samt, so ergibt die Rech­nung, sind im Aar­gau inklu­sive der Gren­zge­bi­ete bei Erlins­bach und Laufen­burg zwis­chen 1 000 und 1 200 Gäste für das Tre­f­fen  unterge­bracht.In Aarau erwarten Ruth Grad­wohl (19) und Joanne Belser (18) aus Erlins­bach einige dieser Ankömm­linge aus allen Teilen Europas, um sicherzustellen, dass sie den richti­gen Bus nehmen. Die bei­den haben sich dafür engagiert, dass Erlins­bach Taizé-Gast­ge­meinde wird. 50 Über­nach­tungsplätze waren das Ziel, aufgenom­men wer­den kön­nen nun 140 Per­so­n­en. Darunter Deutsche, Ital­iener, Polen, Ukrain­er und Weis­s­russen.

Ein Ständchen zur Begrüssung

Endlich – gegen 13.30 Uhr – tre­f­fen die Ital­iener im Pfar­reizen­trum bei der Kirche ein. Pfar­rer Beda Baum­gart­ner, Miri­am Ripp­stein und die Clara-Schwest­ern haben Suppe vor­bere­it­et. Dazu gibt’s Zopf, Kaf­fee und Streuselkuchen. Für Ser­gio eine Offen­barung. Er ist hun­grig. Seit 7 Uhr früh, einem Bech­er Saft und ein­er Brioche, hat er nichts mehr zu sich genom­men.Im Pfar­reizen­trum wer­den die Ankömm­linge nach ein­er kleinen Verkös­ti­gung auf die gesamthaft 30 Gast­fam­i­lien und das Kloster der Clara-Schwest­ern verteilt. Dafür ste­ht ein Pri­vat­bus im Ein­satz, damit die Jugendlichen nicht zu viel Zeit ver­lieren und her­nach innert Frist wieder nach Basel zum Abendge­bet mit allen 20 000 Teil­nehmerin­nen und Teil­nehmern gelan­gen. So auch eine Gruppe aus der Ukraine, die bei Fam­i­lie Köch­li und ihren drei Kindern unterkommt. Zur Begrüs­sung brin­gen die Gäste ein Ständ­chen. Hier gibt es alle Infor­ma­tio­nen zum Taizé-Tre­f­fen in Basel
Anne Burgmer
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