«Praktische Erfahrungen beflügeln die Theologie»

«Praktische Erfahrungen beflügeln die Theologie»

  • Bischof Felix Gmür reflek­tiert im Inter­view die Auswirkun­gen des Gedenk­jahrs «500 Jahre Ref­or­ma­tion» und erzählt, was er dank Luther wieder­ent­deckt hat.
  • Er erk­lärt, warum der Wille des Her­rn eine dynamis­che Grösse ist und warum Papst Franziskus manche Men­schen verun­sichert
  • Als Kind und Jugendlich­er ging Felix Gmür ganz selb­stver­ständlich am Son­ntag in den Gottes­di­enst. Eine Erfahrung für alle Sinne, die ihn nach­haltig geprägt hat. 
 Bischof Felix, was hat das zu Ende gehende Gedenk­jahr «500 Jahre Ref­or­ma­tion» gebracht, ganz all­ge­mein? Bischof Felix Gmür: Ein neues Bewusst­sein des gemein­samen Chris­ten­tums. Das Bewusst­sein, dass alle christlichen Kon­fes­sio­nen einen gemein­samen Grund und ein gemein­sames Ziel haben. Der Grund ist der Glaube an den dreifalti­gen Gott, das gemein­same Ziel «die Fülle des Lebens», nach Joh. 10.10. Auch hat Luther neu ins Bewusst­sein gebracht, dass jed­er Men­sch vor der Her­aus­forderung ste­ht, seinen eige­nen Weg mit Gott zu find­en. Dieses gemein­same Bewusst­sein ist wieder im Vorder­grund. Das finde ich sehr wichtig.… für Sie per­sön­lich? Ich per­sön­lich habe mich in diesem Gedenk­jahr mit Luther auseinan­derge­set­zt, und dadurch den Reich­tum des Mit­te­lal­ters neu ent­deckt. Die Palette an kirch­lichen Organ­i­sa­tions­for­men, mit dem Nebeneinan­der ver­schieden­er Orden und bis­chöflich­er Struk­turen, ist faszinierend. Weil in Wes­teu­ropa qua­si alle katholisch waren, liess man eine grosse Vielfalt an Fröm­migkeits- und Organ­i­sa­tions­for­men gel­ten. Und auch die the­ol­o­gis­chen Auseinan­der­set­zun­gen – ger­ade um die Wil­lens­frei­heit, eines der The­men von Luther – habe ich neu ent­deckt. Da waren sie im Mit­te­lal­ter schon sehr weit.… und für die Schweiz? In der Schweiz hat das Gedenk­jahr auch eine Ver­söh­nung zwis­chen den Kon­fes­sio­nen im Hin­blick auf die Ver­gan­gen­heit bewirkt. «Gemein­sam zur Mitte» hiess der Anlass am 1. April in Zug, wo wir 500 Jahre Ref­or­ma­tion und 600 Jahre Brud­er Klaus beg­in­gen. Im gemein­samen Gottes­di­enst ging es um Ver­söh­nung. Got­tfried Locher als Vertreter des Schweiz­erischen Evan­ge­lis­chen Kirchen­bun­des und ich als Vertreter der Bischof­skon­ferenz anerkan­nten die Ver­let­zun­gen, welche die Kon­fes­sio­nen einan­der in der Ver­gan­gen­heit zuge­fügt hat­ten. Von da an gehen wir gemein­sam in die Zukun­ft. Dieser Gottes­di­enst ging vie­len Leuten sehr tief.Ein ver­söhn­lich­es Nebeneinan­der ist noch keine Ein­heit. Streben die bei­den Kon­fes­sio­nen eine Wiedervere­ini­gung über­haupt an? Der Auf­trag Jesu im neuen Tes­ta­ment lautet, wir soll­ten eins sein. Es gibt viele gute Beispiele, wo die Kon­fes­sio­nen Gemein­sames tun. Aber es gibt auch Beispiele, wo wir noch nicht so weit sind. Man sollte diese Unter­schiede nicht ein­fach übertünchen, son­dern damit leben kön­nen, dass wir noch nicht am Ziel sind.Es bleibt also ein Rin­gen um die Ein­heit? Ja, es bleibt ein Rin­gen. Ein­er­seits ist die Ein­heit eine prak­tis­che Frage, ander­er­seits eine the­ol­o­gis­che. Man muss schauen: Was tren­nt uns eigentlich? Und was verbindet uns? Haupt­punkt ist die the­ol­o­gis­che Frage nach dem Blick auf die Kirche und – damit ver­bun­den — auf die Sakra­mente und die Ämter­struk­tur. Da gibt es the­ol­o­gisch noch immer unter­schiedliche Posi­tio­nen. Die katholis­che Kirche ste­ht da näher bei den ver­schiede­nen ortho­dox­en Kirchen. Die Reformierten ihrer­seits sind auch plur­al aufgestellt. Hier eine The­olo­gie zu find­en, in der sich alle wieder­erken­nen, ist eine grosse Her­aus­forderung.Welche konkreten Schritte sind Ihrer Mei­n­ung nach nötig, um Ein­heit glaub­würdig anzus­treben? Die Ver­schieden­heit der Kon­fes­sio­nen anzuerken­nen und sie mit schö­nen Worten zu umschreiben, macht noch keine Ein­heit. Wir müssen klären, was uns wirk­lich verbindet und wie das sicht­bar wird. Am einen Ende der Skala ste­ht jemand, der sagt: Es ist alles sicht­bar, wir haben eine Ein­heit im Papst. Das andere Extrem ist, dass ein­er sagt: Alles wird erst im Him­mel sicht­bar, jet­zt haben wir erst eine unsicht­bare Ein­heit. Da sind noch einige Fra­gen offen.Beobacht­en Sie einen ern­sthaften Willen, dass man in der Frage der Wiedervere­ini­gung vorankommt? Ja, viele The­ologin­nen und The­olo­gen wollen das. Bei der jün­geren Gen­er­a­tion passiert das schon auf prak­tis­ch­er Ebene. Sie sin­gen und beten zusam­men. Nehmen wir als Beispiel die Taizétr­e­f­fen: Dort fragt nie­mand nach katholisch oder reformiert. Und diese guten und prak­tis­chen Erfahrun­gen, die nicht ein­fach eine Form aus­blenden und eine andere über­hand nehmen lassen, son­dern etwas Neues schaf­fen, kön­nen auch die The­olo­gie beflügeln.Ger­ade Taizége­bete und –tre­f­fen ziehen viele Jugendliche an. Die tra­di­tionelle Ökumene geht vie­len Leuten zu langsam. Auch haben viele jün­gere Leute wenig Ver­ständ­nis, dass es die Ökumene braucht. Sie haben die Erfahrung der Tren­nung nicht mehr so aus­geprägt erlebt.Sie haben als Bischof das Leit­wort gewählt: «Begreift, was der Wille des Her­rn ist.» Warum dieses? Ein Christ, eine Christin will leben nach dem Willen Gottes. So beten wir auch im Vaterunser. Das ist übri­gens ein Gebet, das alle Chris­ten eint. Ich habe dieses Wort gewählt, weil das Verb in der Mehrzahl ste­ht. Es ist der Imper­a­tiv an eine Gemein­schaft.Wer hat also zu begreifen? Nie­mand nur für sich allein. Es geht um die Kirche. Gemein­schaftliche Erken­nt­nis ist ein syn­odaler Prozess. Nicht eine einzelne Per­son begreift und sagt dann den anderen, das sei der Wille. Auch nicht eine einzelne Gruppe. Das Apos­telkonzil war, wenn man so will, ein erster syn­odaler Prozess, wo sie untere­inan­der disku­tierten und auch strit­ten. Es ist ein gemein­sames Rin­gen der Gemein­schaft der Gläu­bi­gen, den Willen Gottes zu erken­nen.Welche Struk­turen weist die Kirche zum Disku­tieren auf? Syn­odale Struk­turen gibt es in den Ordens­ge­mein­schaften schon lange, in den Diöze­sen seit dem Zweit­en Vatikanis­chen Konzil, etwa die Pfar­reiräte oder auf Ebene Bis­tum der Seel­sorg­er­at, Priester­rat, Rat der Diakone und Laien­the­ologin­nen. Ein gross­er Teil mein­er Arbeit beste­ht darin, auf Kon­feren­zen und Plat­tfor­men um Fra­gen und Antworten zu rin­gen.Kommt darin der Glaubenssinn aller Gläu­bi­gen aus­re­ichend zum Aus­druck? Das finde ich schwierig, zu quan­tifizieren: aus­re­ichend, halb aus­re­ichend. Wichtig ist, dass der Glaubenssinn zum Aus­druck kommt. In dem Mass, in dem sich die Gläu­bi­gen ein­brin­gen und inter­essieren. Die Bis­tum­sleitung möchte alle möglichen Strö­mungen wahrnehmen, zuhören und dadurch ein Gesamt­bild gewin­nen.Wie zeigt sich der Wille des Her­rn in der im Bis­tum Basel angestosse­nen Regen­bo­gen­pas­toral? Wir stellen fest, dass es eine Rei­he von Per­so­n­en gibt, die eine sex­uelle Aus­rich­tung haben, die anders ist, als es sich die Mehrheit der Men­schen gewöh­nt ist. Auch diese Per­so­n­en sind Kinder Gottes. Wie brin­gen wir ihnen Gott näher, wie beziehen wir sie ein, dass sie merken kön­nen, dass sie auch dazuge­hören, so wie sie sind? Mir ist der Prozess wichtig, denn auch hier ist der Wille des Her­rn nicht ein für alle Mal als unverän­der­lich erkan­nt.Eine dynamis­che Grösse also? Ja, immer dynamisch. Auch die Kirche, weil Jesus eine dynamis­che Fig­ur ist. Er macht einen Weg von Galiläa über das Jor­dan­tal hin­auf nach Jerusalem. Er stirbt am Kreuz, aber damit ist es nicht ein­fach fer­tig. Es fol­gt die Aufer­ste­hung und das Wort an die Jünger. «Geht zurück nach Galiläa», das heisst, es fängt wieder an. Er lebt. Jesus ist nichts Sta­tis­ches. Und diese Dynamik gilt es, als Kirche wieder zu erken­nen und auf die je einzel­nen Sit­u­a­tio­nen anzuwen­den.Nun ist aber eines der Haup­tar­gu­mente, etwa gegen die Priester­wei­he der Frau, die Tra­di­tion, also ger­ade nichts Dynamis­ches. Wie passt das zusam­men? Tra­di­tion ist sel­ber auch eine dynamis­che Grösse. Es gibt Ele­mente, die jedoch trotz ihrer Dynamik sta­bil sind: Jesus, sein Tod am Kreuz, die Aufer­ste­hung. Dynamisch ist, wie wir das ver­ste­hen. Bei den Sakra­menten hat ja auch erst das Konzil von Tri­ent gesagt, dass es sieben sind. Der Ständi­ge Diakonat kam erst nach dem Zweit­en Vatikanis­chen Konzil auf. Das ist also eine junge Geschichte. Beim The­ma Frau und Wei­he müsste die Frage sein: Ist es his­torisch bed­ingt oder hat es einen tief­er­en Sinn, dass im Zwölfer­kreis nur Män­ner waren? Die Päp­stliche Bibelkom­mis­sion hat schon 1976 gesagt, dass vom Neuen Tes­ta­ment her kein Hin­der­nis für die Wei­he von Frauen beste­ht, weil sich die Frage dort gar nicht stellt. Und dann glauben wir ja, dass der Heilige Geist in der Geschichte wirkt. Bish­er beobacht­en wir, dass der Heilige Geist schein­bar noch keine Frauen berufen hat. Aber muss das immer so weit­er gehen? Da braucht es syn­odale Denk- und Glauben­sprozesse, um den Willen des Her­rn zu erken­nen, gemein­sam, bre­it abgestützt.Papst Franziskus hat das Bild vom Bischof entwick­elt, der den ihm anver­traut­en Men­schen mal voraus­ge­ht, mal mit­ten unter ihnen ist und mal hin­ter­herge­ht. Wie wen­den Sie dieses Bild auf sich an? Als Beispiele kann ich sagen: Bei den Errich­tung­sprozessen der Pas­toral­räume muss ich vor­ange­hen, weil «die Herde» im Sinn der grossen Masse eher träge ist. Wenn Jugendliche sich tre­f­fen wie in Taizé, dann muss ich nicht vor­ange­hen. Die wis­sen sel­ber, wie sie das machen, da bin ich ein­fach mit­ten drin. Bei der Regen­bo­gen­pas­toral war ich eigentlich zuerst hin­ten, dann habe ich die Wichtigkeit gese­hen und sie gepusht. Jet­zt gehe ich wieder hin­ter­her und wir schauen, wie es sich entwick­elt.Die Pas­toral­räume wollen struk­turelles Hil­f­s­mit­tel sein, um den Glauben ins Spiel zu brin­gen. Heute. Wie sieht heutige, inno­v­a­tive Pas­toral aus? In der Schweiz haben wir gerne klare Ver­ant­wortlichkeit­en. Wir beset­zen Räume und definieren Struk­turen. Nun teile ich aber die Aus­sage von Papst Franziskus in «Evan­gelii Gaudi­um», Nr. 222ff., wo es heisst: «Die Zeit ist mehr wert als der Raum.» Wenn wir die Zeit über den Raum stellen, machen wir Platz für Prozesse. Und das ist die inno­v­a­tive Pas­toral. Sie begleit­et die Leute in ihren Leben­sprozessen, möglichst in eine gute Rich­tung, die wir «das Heil der See­len» nen­nen kön­nen. Solche Prozesse sind natür­lich viel weniger steuer- oder reg­ulier­bar als Räume. Das macht teil­weise Angst. Auch der Papst verun­sichert manche Men­schen, denn er stösst Prozesse an und sagt: Der Heilige Geist schaut schon, dass es in die richtige Rich­tung geht. Das Prozess­denken eröffnet eine neue Zukun­ft. Das Weizenko­rn wächst schon, aber es gibt keine sofor­ti­gen Ergeb­nisse. Es braucht Geduld und Behar­rlichkeit. Manche möcht­en hinge­gen oft in der Gegen­wart die Zukun­ft vor­weg­nehmen und damit zemen­tieren. Wo beobacht­en Sie Auf­brüche? In Pas­toral­räu­men, nach der Errich­tung, wenn es weit­erge­ht, sehe ich, dass Pfar­reien, ein­st­mals geschlossene Räume, sich im einen oder anderen Aspekt ver­net­zen. Zum Beispiel in der Jugen­dar­beit, im Firmkurs oder in den Frauenge­mein­schaften. Sozi­ol­o­gisch gese­hen gibt es einen neuen Typ Kirche, eine Ver­net­zungskirche. Kirche ist nicht mehr an einem Ort, in ein­er Pfar­rei, von der Wiege bis zur Bahre. So leben die Leute ja auch gar nicht mehr. Son­dern es gibt ver­schiedene Ansprüche und Bedürfnisse und die Auf­gabe der Seel­sorge ist es, Men­schen zusam­men­zubrin­gen. Span­nend, her­aus­fordernd, vor allem weil es gilt, dynamis­che Prozesse mit sta­tis­chen Struk­turen zusam­men­zubrin­gen.Zu welchen Men­schen oder Grup­pierun­gen ver­suchen Sie, ganz gezielt Brück­en zu schla­gen? Ich mache eigentlich nichts anderes, als unter­wegs zu sein, zu ver­schiede­nen Grup­pierun­gen, Orten, Milieus. Dort bringe ich je nach The­ma den Aspekt des Glaubens ein. Vor eini­gen Jahren war ich gezielt in den diakonis­chen Insti­tu­tio­nen unter­wegs, um zu sehen, wie diese den Glauben ins Spiel brin­gen. In der Bischof­skon­ferenz sind meine Auf­gaben die sozialethis­chen, gesellschaftlichen Fra­gen, Fra­gen der gerecht­en Welt, nach Sol­i­dar­ität und ein­er guten Wirtschaft­sor­d­nung.Näch­stes Jahr find­et in Rom die Bischof­ssyn­ode zum The­ma «Die Jugendlichen, der Glaube und die Beru­fungsentschei­dung» statt. Zur Vor­bere­itung hat Papst Franziskus mit­tels Frage­bo­gen die Mei­n­ung der Jugendlichen einge­holt. Kom­men diese Antworten auch zum Bis­tum? Die Resul­tate der Umfrage kom­men via Jugend­bis­chöfe zur Bischof­skon­ferenz und gehen dann nach Rom. Entschei­dend ist: Man fragt die Betrof­fe­nen und lädt sie an die Syn­ode ein. Das ist etwas, was die Kirche schon immer kon­nte, und mal bess­er, mal weniger gut gelebt hat: die betrof­fe­nen Leute ein­beziehen. Man spricht nicht über die Jugendlichen, son­dern mit den Jugendlichen.Wie kom­men denn die Stim­men der Jugend nach Solothurn? Die Stim­men hören wir auf vie­len Kanälen. Eine Quelle sind die Fach­stellen und die Jugend­kom­mis­sio­nen. Dann bin ich selb­st sehr viel unter­wegs in den Regio­nen unseres Bis­tums, im Aus­tausch mit den Leuten. Meist beschränken sich die Feed­backs nicht auf einen einzi­gen Aspekt wie «Jugend». Son­dern da redet dann ein­er über Jugend­seel­sorge und schimpft gle­ich noch über den Lehrplan 21 und beklagt sich, die Jugendlichen kämen nicht in die Kirche, weil die Kirchen­musik alt­modisch sei. Das bet­rifft zwar alles die Jugend, es sind aber ganz ver­schiedene Aspek­te. Eine gute Quelle sind die mehreren hun­dert Fir­mungen in unserem Bis­tum pro Jahr. An den vorgängi­gen Tre­f­fen mit den Fir­man­den kommt vieles zur Sprache, was die Jugendlichen bewegt.Welche prä­gende Kirch­en­er­fahrung haben Sie sel­ber als Kind und Jugendlich­er gemacht? Was mich geprägt hat, ist unter anderem der Besuch der Messe jeden Son­ntag. Weil es regelmäs­sig war und trotz­dem jeden Son­ntag wieder ein wenig anders. Die Liturgie ist ja reich an ganz ver­schiede­nen Aspek­ten. Ein­er­seits ist sie ein ganzheitlich­es Erleb­nis, es gibt etwas zu spüren, schmeck­en, riechen und jede Menge zu sehen. Dann ist es auch ein intellek­tuelles Erleb­nis, denn man hört das Wort Gottes und eine Predigt. Dann singt man, wobei Leib und Seele einge­bun­den sind. Das Geschehen ist darauf konzen­tri­ert, dass Gott jet­zt da unter den Men­schen ist. Der Glaube wird nicht durch Diskus­sio­nen weit­ergegeben, son­dern durch die exis­ten­zielle Auseinan­der­set­zung mit Gott im Feiern der Liturgie.Auch bei den Min­is­tran­ten habe ich sehr viel Frei­heit genossen, wir kon­nten unsere eige­nen Ideen ein­brin­gen, zum Beispiel beim Organ­isieren unser­er Lager. Das finde ich auch heute bei den Jugend­ver­bän­den super: Die Jun­gen kön­nen ihre Ideen ver­wirk­lichen und müssen Ver­ant­wor­tung übernehmen. Und trotz­dem sind sie nicht allein, son­dern haben die Pfar­rei im Rück­en.Sie haben die exis­ten­zielle Erfahrung der Liturgie beschrieben. Doch selb­st die Jugendlichen von Jung­wacht Blau­r­ing, die der Kirche nah­este­hen, sind nur sel­ten im Gottes­di­enst anzutr­e­f­fen. Das ist so. Auch manche Min­is­tran­ten gehen vor allem dann in den Gottes­di­enst, wenn sie sel­ber im Ein­satz sind. Deshalb ist es gut, wenn sie möglichst oft Dienst haben (lacht). Aber man muss auch sagen, dass Kinder heute in ein­er völ­lig anderen Welt aufwach­sen als ich damals. Wir hat­ten zu Hause keinen Fernse­her. Heute ist es vielle­icht eher in einem Taizé­gottes­di­enst, der viel ruhiger ist, wo die Jugendlichen eine mys­tis­che Erfahrung machen kön­nen. Wichtig scheint mir die Erfahrung, dass Gott da ist, erfahrbar wird.Also gel­ten dem Bis­tum nicht auss­chliesslich diejeni­gen Jugendlichen, welche die Lobpreis­abende von Ado­ray besuchen, als hoff­nungsvolle Jugend? Die einen sind bei Ado­ray, andere in der Jubla, wieder andere bei den Min­is­tran­ten. Man sollte nicht das eine gegen das andere ausspie­len. Das ist Vielfalt. Wichtig ist, dass man sich engagiert. Wenn jemand seinen Weg sucht, will ich das unter­stützen. Das Schöne an Ado­ray ist die Anbe­tung. Man ist ein­fach vor Gott und betet. Das bedeutet nicht jedem gle­ich viel, aber das Schöne in der katholis­chen Kirche ist ja, dass es so viele ver­schiedene Fröm­migkeits­for­men gibt. Da besitzt unsere Kirche einen riesi­gen Reich­tum.
Marie-Christine Andres Schürch
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