Schwei­zer Bischof in Ecua­dor bit­tet um Unterstützung

  • Ecua­dor ver­sinkt im Cha­os. Seit dem spur­lo­sen Ver­schwin­den des Dro­gen­bos­ses José Adol­fo Mací­as ali­as «Fito» aus sei­ner Gefäng­nis­zel­le herr­schen im Land bür­ger­kriegs­ähn­li­che Zustände. 
  • Prä­si­dent Dani­el Noboa hat den lan­des­wei­ten Aus­nah­me­zu­stand und eine nächt­li­che Aus­gangs­sper­re verhängt.
  • Im Nord­we­sten des Lan­des ist der aus der Schweiz stam­men­de Anto­nio Cra­me­ri als Bischof des Apo­sto­li­schen Vika­ri­ats Esme­ral­das und Pro­jekt­part­ner von Mis­sio Schweiz tätig. In einem Gespräch mit Mis­sio schil­dert er die Situa­ti­on vor Ort und bit­tet um Hilfe.

Seit dem spur­lo­sen Ver­schwin­den des gefähr­lich­sten Dro­gen­bos­ses des Lan­des, José Adol­fo Mací­as ali­as «Fito», aus sei­ner Gefäng­nis­zel­le, ver­sinkt Ecua­dor im Cha­os. Prä­si­dent Dani­el Noboa hat am 8. Janu­ar 2024 den lan­des­wei­ten Aus­nah­me­zu­stand und eine nächt­li­che Aus­gangs­sper­re ver­hängt. Mit einem Ter­ror­an­griff nach dem ande­ren ver­setzt das orga­ni­sier­te Ver­bre­chen seit­dem die ecua­do­ria­ni­sche Bevöl­ke­rung in Angst und Schrecken. Die Clan­mit­glie­der schüch­tern regel­mäs­sig die Öffent­lich­keit ein, indem sie etwa Auto­bom­ben zün­den oder mit Droh­bot­schaf­ten und Angrif­fen Panik in öffent­li­chen Ein­rich­tun­gen wie Uni­ver­si­tä­ten, Schu­len und Kran­ken­häu­sern aus­lö­sen. So stürm­ten sie wäh­rend einer Live­sen­dung den staat­li­chen Fern­seh­sen­der in der Hafen­stadt Gua­ya­quil. «Ein Gross­teil der Täter sind Jugend­li­che, jun­ge Men­schen ohne Lebens­er­fah­rung und Aus­bil­dung, wie ein Stück Fleisch auf der Schlacht­bank, an die Front geschickt, um sich umbrin­gen zu las­sen», sag­te Bischof Anto­nio Cra­me­ri gegen­über Mis­sio Schweiz, dem Schwei­zer Zweig der Päpst­li­chen Missionswerke.

Mis­sio Schweiz

Mis­sio Schweiz ist der Schwei­zer Zweig der Päpst­li­chen Mis­si­ons­wer­ke. Die­se sind in über 120 Län­dern welt­weit tätig. Mis­sio strebt durch Infor­ma­ti­ons­kam­pa­gnen und das Sam­meln von Spen­den einen «Aus­gleich und Aus­tausch zwi­schen den Kir­chen» an. Mis­sio Schweiz glie­dert sich in drei Bereiche:

  • Mis­sio Welt­kir­che unter­stützt finan­zi­ell noch nicht selb­stän­di­ge Bis­tü­mer in Afri­ka, Latein­ame­ri­ka, Asi­en und Ozea­ni­en. Mis­sio Welt­kir­che infor­miert über das Leben der Men­schen dort und sam­melt jedes Jahr am Sonn­tag der Welt­mis­si­on die Kol­lek­te für den Soli­da­ri­täts­fonds der Weltkirche.
  • Mis­sio Kin­der und Jugend unter­stützt Pro­jek­te zugun­sten von Kin­dern und Jugend­li­chen und sen­si­bi­li­siert jun­ge Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer für die Lebens­be­din­gun­gen von Gleich­alt­ri­gen auf ande­ren Kontinenten.
  • Mis­sio Bil­dung unter­stützt die Aus­bil­dung von Prie­stern, Ordens­leu­ten und Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger in den jun­gen Bistümern.


Gewalt zwingt Men­schen zur Flucht

Der in Locar­no gebo­re­ne und in Grau­bün­den auf­ge­wach­se­ne Ordens­mann Cra­me­ri ist seit 2002 in Ecua­dor, seit 2021 ist er Bischof des Apo­sto­li­schen Vika­ri­ats Esme­ral­das in der gleich­na­mi­gen Pro­vinz im Nord­we­sten des Lan­des, einem der Epi­zen­tren der der­zei­ti­gen Gewalt. «Wir sind hier im Krieg, in einem Bür­ger­krieg», so der Bischof. Seit Dezem­ber wur­den in der Unru­he­pro­vinz sie­ben Dro­gen­bos­se umge­bracht, Gewalt, wel­che wie­der­um Gegen­ge­walt von riva­li­sie­ren­den Mafia­clans pro­vo­ziert: bren­nen­de Tank­stel­len, Bom­ben­an­schlä­ge auf die Poli­zei­zen­tra­le, ver­brann­te Fahr­zeu­ge, Plün­de­run­gen, will­kür­li­che Zer­stö­run­gen und immer wie­der Schies­se­rei­en. Vie­le Men­schen sind auf­grund der aus­ufern­den Gewalt und der per­sön­li­chen Bedro­hung auf der Flucht. Sie müs­sen alles zurück­las­sen, wenn sie ihr Leben ret­ten wol­len. «Es ver­geht kei­ne Woche, in der ich nicht ein Tele­fo­nat von einer bedroh­ten Fami­lie erhal­te, die mich bit­tet, sie an einen siche­ren Ort zu brin­gen» so Bischof Crameri.

Kon­kre­te Hil­fe durch die Kirche 

Die Kir­che ver­sucht in die­ser schwie­ri­gen Situa­ti­on den Men­schen beson­ders nahe zu sein, so auch in der Pro­vinz Esme­ral­das. Bischof Anto­nio Cra­me­ri möch­te den Men­schen mit sei­nen Besu­chen und geist­li­cher Beglei­tung vor Ort Hoff­nung aus dem Glau­ben geben und ihnen kon­kre­te Hil­fe anbie­ten. Mit dem Sozi­al­zen­trum «Hos­pi­tal de Cam­pa­ña» lei­stet Bischof Cra­me­ri einen kon­kre­ten Bei­trag zur Gewalt­prä­ven­ti­on und Hil­fe für die Betrof­fe­nen von Gewalt in der Pro­vinz Esme­ral­de­as. Ein ganz­heit­li­ches Kon­zept aus medi­zi­ni­scher, psy­cho­lo­gi­scher und seel­sorg­li­cher Betreu­ung bie­tet den Opfern der gewalt­tä­ti­gen Aus­ein­an­der­set­zun­gen eine Rück­zugs­mög­lich­keit und eine Unter­stüt­zung, die sie staat­li­cher­seits nicht bekom­men kön­nen. Das Zen­trum ist aber auf finan­zi­el­le Hil­fe und Spen­den aus dem Aus­land ange­wie­sen. «Unter­stüt­zen Sie uns bit­te und beten Sie für uns», bit­tet Bischof Anto­nio Cra­me­ri die Men­schen in der Schweiz.

Mis­sio Schweiz unter­stützt Bischof Cra­me­ri in die­ser schwie­ri­gen Situa­ti­on. Spen­den für das Pro­jekt «Hos­pi­tal de Cam­pa­ña» sind mög­lich via www.missio.ch/spenden

Marie-Christine Andres Schürch
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