
Zu Besuch bei der Berghilfefamilie
Für das diesjährige Berghilfeprojekt war ein Betrag von Fr. 8’000 vorgesehen, am 22. Juli wurde die Kollektensammlung abgeschlossen; die hocherfreuliche Summe von Fr. 10’080.85 war das Endergebnis. Vom Sekretariat wurde das Geld gleich zuhanden der Bauernfamilie überwiesen. Wenige Tage danach befand sich in meinem Briefkasten ein Couvert mit fünf Hunderternoten und dem Vermerk «zugunsten Berghilfeprojekt», anonym gespendet, die ich dann dem Ehepaar bei meinem Besuch persönlich übergab. Allen Spenderinnen und Spendern danke ich für die grosszügige Unterstützung ganz herzlich.
Mit ebenso grosser Dankbarkeit und Herzlichkeit wurde ich vom sympathischen, liebenswürdigen jungen Ehepaar mit ihrer kleinen Tochter am Hof in der mir bisher unbekannten Gegend zwischen Emmental und Berner Oberland empfangen. Sie konnten den Betrieb, der sich in einem guten Zustand befindet, von älteren Besitzern erwerben, da diese aus gesundheitlichen Gründen aufgeben mussten. Nun erfolgt die Umstellung auf Bio, da sowohl der Mann als auch die Frau eine Bio Landwirtschaftslehre absolviert haben. Bereits nächstes Jahr werden sie das Zertifikat «Bio Knospe» und wenig später dann auch «Demeter» erhalten. Ich bin beeindruckt, wie sehr ihnen der Erhalt der natürlichen Grundlagen am Herzen liegt.
Inzwischen wurde mit der Züchtung von bedrohten Tier- und Pflanzenarten begonnen. Sie sind daher Mitglied von Pro Specie Rara. Auf dem Hof befinden sich nun unter anderem Evolèner Kühe, von denen es in der Schweiz nur noch 240 Exemplare gibt. Diese Tiere sind berggängig, genügsam und vital, geben aber nicht so viel Milch wie Hochleistungsrassen, was ohnehin nicht einem Bio Betrieb entspricht. Auch die beiden seltenen Hühner-Rassen Appenzeller Barthühner und Spitzhaubenhühner tummeln sich auf dem Hof. Diese haben einen Urinstinkt, sind gesund und unkompliziert. Später sollen Walliser Landschafe die Tiervielfalt ergänzen.
Nicht zu übersehen sind die alten Baumsorten: Birne, Apfel, Kirsche, Pflaume. Auch mit ihren Himbeer- und Johannisbeerkulturen möchten sie einige Erträge erwirtschaften. Für die Bestäubung ist ebenfalls vorgesorgt. Als Imker betreut er einige Bienenvölker. Auf den Verkauf der Produkte über Zwischenhändler soll verzichtet werden, daher ist ein Hofladen geplant. Von Vorteil ist u.a., dass sich der Hof direkt an einem Wanderweg, der dem Fluss entlang führt, befindet.
Zum Betrieb gehören zudem 10 Hektaren Wald. Somit steht genügend Holz für die Hausheizung zur Verfügung. Der gelernte Zimmermann hat zudem die Möglichkeit, bei Sanierungen des Hauses Bauholz aus seinem Wald zu verwenden.
Die Arbeitsbelastung auf diesem Bergbauernhof ist eine grosse Herausforderung. Daher möchten sie baldmöglichst zur Entlastung einen Lehrling anstellen und ausbilden. Da die Bäuerin nicht nur die Ausbildung als Landwirtin, sondern auch als Coiffeuse absolviert hat, möchte sie diese Tätigkeit in ein paar Jahren in einem im Gebäude zu integrierenden Coiffeursalon weiterführen. Dies soll mithelfen, die hohe Verschuldung durch den Hofkauf zu reduzieren.
Mit positiven Eindrücken und der Gewissheit, dass unser finanzieller Beitrag in gute Hände gelangt ist, verabschiede ich mich von der Bauernfamilie.
Armin Zimmermann