
Bild: © Kirche_heute
Xaver Pfister ist für eine demokratische Kirche eingetreten
Nachruf auf den ehemaligen Kommunikationsverantwortlichen der RKK BS, für den es nicht nur Recht sondern auch Pflicht war, eine eigene Meinung zu haben.
Der ehemalige Medienbeauftragte des Kirchenrats der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt, Roger Thiriet, erinnert sich an sein römisch-katholisches Pendant, der eine wichtige Stimme des Basler Katholizismus war. Am Montag, 2. Juni um 11 Uhr findet in der St. Clara-Kirche ein Trauergottesdienst für Xaver Pfister statt.
Als ich 2006 als kirchlicher Quereinsteiger die Kommunikation der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt übernahm, wusste ich wenig über die Schwesterkirche römisch-katholischer Konfession. Aus meiner journalistischen Tätigkeit in der Region hatte ich aber wie alle meine Kollegen die Gleichung «RKK BS = Xaver Pfister» intus.
Von den zahlreichen Funktionen, die der 1947 in Riehen geborene Theologe während Jahrzehnten für seine Kantonalkirche ausübte, hatte diejenige des Kommunikationsverantwortlichen mit Abstand die grösste Aussenwirkung. Zu dieser trugen neben seiner Medienarbeit auch Buchpublikationen und Artikel sowie Auftritte in den elektronischen Medien, etwa als Radioprediger bei DRS 2 oder Sprecher des «Wort zum Sonntag» bei «Telebasel».
Das Recht und die Pflicht auf eine eigenständige Meinung
Xaver Pfister verstand sich also, anders als landeskirchenübliche Kirchensprecher, nie als Meinungseunuch, der ausschliesslich mit «his masters voice» sprach. Aus seiner Tätigkeit als Pfarreiseelsorger in der Basler Pfarrei St. Clara von 1975 bis 1986 und in der Co-Leitung des Stadtbasler Dekanats, vor allem aber aus seinem Engagement beim Aufbau und der Führung der katholischen Erwachsenenbildung von 1981 bis 2009 leitete er das Recht und die Pflicht auf eine eigenständige Meinung ab, die er unerschrocken gegen Innen und Aussen vertrat.
Sein unbeirrtes Eintreten für eine demokratische Kirche und ein soziales Basel sorgten deshalb öfters auch für Dissonanzen mit der römischen und der landeskirchlichen Hierarchie. So war der Kirchenrat alles andere als «amused», als sein Informationsbeauftragter 2004 Papst Johannes Paul II. in einem Offenen Brief mit anderen prominenten Schweizer Kirchenleuten das kranke Kirchenoberhaupt zum Rücktritt aufforderte.
Repräsentative Stimme des Basler Katholizismus
Der Ärger, den ihm diese Aktion eintrug, überraschte ihn erstaunlicherweise, und ich musste ihn darauf hinweisen, dass er in seiner profilierten Dreifachrolle in der Öffentlichkeit als repräsentative Stimme des Basler Katholizismus wahrgenommen würde. Selber wäre er, bescheiden und zurückhaltend, wie er war, nicht auf diese Gleichung «RKK BS = Xaver Pfister» gekommen. Und auch nicht darauf, dass ihm derartige Expositionen 2007 den Herbert Haag-Preis für Freiheit in der Kirche eintragen würde.
Jenes professionelle Gespräch über die Definition der Unternehmenskommunikation führten wir übrigens bei einem unserer monatlichen Mittagessen in der Fischerstube, dem Rebhaus oder einer anderen Beiz in der Nähe des RKK-Hauptsitzes am Kleinbasler Lindenberg. Dabei sprachen wir über anstehende Probleme und Fragen, die uns angesichts der Transformation unserer Institution von der Landes- zur Mitgliederkirche gleichermassen beschäftigten.
Mein römisch-katholisches Pendant begegnete uns Reformierten mit kritischer Sympathie und zusammen initiierten wir ökumenische Anlässe wie den denkwürdigen Feldgottesdienst im Innenhof der Messe-Rundhofhalle anlässlich einer der letzten MUBA-Ausgaben. Bei solchen «Übungen» lernte ich auch den Sinn für leisen und verschmitzten Humor des eingefleischten Kleinbaslers Pfister kennen und schätzen. Er hat ihn auch in verdüsterten Lebensphasen bewahrt und seine Freunde und Wegbegleiter daran teilhaben lassen. Am 13. Mai 2025 ist er im Alter von 77 Jahren eingegangen zum Herrn. Möge ihm die Erde leicht sein.
Roger Thiriet war von 2006 bis 2016 Medienbeauftragter des Kirchenrats der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt.
Die Trauerfeier für Xaver Pfister findet am kommenden Montag, 2. Juni 2025, 11.00 Uhr in der St. Clara-Kirche Basel am Claraplatz, 4058 Basel statt.