
Sie haben die Frage. Wir haben die Antwort.
Eine Leserin bleibt immer an der gleichen Stelle im Gottesdienst hängen: «Und sprich nur ein Wort und meine Seele wird gesund». Davide Bordenca, Theologe und Religionspädagoge erklärt die Bibelstelle.
Immer wieder bleibe ich im Gottesdienst am gleichen Satz hängen: «Und sprich nur ein Wort und meine Seele wird gesund.» Um welches Wort handelt es sich da? Und warum ist die Seele krank? Könnten Sie mir das bitte erklären?
Im Verlauf der Eucharistiefeier geschieht ein bedeutungsvoller Moment: Der Priester hebt die gebrochene Hostie empor und spricht, «Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt.» Damit weist der Priester auf Christus hin, der sich im eucharistischen Brot schenkt – als das «Lamm Gottes», das im Tod am Kreuz die Sünde der Welt getragen hat. Darauf antworten die Mitfeiernden folgenden Worten: «Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.»
Es sind die Worte des Hauptmanns von Kafarnaum, die in den Evangelien vorkommen (vgl. Mt 8,8; Lk 7,6–7). Diese Antwort ist tief geprägt von Demut und Vertrauen. Der Hauptmann, ein Nichtjude, bittet Jesus um Heilung seines kranken Dieners, obwohl er sich selbst als unwürdig betrachtet, Jesus in sein Haus zu bitten. Trotzdem vertraut er ganz auf die heilende Kraft des Wortes Jesu.
In der Liturgie spricht die Gemeinde diese Worte kurz vor dem Empfang der heiligen Kommunion. Die Gläubigen erkennen darin ihre eigene Unvollkommenheit an – «ich bin nicht würdig» – und bringen gleichzeitig ihren Glauben und ihr Vertrauen zum Ausdruck, dass ein einziges Wort Christi genügt, um die Seele zu heilen und zum Leben zu erwecken.
Es ist ein Moment der ehrlichen Selbsterkenntnis, aber auch des tiefen Vertrauens: Der Herr ist da – in der gebrochenen Hostie –, und wer ihn empfängt, empfängt Heil, Trost und Kraft. Wie der Hauptmann bekennen auch wir: Wir brauchen ihn – und wir vertrauen ihm.
Diese Frage wurde mit der Bitte gestellt, den Namen der fragenden Person nicht zu nennen. Beantwortet wurde sie von Davide Bordenca. Er ist Theologe und Religionspädagoge und arbeitet seit 2022 am Liturgischen Institut der deutschsprachigen Schweiz in Fribourg.
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