Orange und rot im Herbst

Vor bald 250 Jahren dichtete Johann Gau­denz von Salis-Seewis «Bunt sind schon die Wälder» und Gen­er­a­tio­nen von Schulkindern besin­gen (oder besan­gen zumin­d­est) gelbe Stop­pelfelder, rote Blät­ter und graue Nebel. Typ­isch Herb­st eben! Diesen Herb­st, genauer im Sep­tem­ber, hätte das Kunst­werk «Saint or Sin­ner» (Heiliger oder Sün­der) des britis­chen Kün­stlers Mason Storm im Basler Bahn­hof gezeigt wer­den sollen, seit Allersee­len war es dann für zwei Wochen in einem Schaufen­ster in der Rümelins-Pas­sage zu sehen.

Was der 1981 in Lon­don geborene Mason Storm gezeigt hat? Einen Don­ald Trump, der, wie ein amerikanis­ch­er Häftling, in einem orangen Over­all steckt und an einem weis­sen Kreuz fest­geschnallt ist, das an eine Pritsche für Hin­rich­tun­gen mit der Gift­spritze oder auch an das Kreuz unseres Erlösers erin­nert. Also etwas, was hüben und drüben das Blut in Wal­lung ver­set­zen kann!

Die Insze­nierung rund um das Werk hat für eini­gen Wirbel gesorgt. Aber wer den Weg in die Pas­sage, wo von 1956–2020 das Kellerki­no «Stu­dio Cen­tral» war, unter die Füsse genom­men und das Werk betra­chtet hat, wurde über­rascht: Die Trump­fig­ur ist viel klein­er, als die Abbil­dun­gen sug­gerierten! Die Fig­ur ist bloss ein «Tröm­pli», man kön­nte auch sagen: ein «Bon­saidon­ald». Die Diskus­sion um Kun­st und Blas­phemie in Verbindung mit «Saint or Sin­ner» schien mir auf jeden Fall vor diesem Schaufen­ster plöt­zlich über­flüs­sig gewor­den zu sein; die Frage, was Kun­st darf oder soll und auch die Frage nach der Einord­nung des aktuellen US-Präsi­den­ten in die Kat­e­gorien von «Heilig oder Sün­der» — ger­ade auch mit seinen jüng­sten Äusserun­gen zu den Chris­ten in Nige­ria — bleibt allerd­ings aktuell und span­nend.

Gehen wir von der herb­stlichen Farbe Orange zur Farbe Rot weit­er: Wie an vie­len anderen Orten leuchtet vom 15.–23. Novem­ber auch in Reinach während der REDWEEK die Kirche rot. Rot als Zeichen dafür, dass 350 Mil­lio­nen diskri­m­inierte und ver­fol­gte Christin­nen und Chris­ten unsere Hil­fe, unser Gebet und unsere Aufmerk­samkeit brauchen. Wir – und vor allem das Hil­f­swerk «Kirche in Not» (ACN) — laden Sie ein, in dieser Woche ganz beson­ders für unsere ver­fol­gten Geschwis­ter im Glauben zu beten: zu Hause, in Ihrer Pfar­rei oder mit uns in der Dor­fkirche St. Niko­laus.

Was jet­zt auch noch aktuell ist? Vom 17.–23. Novem­ber ist die Pal­lia­tiv­woche Basel-Stadt und Basel­land «Abschiedlich leben». Und dann wird Papst Leo XIV. Ende Novem­ber die türkische Stadt Iznik besuchen, um u.a. an das Konzil von Nizäa, das dort vor 1700 Jahren stat­tfand, zu erin­nern. In Erin­nerung an diese von Kaiser Kon­stan­tin ein­berufene Kirchen­ver­samm­lung hat Pius XI. 1925 mit der Enzyk­li­ka «Quas pri­mas» das Christkönigs­fest einge­set­zt, das wir am let­zten Son­ntag des Kirchen­jahres, also dieses Jahr am 22./23. Novem­ber feiern – ein Hochfest, das ganz beson­ders ein Fest der kirch­lichen Jugend war – zumin­d­est in den Zeit­en, als «Bunt sind schon die Wälder» noch oft gesun­gen wurde. Eine geseg­nete Zeit wün­scht:

Alex L. Maier, Pfar­rer in Reinach

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