Mit Prä­senz gegen das Langweilerimage

Mit Prä­senz gegen das Langweilerimage

Lärm und Lit­te­ring sind häu­fig gehör­te Begrif­fe, die Pro­ble­me meist Sym­ptom bei feh­len­den Frei­räu­men für Jugend­li­che. Die Gemein­de Stren­gel­bach bei Zofin­gen beauf­trag­te den Ver­ein Peo­p­le­talk, das The­ma im Rah­men eines media­len Pro­jekts (Film, Pla­kat­ak­ti­on, Work­shops und Inter­net­platt­form) zu bearbeiten.Ziel war die Sen­si­bi­li­sie­rung und die För­de­rung des Dia­logs zwi­schen den Gene­ra­tio­nen. Invol­viert war auch die kirch­li­che Jugend­ar­beit. Im Gespräch mit Hori­zon­te reflek­tie­ren der kirch­li­che Jugend­ar­bei­ter Ivo Büh­ler und Peo­p­le­talk-Pro­duk­ti­ons­lei­ter Roy Busch­baum zusam­men mit den bei­den Jugend­li­chen Pas­cal Lima­cher (18) und Phil­ipp Fac­cio­li (17) die Erfah­run­gen aus dem Pro­jekt.Pas­cal und Phil­ipp: Wie habt ihr vom Pro­jekt Peo­p­le­talk in Stren­gel­bach erfah­ren? Durch Ivo Bühler? Pas­cal Lima­cher: Ich habe die Kame­ras gese­hen und gefragt, was da los ist. Als ich erfah­ren habe, dass ich da mei­ne Mei­nung sagen kann habe ich mich ange­mel­det. Phil­ipp Fac­cio­li: Ich habe gar nicht rich­tig mit­ge­macht. Aber ich war die mei­ste Zeit ein­fach mit dabei.Herr Büh­ler, Sie waren für die katho­li­sche Pfarr­ge­mein­de Zofin­gen, zu der Stren­gel­bach gehört, in der Steu­er­grup­pe des Pro­jekts. Wie sind Sie auf das Pro­jekt auf­merk­sam geworden? Ivo Büh­ler: Vom Ablauf her bin ich recht über­ra­schend mit­ten in der Bud­get­pe­ri­ode ange­fragt wor­den, ob noch Geld zur Mit­fi­nan­zie­rung vor­han­den sei, und dass es schön wäre, wenn ich in der Steu­er­grup­pe mit­ma­chen könnte. Herr Busch­baum, wie muss man sich den Ablauf des Pro­jekts vorstellen? Roy Busch­baum: Grund­sätz­lich ist es so, dass wir Peo­p­le­talk an Fach­ver­an­stal­tun­gen vor­stel­len. Wir haben auch Part­ner, die uns emp­feh­len, bei­spiels­wei­se die Fach­stel­le Jugend des Kan­ton Aar­gau. In Stren­gel­bach ist es so gewe­sen, dass die Jugend­kom­mis­si­on die Film­pre­mie­re in Woh­len gese­hen hat. Pas­cal und Phil­ipp: Hat euch die Teil­nah­me am Pro­jekt etwas gebracht? Phil­ipp Fac­cio­li: Nein. Aber es war cool. Pas­cal Lima­cher: Es war ok. Es war was los. Wie waren die Reak­tio­nen auf den Film, der ent­stan­den ist? Ivo Büh­ler: An der Film­pre­mie­re waren alle recht eupho­risch. Alle waren stolz auf die gelei­ste­te Arbeit und das Resultat. In der Vor­be­rei­tung kam die Fra­ge auf, ob Men­schen, die in die Kir­che gehen, weni­ger Müll auf die Stras­se wer­fe, weni­ger Lärm machen und ein­fach mehr Rück­sicht neh­men. Ist das so? Pas­cal Lima­cher: Mol. Phil­ipp Fac­cio­li: Nein, find ich nicht. Ein Kol­le­ge von mir geht auch in die katho­li­sche Kir­che. Wegen dem Zusam­men­sein mit ande­ren. Ich glau­be, wenn die­ses Grüpp­chen allei­ne zusam­men draus­sen ist, dann kommt es genau­so raus, wie wenn wir mit unse­rer Grup­pe draus­sen sind. So seh ich das. Im Film zei­gen die Jugend­li­che eine erstaun­lich gute Selbst­ein­schät­zung, bei­spiels­wei­se beim Lit­te­ring. Ist das tat­säch­lich so, oder hat über das Pro­jekt eine Sen­si­bi­li­sie­rung stattgefunden? Pas­cal Lima­cher: Nein. Also wir wis­sen schon, was wir machen und kön­nen das ein­schät­zen. Aber wir sind jung und mei­stens scheisst es uns an. Phil­ipp Fac­cio­li: Ja, am Frösch­li­platz da gibt es einen gros­sen Kübel. Und wenn man nicht grad dane­ben­sitzt, pro­biert man den Müll rein­zu­tref­fen. Und wenn es dane­ben geht – egal. Ivo Büh­ler: So habe ich als Jugend­li­cher auch gedacht. Wenn nicht alle paar Meter ein Kübel stand, fand ich es damals legi­tim, Abfall fal­len zu las­sen. Damals dach­te ich: Es putzt dann schon jemand. Es war ja auch immer sau­ber. Heu­te sehe ich das natür­lich anders. Könn­te man dann aber nicht unter­stel­len, Pro­jek­te wie Peo­p­le­talk brin­gen nichts? Ivo Büh­ler: Mein Haupt­kri­tik­punkt ist, dass ich davon aus­ge­he, dass Frei­räu­me für Jugend­li­che ein regio­na­les und nicht ein iso­lier­tes Stren­gel­ba­cher The­ma ist. Die­sem Fakt trägt der Film zu wenig Rech­nung. Als wirk­li­chen Plus­punkt emp­fin­de ich jedoch, dass auf poli­ti­scher Ebe­ne etwas ange­stos­sen wur­de. Es scheint, dass der Film die Poli­ti­ker und die Gesell­schaft sehr beein­druck­te. Dies führt im Moment zu einer gros­sen Moti­va­ti­on, die Jugend­ar­beits­stel­le aus­zu­bau­en und die Jugend­li­chen auf diver­sen Ebe­nen ver­mehrt ein­zu­be­zie­hen. Das fin­de ich doch sehr beacht­lich. Roy Busch­baum: Das Pro­jekt hat Druck aus­ge­übt. Es hat Poli­ti­ker gege­ben, die sonst immer alles strei­chen und kür­zen, die zum abschlies­sen­den Polit­work­shop gekom­men sind und gesagt haben: Wir müs­sen dem gerecht wer­den. Phil­ipp Fac­cio­li: Ich weiss nicht, ob sich was ändert. Ich glaub es eigent­lich nicht. Pas­cal Lima­cher: Ich hof­fe, es bringt was. Wir haben ja wahr­schein­lich eh nichts mehr davon. Aber nach uns kom­men ja auch noch welche.Inwie­weit hat denn so ein befri­ste­tes Pro­jekt wie Peo­p­le­talk wirk­lich nach­hal­ti­ge Wirkung? Ivo Büh­ler: Es kommt ganz dar­auf an, wer es wei­ter­führt. Was ich mir vor­stel­len kann, ist, dass wir bei­spiels­wei­se im Wahl­fach­kurs der Ober­stu­fe ein klei­nes Pro­jekt anbie­ten, was auf­grund von Peo­p­le­talk ent­stan­den ist oder damit zusam­men­hängt. Aber auch da muss ich wie­der die gan­ze Pfar­rei im Blick haben und kann es nicht nur für die Stren­gel­ba­cher Kids machen. Mein Fokus ist da ein ande­rer. Roy Busch­baum: Peo­p­le­talk geht es dar­um, die Nach­hal­tig­keit zu stär­ken. Es nutzt nichts, wenn wir irgend­wel­che Luft­schlös­ser bau­en, die man nicht umset­zen kann. Wir erstel­len Hypo­the­sen aus dem Film zur loka­len Situa­ti­on, die wir mit den Jugend­li­chen und Poli­ti­kern bear­bei­ten, um über­haupt mal die Grund­la­ge zu schaf­fen und den poli­ti­schen Boden zu berei­ten. Dann wer­den Prio­ri­sie­run­gen der ent­stan­de­nen Ideen gemacht und wir haben dann effek­tiv die Lösun­gen, die gut umsetz­bar sind. Herr Büh­ler, Die Ein­woh­ner­ge­mein­de hat die Kir­chen­pfle­ge ange­spro­chen, sich am Pro­jekt Peo­p­le­talk zu betei­li­gen. Inwie­weit wird kirch­li­che Jugend­ar­beit bei sol­chen Koope­ra­ti­ons­pro­jek­ten über­haupt genü­gend wahrgenommen? Ivo Büh­ler: Wir haben ein­fach nur die Zeit- und Gel­dres­sour­cen, die auch vor­han­den sind. Ich habe das Gefühl, wenn bei kirch­li­cher Jugend­ar­beit mehr Res­sour­cen da wären, wäre auch mehr mög­lich. Ande­rer­seits ver­trittst du die Kir­che, gegen­über der eben schon gros­se Vor­be­hal­te bestehen. Auch wenn ich per­sön­lich Rom nicht für den Nabel der Welt hal­te, haben vie­le Men­schen die Idee, dass dies für eine römisch katho­li­sche Jugend­ar­beits­stel­le so sein muss. Die­se Vor­ur­tei­le müs­sen erst mal über­wun­den werden. Dann kann so ein Pro­jekt wie Peo­p­le­talk auch eine Chan­ce sein? Ivo Büh­ler: Ich sehe pro­jekt­mäs­sig schon Wege, wie ich als Jugend­ar­bei­ter zum Zug kom­me. So auch beim bevor­ste­hen­den Dorf­fest im Som­mer. Gemein­sam mit dem Jugend­ar­bei­ter der Gemein­de, der refor­mier­ten Kir­che und der Frei­kir­che orga­ni­sie­ren wir die Dis­co. Ich erhof­fe mir dar­aus, dass dort Kon­tak­te zu Jugend­li­chen ent­ste­hen. Auch, um dem Lang­wei­ler­image, wel­ches der katho­li­schen Kir­che doch irgend­wie anhaf­tet, ent­ge­gen zu treten.www.peopletalk.strengelbach.chDer Web­link zeigt ein Teil­ergeb­nis des Pro­jekts. Was glau­ben Sie? Las­sen sich mit Pro­jek­ten wie Peo­p­le­talk Pro­ble­me wie Nacht­ru­he­stö­rung, Lit­te­ring oder man­geln­des Raum­an­ge­bot für Jugend­li­che überwinden? 
Redaktion Lichtblick
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