Grundsteinlegung St. Christophorus Kleinhüningen

«Im Quartier sind sie Feuer und Flamme»

Grundsteinlegung der RKK Basel-Stadt für das Kirchenzentrum St. Christophorus in Kleinhüningen

 Ein Kirchen­chor in ein­er Bau­grube: Wahrlich kein alltäglich­er Auftritt, den die rund 100 Gäste der Grund­stein­le­gung in der Klein­hüninger­an­lage an einem son­ni­gen Fre­ita­gnach­mit­tag miter­lebten. Ungewöhn­lich ist auch das Bau­vorhaben selb­st. Für Kirchen­rat­spräsi­dent Chris­t­ian Griss ist es das grösste Neubaupro­jekt seit seinem Amt­santritt 2011, und nicht nur das: «Es ist über­haupt der erste Neubau, den wir bei der RKK Basel-Stadt bish­er in diesen sieben Jahren in Angriff nehmen», ergänzte er an der Grund­stein­le­gung gegenüber «Kirche heute».

«Aufbruch statt Abbruch»

Im 21. Jahrhun­dert sind es die Kirchge­mein­den eher gewohnt, ihre Baut­en zu unter­hal­ten, zu sanieren oder umzubauen. Wenn das nicht mehr möglich ist, wer­den Gebäude verkauft oder zurück­ge­baut. In Klein­hünin­gen dage­gen heisst das Mot­to «Auf­bruch statt Abbruch». Das Neubaupro­jekt Kirchen­zen­trum St. Christopho­rus soll wirtschaftlich sein, indem es neben Kapelle, Saal und Vere­in­sräu­men auch 22 Woh­nun­gen zur all­ge­meinen Ver­mi­etung, 16 Alter­swoh­nun­gen sowie zwei Kindergärten umfasst.Einen Baukred­it von 18,5 Mio. Franken hat­te die basel­städtis­che Syn­ode dafür Ende Novem­ber 2017 bewil­ligt, die Ein­wei­hung wird Mitte 2020 erwartet. Vere­in­bart ist, dass der Christopho­rus Vere­in – die Träger­schaft des benach­barten Pflege­wohn­heims St. Christopho­rus – die Alter­swoh­nun­gen nach der Erstel­lung kaufen wird. Die Kindergärten wird das basel­städtis­che Erziehungs­de­parte­ment mieten.

Unterstützung aus dem Quartier

Ein Abbruch ging allerd­ings auch diesem Auf­bruch voraus. Im let­zten hal­ben Jahr wur­den die Kirche St. Christopho­rus mit Pfar­rhaus und Sakris­ta­nen­haus abge­brochen. Das Kirch­enensem­ble stammte aus dem Jahr 1935 und stand nicht unter Denkmalschutz, die Bausub­stanz war schlecht. Die Kirche diente den oft aus der Inner­schweiz oder Deutsch­land stam­menden katholis­chen Eisen­bahn- und Hafe­nar­beit­ern, die sich in Klein­hünin­gen ansiedel­ten. 1960 ent­stand daraus eine selb­st­ständi­ge Pfar­rei mit fast 3000 Mit­gliedern. Um die Jahrtausendwende ging die Mit­gliederzahl aber auf 1000 zurück. Das führte im Jahr zur 2004 Angliederung an die Pfar­rei St. Joseph, die ihrer­seits 2009 in St. Clara aufging.Die Klein­hüninger Quartierkirche St. Christopho­rus wurde nicht mehr gebraucht. Nach dem Beschluss des Neubaupro­jek­ts wurde sie nach der let­zten Messe am 6. Jan­u­ar 2018, pro­faniert. Natür­lich bedeutet dies auch einen Ver­lust. «Man plante seit 15 Jahren», erin­nerte sich Bruno Chi­avi, Pro­jek­tleit­er Bau der RKK Basel-Stadt, nach der Grund­stein­le­gung im Gespräch mit «Kirche heute». «Am Anfang waren die Leute im Quarti­er total dage­gen, sie hat­ten Angst, dass man ihnen etwas weg­nehmen würde.» In einem mehrjähri­gen Prozess habe sich das gewan­delt, die Idee des neuen Kirchen­zen­trums habe Wurzeln geschla­gen. «Jet­zt sind sie Feuer und Flamme: Wenn ich für das Pro­jekt etwas brauche, helfen sie mir sofort», berichtet Chi­avi. Zwei Ein­sprachen wur­den zurück­ge­zo­gen.

«Kleinhüningen hat Potenzial»

An der Grund­stein­le­gung des Kirchen­zen­trums St. Christopho­rus wirk­te der Kirchen­chor St. Clara mit. | © Chris­t­ian von Arx
So kam es, dass am 19. Okto­ber der Kirchen­chor St. Clara mit dem Lied «Anfang und Ende» die Grund­stein­le­gung in der Bau­grube eröff­nen kon­nte. Kirchen­rat­spräsi­dent Chris­t­ian Griss beant­wortete in sein­er Begrüs­sung die Frage, warum die Kirche an diesem Ort, nur anderthalb Kilo­me­ter von St. Joseph ent­fer­nt, über­haupt wieder etwas baue: «Der Kirchen­rat war mit der Quartiervere­ini­gung einig: Wir wollen hier im Quarti­er bleiben. Klein­hünin­gen hat Poten­zial.» Zum neuen Zen­trum gehöre die mul­ti­funk­tionelle Kapelle als litur­gis­ch­er Raum für Gebet und Feiern, auch Eucharistiefeiern. Die Kapelle ist für Gottes­di­en­ste unter der Woche geeignet. Die Son­ntags­gottes­di­en­ste find­en in St. Clara und St. Joseph statt.Architekt Matthias Lorenz, der mit seinem Büro Lorenz Architek­ten 2015 den Pro­jek­twet­tbe­werb der RKK Basel-Stadt gewon­nen hat­te, freute sich, dass er mit dem alle Gen­er­a­tio­nen umfassenden Pro­jekt «eine ganze kleine Stadt» habe entwer­fen kön­nen. Jet­zt gehe es darum, im Zusam­men­wirken von Bauher­rin, Plan­ern und Handw­erk­ern das Pro­jekt ins Leben zu tra­gen, wie der heilige Christopho­rus.

Zwei Zeitkapseln im Grundstein

Für den sym­bol­is­chen Baus­tart wur­den zwei Zeitkapseln in die run­den Grund­steine gelegt. Die eine ist die beim Abbruch aufge­fun­dene aus dem Jahr 1974 mit Doku­menten zur Kirche St. Christopho­rus. In die andere Kapsel kamen neue Zeitzeu­gen: Die von Pfar­rer Ste­fan Kemm­ler geschriebene Grund­stein­le­gung­surkunde, Unter­la­gen ver­schieden­er Quartiervere­ine wie des katholis­chen Arbeit­er­vere­ins, des Frauen­vere­ins oder der Pfadfind­er­abteilung, Doku­men­ta­tio­nen mit Fotos der alten Kirche, der Bericht des Preis­gerichts zum Siegerpro­jekt, der Antrag an die Syn­ode zum Aus­führungskred­it und schliesslich eine Tageszeitung vom Tag der Grund­stein­le­gung und das aktuelle Pfar­rblatt.Höhep­unkt der Feier in der Bau­grube war die Seg­nung durch Pas­toral­raump­far­rer Ste­fan Kemm­ler, der mit den Anwe­senden das Vaterunser und das Ave Maria betete. Chris­t­ian von Arx
Christian von Arx
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