Das hörende Herz und das Hören im Geiste
Bild: © Flavia Müller Fotografie

Das hörende Herz und das Hören im Geiste

«Los jetz doch eifach zer­scht emol zue!» – Dieses Satz habe ich als Kind hie und da zu hören bekom­men.

Ein Wort, welch­es in die gle­iche Rich­tung geht und mir, nach­dem ich es ent­deck­te, als Hal­tung wichtig wurde, find­et sich im ersten Buch der Könige. Dort fordert Gott den jun­gen König Salo­mo im Traum auf: «Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll.» (1 Kön 3,5) Die Antwort Salo­mos drehte sich nicht um Macht und Reich­tum. Er bat: «Ver­leih deinem Knecht ein hören­des Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unter­schei­den ver­ste­ht» (1 Kön 3,9.) Was für eine Bitte!

Papst Franziskus hat unser­er Kirche die Hal­tung dieser Bitte, gle­ich­sam als Ver­mächt­nis, mit auf den Weg gegeben. Er sprach vom «hören­den Herzen» und meinte hörend auf Gott und auf die Worte, Mei­n­un­gen, Anliegen der Men­schen – um so den Willen Gottes zu erah­nen, zu erspüren, zu erken­nen. Die Pflege dieser Hal­tung ermöglicht gemein­same zielführende Weg­suche und Wegfind­ung. Dies hat nicht nur für die Kirche Gel­tung, son­dern auch für die Poli­tik und die Gesellschaft. – «Los jetz doch eifach zer­scht emol zue!»

Nun, meine Bitte an Gott: «Gib jenen, welche diese Worte lesen, ein ‹hören­des Herz› und die Hal­tung des ‹Hörens im Geiste›».

Josef Stuebi
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