
Das hörende Herz und das Hören im Geiste
«Los jetz doch eifach zerscht emol zue!» – Dieses Satz habe ich als Kind hie und da zu hören bekommen.
Ein Wort, welches in die gleiche Richtung geht und mir, nachdem ich es entdeckte, als Haltung wichtig wurde, findet sich im ersten Buch der Könige. Dort fordert Gott den jungen König Salomo im Traum auf: «Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll.» (1 Kön 3,5) Die Antwort Salomos drehte sich nicht um Macht und Reichtum. Er bat: «Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht» (1 Kön 3,9.) Was für eine Bitte!
Papst Franziskus hat unserer Kirche die Haltung dieser Bitte, gleichsam als Vermächtnis, mit auf den Weg gegeben. Er sprach vom «hörenden Herzen» und meinte hörend auf Gott und auf die Worte, Meinungen, Anliegen der Menschen – um so den Willen Gottes zu erahnen, zu erspüren, zu erkennen. Die Pflege dieser Haltung ermöglicht gemeinsame zielführende Wegsuche und Wegfindung. Dies hat nicht nur für die Kirche Geltung, sondern auch für die Politik und die Gesellschaft. – «Los jetz doch eifach zerscht emol zue!»
Nun, meine Bitte an Gott: «Gib jenen, welche diese Worte lesen, ein ‹hörendes Herz› und die Haltung des ‹Hörens im Geiste›».


