Bettagsmandat 2014

Bettagsmandat 2014

Der Eid­genös­sis­che Dank‑, Buss- und Bet­tag bietet uns seit über 200 Jahren Gele­gen­heit für einen Augen­blick zu danken und über die Sit­u­a­tion unseres Lan­des, über das Zusam­men­leben in unser­er Gesellschaft nachzu­denken.

Unser Land ste­ht vor vielfälti­gen Her­aus­forderun­gen: Da sind die poli­tis­chen und wirtschaftlichen Sig­nale aus Europa, der nicht nach­lassende Druck auf die Migra­tions- und Flüchtlingspoli­tik und ein sich weit­er polar­isieren­des innen­poli­tis­ches Kli­ma. Viele Men­schen machen sich Sor­gen. Inter­es­san­ter­weise kommt der Begriff «Sorge» in ganz ver­schiede­nen Tätigkeit­en vor: Wir «sor­gen vor», wir «besor­gen» etwas, «ver­sor­gen» uns oder andere, wir «tra­gen Sorge» zu etwas, bevor wir es dann «entsor­gen». Wenn wir «uns sor­gen», dann beschäfti­gen wir uns oft und vor allem mit uns selb­st. Wir set­zen uns mit unser­er Gegen­wart und unser­er Zukun­ft unter einem neg­a­tiv­en Vorze­ichen auseinan­der: Entwed­er sind wir mit dem gegen­wär­ti­gen Zus­tand nicht glück­lich und haben Grund zur Sorge oder es geht uns zwar gut, aber wir machen uns Sor­gen, dass es sich ändern kön­nte. Wenn Flüchtlinge in die Schweiz kom­men, dann prallen bei­de Arten von Sorge aufeinan­der. Auf der einen Seite sind die Men­schen, die vor Krieg, Gewalt oder materieller Not fliehen mussten. Sie haben allen Grund zur Sorge. Viele von ihnen mussten alles zurück­lassen, auch geliebte Men­schen, Fam­i­lien­ange­hörige, Fre­unde.

Sorge errichtet Bar­ri­eren Auf der anderen Seite sind wir: Men­schen, die in einem his­torischen Aus­nah­mezu­s­tand von Wohl­stand und Sicher­heit leben. Kaum irgend­wo auf der Welt, und niemals zuvor in der Geschichte lebten Men­schen so gut ver­sorgt wie wir hier in unserem schö­nen Land. Wir haben allen Grund zur Dankbarkeit. Es geht uns so gut, dass wir manch­mal befürcht­en, wir kön­nten nur noch ver­lieren. Zum Beispiel, wenn wir Men­schen auf der Flucht in unserem Land Auf­nahme gewähren. Oder wenn wir uns zu sehr für zu viele Men­schen aus dem Aus­land öff­nen. Die Sorge treibt Keile zwis­chen Men­schen. In gross­er Not kippt Sorge in Angst: Jed­er wird sich selb­st zum Näch­sten. Im Wohl­stand richtet Sorge Bar­ri­eren auf und tren­nt diejeni­gen, die haben, von denen, die nicht haben.Raum für Dankbarkeit Wenn wir uns ganz unmit­tel­bar auf eine Sit­u­a­tion, auf einen anderen Men­schen ein­lassen, dann kön­nen alle Sor­gen vergessen gehen: Das kann in der Stille sein und im Gebet, beim Lesen oder beim Hören von Musik. Das kann aber auch dann sein, wenn wir ganz bei anderen Men­schen sind: Im Dienst am Mit­men­schen, wenn wir helfen und umsor­gen. Wo die Sorge in den Hin­ter­grund tritt, öffnet sich Raum für Dankbarkeit. Danken öffnet uns die Augen für das, wofür die Sorge uns blind macht. Kommt aber die Sorge um uns selb­st dazwis­chen, reisst sie uns jäh aus dem Raum der Dankbarkeit her­aus. Sie beein­trächtigt alle drei Dimen­sio­nen von Beziehun­gen, die grundle­gend sind im Leben: Die Beziehung zu den Mit­men­schen, zu Gott und zu uns sel­ber.Besin­nen Der Dank‑, Buss und Bet­tag lädt uns ein, uns dankbar auf das zu besin­nen, was die Men­schen in unserem Land verbindet, anstatt sie zu tren­nen. Darin liegt die Kraft, die es uns möglich macht, den Her­aus­forderun­gen unser­er Zeit mit Zuver­sicht zu begeg­nen.  Der Regierungsrat und die drei Lan­deskirchen des Kan­tons Aar­gau geben abwech­sel­nd jedes Jahr zum Eid­genös­sis­chen Dank‑, Buss- und Bet­tag einen Aufruf an die Aar­gauer Bevölkerung her­aus. In diesem Jahr wird der Text des Bet­tags­man­dats von den drei Aar­gauer Lan­deskirchen ver­ant­wortet.
Redaktion Lichtblick
mehr zum Autor
nach
soben