Auch Ordens­frau­en sol­len mit­stim­men können

Auch Ordens­frau­en sol­len mit­stim­men können

Bene­dik­ti­ne­rin­nen des Klo­sters Fahr unter­stüt­zen Peti­ti­on an die Bischofs­syn­ode im Vatikan

An der aktu­el­len Bischofs­syn­ode in Rom kön­nen zwei Ordens­brü­der mit­stim­men, die nicht Prie­ster sind. Ordens­frau­en dage­gen haben nur bera­ten­de Stim­me. Das soll sich ändern, fin­den die Bene­dik­ti­ne­rin­nen des Klo­sters Fahr im Aargau. Â«Was ist der Unter­schied zwi­schen Ordens­brü­dern und Ordens­schwe­stern?» Das fragt Ire­ne Gas­smann, Prio­rin des Klo­sters Fahr, in einem Online-Arti­kel des «Tages-Anzei­gers» vom 15. Okto­ber. Anlass zur Fra­ge ist die 15. ordent­li­che Bischofs­syn­ode in Rom, die vom 3. bis 28. Okto­ber das The­ma Jugend behan­delt. An der Syn­ode neh­men rund 260 Bischö­fe aus aller Welt teil, dazu rund 100 Bera­ter und Gast­hö­rer (Audi­to­ren). Die mei­sten die­ser Exper­ten und Gäste dür­fen sich an der Syn­ode äus­sern, haben aber kein Stimm­recht. Das gilt auch für die acht Pro­zent Frau­en unter den Syn­oden­teil­neh­mern.Wie einem Bei­trag der vati­ka­ni­schen Medi­en­stel­le «Vati­can News» zu ent­neh­men ist, sind unter den acht Dele­gier­ten der männ­li­chen Ordens­obe­ren zwei Brü­der ohne Prie­ster­wei­he, also Lai­en. Den­noch gestand ihnen das Syn­oden­se­kre­ta­ri­at den Sta­tus als Syn­oden­vä­ter zu, mit dem ein Stimm­recht ver­bun­den ist. Die acht Ordens­obe­rin­nen bei der Syn­ode haben hin­ge­gen kein Stimm­recht.Bis 2015 war das Stimm­recht an Bischofs­syn­oden aus­schliess­lich geweih­ten Prie­stern vor­be­hal­ten. Doch an der Fami­li­en­syn­ode vom Okto­ber 2015, der ersten Bischofs­syn­ode unter Papst Fran­zis­kus, durf­te erst­mals auch ein Ordens­bru­der, der nicht Prie­ster ist, mit den Bischö­fen abstim­men. Unter den Syn­oden­vä­tern der lau­fen­den Jugend­syn­ode gibt es nun bereits zwei Ordens­obe­re, die nicht Prie­ster sind.

«Wie Schwe­stern und Brü­der in Christus»

Das hat eine Rei­he von kirch­li­chen Frau­en­or­ga­ni­sa­tio­nen aus vie­len Län­dern heraus­gefordert. Sie star­te­ten eine inter­na­tio­na­le Online-Peti­ti­on unter dem Titel «Votes for Catho­lic Women», die sich an die Bischö­fe, Kar­di­nä­le, alle stimm­be­rech­tig­ten Mit­glie­der der Jugend­syn­ode und an Papst Fran­zis­kus rich­tet. Die Unter­zeich­ne­rin­nen for­dern die Adres­sa­ten auf, einen Weg zu fin­den, dass auch Ordens­obe­rin­nen gleich­be­rech­tigt wie männ­li­che Ordens­obe­re an der Bischofssy­node und an allen ande­ren Ent­schei­dungs­gre­mi­en der Kir­che mit­wir­ken und mit­stim­men kön­nen, «wie Schwe­stern und Brü­der in Chri­stus».

Zwölf­mal mehr Frau­en als Männer

Laut der Peti­ti­on gab es im Jahr 2016 welt­weit 659 445 Ordens­frau­en und 52 625 Ordens­män­ner. Die Zahl der in reli­giö­se Orden ein­ge­tre­te­nen Frau­en beträgt also das Zwölf­fa­che der Män­ner. Ordens­frau­en lei­ste­ten den gröss­ten Teil der Arbeit für die am mei­sten benach­tei­lig­ten Men­schen.«Wir haben viel­leicht unter­schied­li­che Ansich­ten zu vie­len Fra­gen, aber dar­in sind wir uns einig: Wir glau­ben, dass unse­re Kir­che die gegen­wär­ti­ge Kri­se nur über­win­den kann, wenn Frau­en Stim­me und Stimm­recht haben», lau­tet der letz­te Satz der Peti­ti­on. Die­se wur­de am 18. Okto­ber in Rom dem Gene­ral­se­kre­tär der Bischofs­syn­ode, Kar­di­nal Loren­zo Bal­dis­se­ri, sowie allen Bischö­fen, Kar­di­nä­len und stimm­be­rech­tig­ten Synoden­mitgliedern über­ge­ben.

Was Obe­rin­nen an der Syn­ode dazu sagen

Am 15. Okto­ber äus­ser­ten sich sechs der acht Ordens­obe­rin­nen, die an der Syn­ode teil­neh­men, an einer Medi­en­kon­fe­renz im Vati­kan. «In einer näch­sten Syn­ode wer­den wir wahr­schein­lich eine Ände­rung dar­über sehen, wer wählt», sag­te die US-Ame­ri­ka­ne­rin Sal­ly Marie Hodg­don, Gene­ral­obe­rin der Schwe­stern des Hei­li­gen Josef von Cham­bé­ry und Vize­prä­si­den­tin der inter­na­tio­na­len Uni­on der Ordens­obe­rin­nen UISG. Die Bischofs­syn­ode sei ein Instru­ment in Ent­wick­lung.«Was wir wirk­lich wol­len, ist nicht das Stimm­recht», erklär­te Sal­ly Marie Hodg­don laut dem Bericht von «Vati­can News» wei­ter. «Wir wol­len viel­mehr bei Ent­schei­dungs­pro­zes­sen hel­fen, zu guten Ent­schei­dun­gen zu kom­men». Das Abstim­men am Ende der Syn­ode über die ein­zel­nen Absät­ze des Schluss­do­ku­ments sei «nur ein Moment in 25 Tagen. Aber in den Sprach­grup­pen ist die Arbeit anders, viel­leicht sogar wich­ti­ger».«Die Peti­ti­on ist Aus­druck der Mei­nungs­frei­heit», mein­te die ita­lie­ni­sche Ordens­frau Ales­san­dra Sme­ril­li, Öko­no­min und Sozi­al­ar­bei­te­rin, zur Fra­ge des Stimm­rechts an der Syn­ode. «Es ist gut, das vor­zu­schla­gen. Wir sind in einem kon­ti­nu­ier­li­chen Öff­nungs­pro­zess, das sehen wir in der Syn­ode jeden Tag, und jeder Mosa­ik­stein kann hel­fen.»

Kämp­fe­rin­nen im Klo­ster Fahr

Das aar­gaui­sche Klo­ster Fahr an der Lim­mat fei­ert die­ses Jahr sein 888-jäh­ri­ges Bestehen. Es bil­det ein Dop­pel­klo­ster mit dem Klo­ster Ein­sie­deln und unter­steht des­sen Abt. Der Kon­vent von Fahr zählt heu­te 20 Bene­dik­ti­ne­rin­nen.Vor­ste­he­rin der Schwe­stern­ge­mein­schaft im Fahr ist seit 15 Jah­ren Prio­rin Ire­ne Gas­smann. Sie lebt seit 32 Jah­ren im Klo­ster. Bei der letz­ten Abt­wahl des Klo­sters Ein­sie­deln 2013 pro­te­stier­te sie, weil die Fah­rer Schwe­stern nicht mit­wäh­len durf­ten. 2016 nahm sie am Pil­ger­marsch des Pro­jekts «Kir­che mit* den Frau­en» nach Rom teil. Sie bezeich­net sich selbst als Kämp­fe­rin für die Sache der Frau in der Kir­che und sagt dazu: «Die Zeit ist reif.»Chri­sti­an von Arx 
Redaktion Lichtblick
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