Kloster Fahr betet für Veränderung in der Kirche

Kloster Fahr betet für Veränderung in der Kirche

  • Am ver­gan­genen Don­ner­stag, den 14. Feb­ru­ar, fand im Kloster Fahr im Rah­men der abendlichen Kom­plet das erste Don­ner­stags­ge­bet «Schritt für Schritt» statt.
  • Das neue Don­ner­stags­ge­bet soll ab jet­zt jede Woche abge­hal­ten wer­den, weltweit Ver­bre­itung find­en und dazu beitra­gen, auf kon­tem­pla­tivem Weg eine Verän­derung in der Kirche anzure­gen, die von Miss­brauchsskan­dalen und Diskri­m­inierung erschüt­tert wird.
  • Im Inter­view mit Hor­i­zonte erk­lärt Pri­or­in Irene Gassmann, wie es zu dieser Idee kam und wie sie selb­st Diskri­m­inierung erlebt und erlebt hat.
 Frau Pri­or­in, wie läuft dieses neu lancierte spezielle «Gebet am Don­ner­stag» ab? Irene Gassmann: Im Grund ist es eine erweit­erte Kom­plet mit den dafür typ­is­chen Ele­menten. Fürs erste Mal haben wir allerd­ings mit einem feier­lichen Einzug begonnen. Hilde­gard Aepli vom Pil­ger­pro­jekt für eine Kirche mit den Frauen hat das Tuch mit­ge­bracht, welch­es uns vor drei Jahren nach Rom begleit­et hat – auch um zu zeigen, dass das Gebet an jene Ini­tia­tive anknüpft .Ihr Anspruch ist es, dass das Gebet weltweit Ver­bre­itung find­et. Wis­sen Sie schon von anderen Klöstern, die am Don­ner­stag mit­beten? Der Ver­sand über das Net­zw­erk der Benedik­tiner­in­nen CIB (Com­mu­nio Inter­na­tion­alis Bene­dicti­narum)  erfol­gte erst kür­zlich. Somit weiss ich noch nicht, ob das Gebet beispiel­sweise auch in Südameri­ka gebetet wird. habe allerd­ings bere­its Reak­tio­nen aus Deutschen Klöstern, die mit­machen. Wir wer­den auf ein­er eigens errichteten Web­seite doku­men­tieren, wo über­all gebetet wird.Gemäss Medi­en­mit­teilung gab eine Äusserung des Basler Bischofs Felix Gmür den Anstoss. Ja, aber schon eine paar Tage vorher stand die Idee Im Raum. Eine Frauen­gruppe aus Rüsch­likon kam zu Besuch ins Kloster Fahr. Da war so eine Ohn­macht spür­bar und eine Frau meinte plöt­zlich: Wie war das denn sein­erzeit mit diesen Mon­tags­ge­beten in der DDR?Dann haben also jene wiederkehren­den Gebetsmärsche, die in Ost­deutsch­land 1989 den Weg für einen friedlichen Umbruch bere­it­eten, Pate ges­tanden? Ja, genau. Und ich sollte noch einige Peti­tio­nen unter­schreiben, die Verän­derun­gen in der Kirche forderten. Da habe ich gemerkt: Die Leute wollen etwas machen.Und wie kam Bischof Felix Gmür ins Spiel? An der Buchvernissage zum Pil­ger­pro­jekt für eine Kirche mit den Frauen wies er auf die Wichtigkeit der Kon­tem­pla­tion hin. Da war es für mich klar, was ich machen wollte. Ich habe dann Felix Gmür beim Apéro davon erzählt. Er hat mich ermutigt, meinte aber: «Gell, du machst aber kein rein Deutschschweiz­er Pro­jekt daraus?»Das wöchentliche Gebet soll gemäss ein­er Medi­en­mit­teilung Mut und Zuver­sicht schenken, eine weit­ere Woche den Weg in und mit der Kirche zu gehen. Das klingt drama­tisch… Ich ste­he im Aus­tausch mit Men­schen, die in den Kirchenpfle­gen tätig sind. Die sagen mir, sie wer­den laufend mit Kirchenaus­trit­ten wegen der Miss­brauchsskan­dale und der Frauendiskri­m­inierung kon­fron­tiert. Darum wollen wir mit dem Gebet ermuntern, noch zu bleiben. Wir wollen Zuver­sicht schenken und hof­fen, dass es durch das Gebet einen Schwung für Verän­derung gibt.Wie schmerzvoll ist es für Sie als Führungs­frau in der Kirche, immer wieder mit Miss­brauch und Diskri­m­inierung kon­fron­tiert zu wer­den? Ich habe als Pri­or­in hier im Kloster Fahr eine Leitungsauf­gabe und viele Möglichkeit­en zur Gestal­tung. Gle­ichzeit­ig erlebe ich aber immer wieder Sit­u­a­tio­nen, in denen für uns als Ordens­frauen die Gle­ich­berech­ti­gung nicht gegeben ist. Wenn wir beispiel­sweise bei ein­er Kon­gre­ga­tion vorstel­lig wer­den wollen, braucht es noch immer einen Priester.Jüngst machte Schlagzeilen, dass ins­beson­dere auch Ordenss­chwest­ern miss­braucht wur­den und wer­den. Seit wann wis­sen Sie um diese Prob­lematik? Ich habe das schon vor Jahren ver­nom­men — von ein­er Pri­or­in in Afri­ka. Der sex­uelle Miss­brauch ist das eine, Diskri­m­inierung das andere. Ich habe noch erlebt, dass man uns Schwest­ern nicht auf Augen­höhe behan­delt hat – das war 2003, als ich im Fahr als Pri­or­in ange­fan­gen habe. Da hat­ten wir noch einen Pri­or und kon­nten uns noch nicht selb­st ver­wal­ten. Da hiess es manch­mal: «Die da hin­ten, was haben die schon zu sagen» – damit waren die Schwest­ern gemeint. So etwas von Mit­brüdern zu hören, das war schon hart. Und das war nicht im Mit­te­lal­ter, son­dern in diesem Jahrhun­dert.Die Schwest­ern des Klosters Fahr haben sich in let­zter Zeit als Vorkämpferin­nen für Frauen­rechte in der Kirche pro­fil­iert und schafften es in diesem Zusam­men­hang sog­ar in die Vatikanzeitung. Das war im Zusam­men­hang mit unserem Engage­ment für das Stimm­recht von Ordens­frauen an der Jugendsyn­ode. Eigentlich finde ich das ja toll, dass der Papst diesen syn­odalen Weg insze­niert. Aber dann zu sehen, dass da keine Frauen dabei sind, die mitentschei­den kön­nen. Das ist Diskri­m­inierung!Wird man solch kämpferisches Engage­ment von den Fahrer Kloster­frauen noch ver­mehrt sehen? Ich glaube, jet­zt ist es wichtig, den Fokus auf das Gebet zu leben. Was das aus­löst, kann ich noch nicht sagen. Es geht jet­zt ein­mal darum, das wirken zu lassen.Wie lange soll das Gebet am Don­ner­stag stat­tfind­en? Das haben wir offen gehal­ten und ist ja nicht nur abhängig von uns. Das Gebet muss nun in die Welt hin­aus und sich ver­bre­it­en. Wie bere­its erwäh­nt: Auf der Web­seite www.gebet-am-donnerstag.ch wer­den wir sicht­bar machen, wie das Gebet­snetz wächst.
Andreas C. Müller
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