- Der Regierungsrat und die drei LanÂdeskirchen des KanÂtons AarÂgau geben abwechÂselÂnd jedes Jahr zum EidÂgenösÂsisÂchen Dank‑, Buss- und BetÂtag einen Aufruf an die AarÂgauer Bevölkerung herÂaus.
- In diesem Jahr wird der Text des BetÂtagsÂmanÂdats von den drei AarÂgauer LanÂdeskirchen verÂantÂwortet. Sie appelÂlieren in diesem Jahr an die VerÂlässlichkeit.
In jedÂer Kirche wird im GottesÂdiÂenst mehrmals das Wort «Amen» an promiÂnenÂter Stelle gesprochen. «Amen» bedeutet ZusÂtimÂmung von ganzem Herzen: «Ja, genau: So ist es!», mehr noch: «So soll es sein». Für glaubende MenÂschen bedeutet es auch: «Gott hält, was er verÂspricht. Gott ist treu, auf ihn ist VerÂlass.»
Alles in manipulierbar.…
So sichÂer wie das «Amen» in der Kirche» sind nicht viele Dinge in unserem Leben. Schon gar nicht einzelne Berichte, TonaufzeÂichÂnunÂgen oder Videos, die im InterÂnet kurÂsieren. Ganz im GegenÂteil: Alles ist manipÂulierÂbar. MeiÂnÂunÂgen werÂden als FakÂten ausÂgegeben und FakÂten als blosse MeiÂnÂunÂgen verunglimpft. Unter dem Titel der MeiÂnÂungsÂfreiÂheit werÂden oft UnwahrheitÂen verÂbreÂitÂet. Was ist Lüge, und was ist Wahrheit? Die BeantÂworÂtung dieser Frage ist im ZeitalÂter von Social Media und InterÂnet nicht einÂfachÂer geworÂden.Als BürgÂerinÂnen und BürgÂer und als MitÂglieder verÂschiedenÂster GemeinÂschaften sind wir darauf angewiesen, dass InforÂmaÂtioÂnen, die wir zur MeiÂnÂungsÂbilÂdung brauchen, verÂlässlich sind. Nicht nur das, auch die WerÂteÂbaÂsis einÂer GemeinÂschaft von MenÂschen sollte grundÂsätÂzlich tragfähig sein. Man muss zwar nicht immer und zu allem «Ja und Amen» sagen könÂnen. Aber in einÂer PartÂnerÂschaft oder in einÂer FamÂiÂlie zum Beispiel sollÂten alle Beteiligten ungeÂfähr die gleÂichen VorstelÂlunÂgen eines gelinÂgenÂden ZusamÂmenÂlebens haben. Und auf das, was wir zueinanÂder und übereÂinanÂder sagen, sollte VerÂlass sein. Das trifft auch auf unser Land, unseren KanÂton, unsere GemeinÂden und auf unsere Kirchen und ReliÂgionÂsÂgeÂmeinÂschaften zu.
…gerade darum brauchen wir Verlässlichkeit
Die Werte einÂer offeÂnen und freiÂheitlichen Gesellschaft sind für uns grundleÂgend. Auf sie sollte VerÂlass sein. Sie sollÂten nicht als «Fake News» oder als diskuÂtierÂbare MeiÂnÂunÂgen abgeÂtan werÂden. Zu diesen Werten gehört nicht zuletÂzt die ReliÂgionsÂfreiÂheit; also die freie EntscheiÂdung, ob man zu einÂer ReliÂgionÂsÂgeÂmeinÂschaft gehören will oder nicht. Da sind auch die Werte der Demokratie und des Rechtsstaats, der Schutz der MenÂschenÂwürde und der MenÂschenÂrechte: alle MenÂschen – unabÂhängig von HerkunÂft, Geschlecht, sexÂueller OriÂenÂtierung, HautÂfarbe, Alter, ReliÂgion – haben Anrecht auf den Schutz ihrer indiÂviduÂellen Rechte.Obwohl diese Werte durch VerÂfasÂsung und GesetÂze geschützt sind, sind sie alles andere als selbÂstverÂständlich. Und in einÂer Zeit, in der gar weltÂpoliÂtisÂche EntscheiÂdunÂgen wie perÂsönÂliche MeiÂnÂungsäusserunÂgen schnellschnell über TwitÂter verÂbreÂitÂet werÂden, da wird unklar, worauf man sich noch verÂlassen kann. Wenn einzelne MenÂschen auf Social Media plötÂzlich am Pranger steÂhen, wenn MinÂderÂheitÂen unter PauschalverÂdacht gestellt werÂden, wenn schutzÂsuchende MenÂschen auf wackÂliÂgen Booten vor der Küste abgewiesen werÂden, dann sind die Werte, die unsere Gesellschaft zusamÂmenÂhalÂten, in Gefahr.
Verlässlichkeit fängt bei jedem einzelnen an
Der EidÂgenösÂsisÂche Dank‑, Buss- und BetÂtag gibt uns GeleÂgenÂheit, uns auf das zu besinÂnen, was in unserÂer vielfältiÂgen Gesellschaft verÂlässlich sein und ZusamÂmenÂhalt stiften soll. Jesus mahÂnte seine ZuhörerinÂnen und ZuhörÂer in der BergÂpredigt: «Euer Ja sei ein Ja, und euer Nein sei ein Nein». VerÂlässlichkeit fängt beim einzelÂnen MenÂschen an: Bei MenÂschen, die meinen und auch tun, was sie sagen. Bei MenÂschen, die anderen MenÂschen die gleÂichen Werte zugesteÂhen, die sie für sich selbÂst in Anspruch nehmen.Bei MenÂschen, auf deren Wort man zählen kann. Sie bilden eine tragfähige GemeinÂschaft, in der zwar nicht jede und jedÂer zu allem «Ja und Amen» sagen muss. Aber eine GemeinÂschaft, zu der sie sagen könÂnen: «ja, so soll es sein» — selbÂst, wenn heute nichts mehr so sichÂer ist «wie das ‘Amen‘ in der Kirche»..