Zwei Mari­as – geht das?

Noch bis im August 2017 befin­det sich die katho­li­sche Kir­che in Köl­li­ken im Umbau. Die dort ansäs­si­ge Mari­en­sta­tue hat des­halb die Kir­che ver­las­sen und wan­dert nun durch die Pfar­rei, durch den Pasto­ral­raum und sogar dar­über hinaus.

Andre­as C. Mül­ler: Maria hat geholfen

Das Alter der Mari­en­fi­gur – der Aar­gau­er Denk­mal­schutz datier­te sie auf das 14. Jahr­hun­dert –beein­druck­te sowohl Hori­zon­te-Redak­ti­ons­lei­ter Andre­as C. Mül­ler als auch des­sen älte­ste Toch­ter Madi­ta und weck­te vie­le Fra­gen: Was die­se Maria wohl alles erlebt hat? Ob sie schon in ver­schie­de­nen Län­dern gewe­sen ist? Ob sie Krieg erlebt hat?Herr Mül­ler, Sie sagten,dass Sie sonst zum Beten eher in die Natur gehen und nun gespannt sind, wie es ist, viel­leicht mehr daheim, bei der Maria, zu beten. Wie haben Sie das erlebt? Andre­as C. Mül­ler: Es war schon spe­zi­ell – ganz anders. Doch rela­tiv bald waren vier Men­schen aus mei­nen Bekann­ten- und Freun­des­kreis im Spi­tal und muss­ten sich Ope­ra­tio­nen unter­zie­hen. Für sie habe ich an der Maria gebe­tet und eine Ker­ze ange­zün­det. Davon habe ich jeweils ein Foto an die betref­fen­den Men­schen geschickt. Und es zeig­te sich stets: Es ging gut, Maria hat gehol­fen.Gibt es in dem roten Buch, wel­ches mit der Maria mit­wan­dert, einen roten Faden? Ja auf jeden Fall. Es wird ganz deut­lich, dass es sich bei der Sta­tue nicht um einen x‑beliebigen Gegen­stand han­delt. Im Gegen­teil: durch die Anwe­sen­heit der Figur ist Maria anwe­send – ein Gegen­über, das bewegt und einen tie­fen Ein­druck hin­ter­lässt.Sie haben zwei Töch­ter, wie sind die bei­den mit dem Besuch umge­gan­gen? Mei­ne älte­re Toch­ter Madi­ta hat einer­seits vie­le prak­ti­sche Fra­gen gestellt. Zum Bei­spiel, was mit der Hand des Jesus­kin­des pas­siert ist. Oder wo die Figur in ihrer lan­gen Geschich­te wohl schon über­all gewe­sen ist. Was sie erlebt hat. Ande­rer­seits gab es bei ihr irgend­wann den Moment, wo sie ver­stan­den hat, dass man Maria für etwas bit­ten kann.

Clau­dio Tomas­si­ni: Begeg­nung zwi­schen zwei Marienstatuen

Der Pfar­rei­lei­ter von Sur­see, Clau­dio Tomas­si­ni, kam per Zufall zur Maria. Er traf auf Ursu­la Cor­ra­di­ni, die die Maria eben­falls als hohen Besuch hat­te und  ent­schied kur­zer­hand, die Maria von Köl­li­ken mit der Maria von Schen­kon bekannt zu machen.Herr Tomas­si­ni, die Köl­li­ker Maria wird in der Kapel­le Namen Jesu in Schen­kon zu Gast sein. Hat das einen beson­de­ren Grund? Clau­dio Tomas­si­ni: Am 25. Juni ist 30 Jah­re Kapel­len­wei­he und es gibt einen Fest­got­tes­dienst. Da ist die Maria aus Köl­li­ken dann zu Gast. Es ist span­nend, dass sich in die­sem Zusam­men­hang bei den Gemein­de­mit­glie­dern die Fra­ge auf­tat, wie das eigent­lich ist, wenn man zwei Mari­as in einer Kapel­le hat; ob das geht. Da muss­te ich als Theo­lo­ge auch kurz nach­den­ken.Und haben Sie die Fra­ge beant­wor­ten können? Ja. Es wird ein Zei­chen für die viel­fäl­ti­gen Begeg­nun­gen sein, die in der Kapel­le – auch im Zusam­men­hang mit dem Jubi­lä­um und ande­ren Akti­vi­tä­ten – statt­fin­den. Die Maria von Köl­li­ken begeg­net der Maria von Schen­kon – wer weiss, was die­ser «Dia­log» aus­löst. Und in den Begeg­nun­gen der Men­schen in der Kapel­le unter­ein­an­der und mit den Mari­en­sta­tu­en schwingt eben­falls vie­les mit.Was beein­druckt Sie per­sön­lich an der Marienstatue? Dass sie so alt ist, rund 650 Jah­re. Sie hat viel erlebt und ist durch vie­le Hän­de gewan­dert. Vie­le Men­schen haben sie ange­schaut. Wenn ich sie jetzt mit dem Auto nach Sur­see fah­re, fah­ren letzt­lich tau­sen­de Men­schen mit mir und das bewegt mich.
Anne Burgmer
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