Zum Cari­tas-Sonn­tag vom 25. Janu­ar 2015

«Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stun­de, heu­te wird getan oder auch ver­tan», so beginnt ein Lied. Dar­in klingt an, dass uns jeder Tag vor neue Her­aus­for­de­run­gen stellt – auch in Begeg­nun­gen mit ande­ren Men­schen. Wir müs­sen uns immer wie­der neu ent­schei­den, was es heisst rich­tig zu han­deln, wenn wir es mit Men­schen zu tun haben. «Gemein­sam Begeg­nun­gen gestal­ten» lau­tet das Mot­to des Cari­tas-Sonn­tags vom 25. Janu­ar 2015. Das Hilfs­werk rückt den Zusam­men­hang von Migra­ti­on und Armut in den Mit­tel­punkt und ruft dazu auf, sozia­le Rech­te unab­hän­gig von der Her­kunft zu stär­ken. Begeg­nun­gen mit benach­tei­lig­ten Men­schen bewusst zu gestal­ten und ihnen ein Mit­ma­chen zu ermög­li­chen, kann ein Zei­chen der Zeit sein.Armut hal­bie­ren Im Jahr 2010 hat sich Cari­tas Schweiz mit der Erklä­rung «Armut hal­bie­ren» das Ziel gesetzt, bis 2020 die Zahl der armuts­be­trof­fe­nen Men­schen in der Schweiz zu hal­bie­ren. Inner­halb die­ser Deka­de rückt Cari­tas jedes Jahr einen ande­ren Teil­aspekt des The­mas «Armut» ins Bewusst­sein der Bevöl­ke­rung. Der dies­jäh­ri­ge Schwer­punkt «Migra­ti­on» bestimmt auch den kom­men­den Cari­tas-Sonn­tag, der jeweils am 4. Sonn­tag im Jahr von den regio­na­len Cari­tas-Orga­ni­sa­tio­nen der Deutsch­schweiz orga­ni­siert wird. Für die Pfar­rei­en ist der Sonn­tag der Cari­tas Anlass, sich gemein­sam mit dem Hilfs­werk zu enga­gie­ren – gegen Armut, für Inte­gra­ti­on und Chan­cen­gleich­heit.Jeder fünf­te ist Migrant Die Schweiz ist ein Ein­wan­de­rungs­land. Wie Zah­len des Bun­des­am­tes für Migra­ti­on bele­gen, stammt jeder fünf­te Ein­woh­ner aus dem Aus­land. Migran­tin­nen und Migran­ten lei­sten fast ein Drit­tel des gesam­ten Arbeits­vo­lu­mens in der Schweiz. Ein bedeu­ten­der Teil der stän­di­gen aus­län­di­schen Wohn­be­völ­ke­rung gehört der zwei­ten, ja sogar der drit­ten Gene­ra­ti­on an. Rund ein Vier­tel von ihnen ist hier gebo­ren und mehr als die Hälf­te wohnt seit zehn Jah­ren oder län­ger in der Schweiz. Fast die Hälf­te der Ehen in der Schweiz wird zwi­schen Part­ne­rin­nen und Part­nern unter­schied­li­cher Natio­na­li­tät geschlos­sen.Eine gefähr­de­te Grup­pe Rund 13 Pro­zent der Men­schen in unse­rem Land leben an der Armuts­gren­ze. Nach Zah­len des Bun­des­amts für Sta­ti­stik sind Per­so­nen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund signi­fi­kant stär­ker armuts­ge­fähr­det als Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer. Der Cari­tas-Mit­ar­bei­ter und Lei­ter der Fach­stel­le Dia­ko­nie der Aar­gau­er Lan­des­kir­che, Mar­kus Schmid, bestä­tigt den Zusam­men­hang von Migra­ti­on und Armut: «Migran­ten sind eine armuts­ge­fähr­de­te Grup­pe». Men­schen, die in die Schweiz ein­wan­der­ten, ver­ein­ten oft meh­re­re armuts­för­dern­de Risi­ko­fak­to­ren auf sich, erklärt er. Man­gel­haf­te Sprach­kennt­nis­se machen die Arbeits­su­che schwie­rig, Gross­fa­mi­li­en haben Mühe, eine bezahl­ba­re Woh­nung zu fin­den.Dau­er­the­ma Migrationspolitik Die Schweiz beschäf­tigt sich inten­siv mit ihrer Migra­ti­ons­po­li­tik, wobei sich die Debat­ten der­zeit haupt­säch­lich um die Per­so­nen­frei­zü­gig­keit dre­hen. Anhand von drei Abstim­mun­gen, der Mas­sen­ein­wan­de­rungs­in­itia­ti­ve, der Eco­pop-Initia­ti­ve und der Aus­deh­nung der Per­so­nen­frei­zü­gig­keit auf Kroa­ti­en wird hef­tig über eine all­fäl­li­ge Ein­gren­zung der Zuwan­de­rung und mög­li­che Wege dahin dis­ku­tiert. Immer wie­der wer­den die Ein­wan­dern­den für hie­si­ge struk­tu­rel­le Pro­ble­me wie man­geln­de bezahl­ba­re Woh­nun­gen, Defi­zi­te bei den Sozi­al­ver­si­che­run­gen oder erhöh­te Arbeits­lo­sig­keit ver­ant­wort­lich gemacht.Hohe Beschäf­ti­gungs­ra­te Die Schweiz ist ein Ein­wan­de­rungs­land. Zusam­men mit Luxem­burg erleb­te sie im Jahr 2011 im Ver­hält­nis zur Bevöl­ke­rung die höch­ste Zuwan­de­rung aller OECD-Län­der. Aber es sind auch die­se bei­den Län­der, die finan­zi­ell am mei­sten durch ihre Ein­wan­dern­den gewin­nen. In der Schweiz stei­ger­ten die Migran­tin­nen und Migran­ten die staat­li­chen Net­to­ein­nah­men im Jahr 2011 um bis zu 11 Mil­li­ar­den Fran­ken. Die neu­en Ein­wan­dern­den sind über­pro­por­tio­nal im Erwerbs­al­ter und haben eine hohe Beschäf­ti­gungs­ra­te, ver­ein­facht gesagt: sie arbei­ten viel und tra­gen zum Wohl­stand der Schweiz ent­schei­dend bei.Zen­tra­le Fra­ge der Innenpolitik Die Schwei­zer Migra­ti­ons­po­li­tik ist seit jeher zum gros­sen Teil das Ergeb­nis der Schwei­zer Wirt­schafts- und Arbeits­markt­po­li­tik. Nichts­de­sto­trotz ste­hen die Migra­ti­ons- und Wirt­schafts­po­li­tik immer wie­der in einem Span­nungs­ver­hält­nis zuein­an­der. Dies ist nicht neu, wie ein Blick zurück zeigt. Zuwan­de­rung ist ein Dau­er­the­ma in der Schwei­zer Innen­po­li­tik. Bereits in der Nach­kriegs­zeit war die Ein­wan­de­rungs­po­li­tik eine zen­tra­le Fra­ge. Die inten­si­ve Rekru­tie­rung von Gast­ar­bei­tern wur­de zwi­schen 1965 und 1972 von drei Über­frem­dungs­in­itia­ti­ven beglei­tet, die alle­samt das Ziel ver­folg­ten, den Aus­län­der­an­teil an der schwei­ze­ri­schen Wohn­be­völ­ke­rung zu redu­zie­ren. Obwohl von der Stimm­be­völ­ke­rung mit 54 Pro­zent abge­lehnt, gilt die Schwar­zen­bach-Initia­ti­ve 1970 als Wen­de­punkt der Schwei­ze­ri­schen Migra­ti­ons­po­li­tik. Einer­seits führ­te der Bun­des­rat Ein­wan­de­rungs­quo­ten ein und ande­rer­seits beschnitt er die Rech­te der Immi­gran­ten noch mehr: Die Stel­le zu wech­seln war erst nach einem Jahr erlaubt, erst nach drei Jah­ren durf­ten die Gast­ar­bei­ter in einem andern Kan­ton arbei­ten oder einen ande­ren Beruf aus­üben. Um die Ein­wan­de­rung syste­ma­tisch zu kon­trol­lie­ren, führ­te das dama­li­ge Bun­des­amt für Aus­län­der­fra­gen 1973 das zu jener Zeit auf­wän­dig­ste sta­ti­sti­sche Instru­ment ein: das Zen­tral­re­gi­ster ZAR, mit dem Aus­län­der erfasst wer­den konn­ten. Im Lau­fe der sieb­zi­ger Jah­re sank der Aus­län­der­an­teil in der Schweiz, denn als Aus­wir­kung der Ölkri­se gin­gen in der Schweiz 340 000 Arbeits­plät­ze ver­lo­ren. 228 000 (67 Pro­zent der Ent­las­se­nen) waren Aus­län­der, die in ihre Hei­mat zurück­keh­ren muss­ten. Vie­le ver­füg­ten über kei­ne Arbeits­lo­sen­ver­si­che­rung. Auf die­se Wei­se expor­tier­te die Schweiz ihre Arbeits­lo­sig­keit.Drei-Krei­se-Modell In den 90-er Jah­ren wur­de die Bezie­hung zur EU zum bren­nen­den innen­po­li­ti­schen The­ma. Da die EU eine ver­bes­ser­te sozia­le und recht­li­che Stel­lung für ihre Staats­bür­ger ver­lang­te, wur­de der Bei­tritt zum Euro­päi­schen Wirt­schafts­raum EWR als Prüf­stein für die Zulas­sungs­po­li­tik gese­hen. Frem­den­feind­li­che Kräf­te erhiel­ten von neu­em Auf­trieb, so dass der Bun­des­rat 1992 in sei­nem Bericht über Extre­mis­mus in der Schweiz besorgt fest­stell­te, ange­sichts der wirt­schaft­li­chen und sozia­len Pro­ble­me wür­den die Aus­län­der immer mehr zu Sün­den­böcken gemacht. Um die EU-For­de­run­gen nach Bes­ser­stel­lung ihrer Bür­ge­rin­nen und Bür­ger zu erfül­len, führ­te die Schweiz das Drei-Krei­se-Modell ein. Es beruh­te auf der Annah­me, die Schwei­zer Aus­län­der­po­li­tik habe nicht nur die Anzahl Aus­län­der, son­dern auch die kul­tu­rel­le Distanz zu beach­ten, die für die Angst vor Über­frem­dung ver­ant­wort­lich sei. Ob aus­län­di­sche Arbeit­neh­me­rin­nen und Arbeit­neh­mer in die Schweiz zuge­las­sen wür­den, hing künf­tig davon ab, ob sie aus einem der Schweiz nahe ste­hen­den Kul­tur­kreis kamen. Die Ein­schät­zung, was denn einen «nahe ste­hen­den Kul­tur­kreis» aus­macht, stütz­te sich auf Ste­reo­ty­pen: Zum inne­ren Kreis zähl­te die EU und EFTA, für die fort­an die vol­le Per­so­nen­frei­zü­gig­keit galt, zum mitt­le­ren Kreis gehör­ten die USA, Kana­da und die ost­eu­ro­päi­schen Län­der und zum äus­se­ren Kreis alle andern, die nur in Aus­nah­me­fäl­len zuge­las­sen wur­den. Die Aus­wir­kun­gen waren sofort spür­bar: Ein­wan­dern­de aus Jugo­sla­wi­en wur­den vom zwei­ten in den drit­ten Kreis zurück­ver­setzt und von der Rekru­tie­rung als Sai­son­niers aus­ge­schlos­sen. Die neu gegrün­de­te Eid­ge­nös­si­sche Kom­mis­si­on gegen Ras­sis­mus sowie zivil­ge­sell­schaft­li­che und kirch­li­che Orga­ni­sa­tio­nen kri­ti­sier­ten das Drei-Krei­se-Modell als ras­si­stisch. Aber auch Unter­neh­men, die sich qua­li­fi­zier­tes Per­so­nal aus­ser­halb Euro­pas wün­schen, waren nicht zufrie­den.Zeit bis 2017 Durch die Ein­füh­rung des frei­en Per­so­nen­ver­kehrs mit der EU im Jahr 2002 ver­bes­ser­te sich die recht­li­che und sozia­le Situa­ti­on von Migran­tin­nen und Migran­ten aus der EU. Das Sai­son­nier­sta­tut galt offi­zi­ell als abge­schafft. Aller­dings bestehen mit Kurz- und Sai­son­auf­ent­hal­ten nach wie vor pre­kä­re Auf­ent­halts­sta­tu­te. Bür­ge­rin­nen und Bür­ger aus­ser­halb der EU wur­den unter der Aus­län­der­ge­setz­ge­bung benach­tei­ligt. Die lega­len Zugangs­mög­lich­kei­ten wur­den für sie klei­ner. Wo ste­hen wir heu­te? Die Annah­me der Mass­ein­wan­de­rungs­in­itia­ti­ve am 9. Febru­ar 2014 war für vie­le ein Schock. Dies zeig­te die eine Woche spä­ter statt­fin­den­de Kund­ge­bung «Für eine offe­ne und soli­da­ri­sche Schweiz», an der 12 000 Men­schen auf dem Bun­des­platz teil­nah­men. Gleich nach der Abstim­mung begann auch der «Kampf um Kon­tin­gen­te» der ver­schie­de­nen Wirt­schafts­zwei­ge. Kei­ner will auf «sei­ne Aus­län­der» ver­zich­ten. Und so wird immer deut­li­cher, dass es selbst den Initi­an­ten nicht wirk­lich um Höchst­zah­len und Kon­tin­gen­te geht, son­dern haupt­säch­lich um die Bewirt­schaf­tung des The­mas «Aus­län­der». Noch bis 2017 hat die Schweiz Zeit, eine Lösung zu suchen, die sowohl von der EU als auch im Inland akzep­tiert wird.Pre­kä­re Lebens­si­tua­tio­nen verbessern Abge­se­hen von die­sem Seil­zie­hen bie­tet die gegen­wär­ti­ge Situa­ti­on die Chan­ce, grund­le­gen­de Pro­ble­me in der Schweiz anzu­ge­hen. Denn die Dis­kus­si­on um die Zuwan­de­rung ist nur die Spit­ze des Eis­bergs von drin­gend anste­hen­den Auf­ga­ben. Migra­ti­ons­po­li­tik bedeu­tet dar­um vor allem, pre­kä­re Lebens­si­tua­tio­nen zu ver­bes­sern und sozia­le Rech­te, unab­hän­gig von der Her­kunft, zu stär­ken. Zu den pre­kä­ren Lebens­si­tua­tio­nen: Selbst der ehe­ma­li­ge Arbeit­ge­ber­ver­bands­prä­si­dent plä­diert dafür, die in der Schweiz gel­ten­den Arbeits­be­din­gun­gen sei­en ein­zu­hal­ten, die Ver­ein­bar­keit von Beruf und Fami­lie zu för­dern und die Beschäf­ti­gung älte­rer Arbeit­neh­men­der zu einem Bestand­teil der Per­so­nal­po­li­tik zu machen. Dazu gehö­ren, nimmt man die­se Voten ernst, exi­stenz­si­chern­de Löh­ne, ein gut aus­ge­bau­tes Ange­bot für flä­chen­decken­de Kin­der­be­treu­ung samt einer qua­li­ta­tiv guten Frü­hen För­de­rung sowie fle­xi­ble Arbeits­mo­del­le und Teil­zeit­ar­beit auch für Män­ner, um die unbe­zahl­te Betreu­ungs­ar­beit bes­ser auf­tei­len zu kön­nen. Unter­neh­men ste­hen in der Pflicht, allen ihren Arbeit­neh­men­den regel­mäs­sig ange­pass­te Wei­ter­bil­dun­gen zu gewäh­ren, damit sie in einem sich schnell ver­än­dern­den Arbeits­um­feld mit­hal­ten kön­nen. Gera­de wie­der wur­de es ver­passt, Letz­te­res im Wei­ter­bil­dungs­ge­setz umzu­set­zen.Zahl­ba­re Nachholbildung  In unse­rem Land leben zudem tau­sen­de von Migran­tin­nen und Migran­ten mit einem Berufs­ab­schluss, der in der Schweiz nicht aner­kannt ist. Sie ver­rich­ten Tätig­kei­ten in Nied­rig­lohn­sek­to­ren, wofür sie unter­be­zahlt und über­qua­li­fi­ziert sind. Für sie braucht es erreich­ba­re und zahl­ba­re Nach­hol­bil­dun­gen. Und gera­de im Nied­rig­lohn­be­reich arbei­ten auch bis zu 250 000 Sans-Papiers, vie­le in pri­va­ten Haus­hal­ten unter sehr pre­kä­ren Bedin­gun­gen. Sie wer­den gebraucht in der Schweiz und sol­len dar­um beim Vor­wei­sen eines Arbeits­plat­zes oder nach einer gewis­sen Dau­er in der Schweiz einen regu­lä­ren Auf­ent­halts­sta­tus erhal­ten. Pre­kä­re Situa­tio­nen schaf­fen auch zuneh­mend die stei­gen­den Mie­ten, die für vie­le Men­schen einen gros­sen Teil des Haus­halts­bud­gets aus­ma­chen. Die För­de­rung von gün­sti­gem Wohn­raum wür­de Markt­me­cha­nis­men auf dem Woh­nungs­markt ein­däm­men und tut drin­gend not.Wert­vol­le Freiwillige Zum Sonn­tag der Cari­tas Aar­gau stellt das Hilfs­werk eine Lit­ur­gie­map­pe sowie Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen zum The­ma «Migra­ti­on und Armut» zur Ver­fü­gung. «Migra­ti­ons­po­li­tik bedeu­tet vor allem, pre­kä­re Lebens­si­tua­tio­nen zu ver­bes­sern und sozia­le Rech­te, unab­hän­gig von der Her­kunft, zu stär­ken.», schreibt dar­in Mari­an­ne Hoch­u­li, Lei­te­rin Grund­la­gen bei Cari­tas Schweiz. Sie for­dert erreich­ba­re und bezahl­ba­re Nach­hol­bil­dun­gen für Migran­tin­nen und Migran­ten mit einem Berufs­ab­schluss, der in der Schweiz nicht aner­kannt ist. Auch für die bis zu 250 000 Sans-Papiers, wel­che im Nied­rig­lohn­be­reich in pri­va­ten Haus­hal­ten arbei­ten, for­dert Cari­tas Schweiz beim Vor­wei­sen eines Arbeits­plat­zes oder nach einer gewis­sen Dau­er in der Schweiz einen regu­lä­ren Auf­ent­halts­sta­tus. Cari­tas Aar­gau ist ein eigen­stän­di­ges katho­li­sches Hilfs­werk, wel­ches sei­ne Tätig­keit aus Bei­trä­gen der Lan­des­kir­che und der Kirch­ge­mein­den, aus Auf­trä­gen, Bei­trä­gen Drit­ter, Opfern, Spen­den und Lega­ten finan­ziert. Die Cari­tas Aar­gau unter­stützt Armuts­be­trof­fe­ne in unse­rem Kan­ton mit Bera­tung und finan­zi­el­ler Über­brückungs­hil­fe oder Fami­li­en durch Ver­mitt­lung von frei­wil­li­gen Patin­nen und Paten. Cari­tas Aar­gau kann auf das Fach­wis­sen ihrer über 20 Mit­ar­bei­ten­den zäh­len. Dazu kom­men etwa 230 Frei­wil­li­ge – ein Drit­tel Män­ner, zwei Drit­tel Frau­en — die sich unent­gelt­lich für die sozia­le Inte­gra­ti­on von Men­schen ein­set­zen. Im Durch­schnitt lei­sten die­se Frei­wil­li­gen 49 Ein­satz-Stun­den pro Per­son. Ohne ihre Mit­ar­beit wäre die brei­te Hil­fe von Cari­tas Aar­gau nicht mög­lich.Das tut die Caritas Nebst dem Ein­tre­ten für grund­le­gen­de Rech­ten für Asyl­su­chen­de möch­te Cari­tas einen Bei­trag lei­sten zum gegen­wär­ti­gen (Migrations-)-Diskurs aus der Enge. Die Arbeit von Cari­tas hat das Ziel, die sozia­le Inte­gra­ti­on von Men­schen in pre­kä­ren Lebens­si­tua­tio­nen zu ver­bes­sern. Dabei hilft Cari­tas allen Men­schen, unab­hän­gig von Natio­na­li­tät und Welt­an­schau­ung.Deutsch­kur­se Die Spra­che ist ein wesent­li­cher Bestand­teil der Inte­gra­ti­on und nicht sel­ten der erste Schritt. Bei den Deutsch­kur­sen ler­nen Ein­stei­ge­rin­nen und Ein­stei­ger, sich in All­tags­si­tua­tio­nen zu ver­stän­di­gen. Zudem erhal­ten sie Infos zu wich­ti­gen Regeln in der Schwei­zer Gesell­schaft. Der Kurs moti­viert und befä­higt die Teil­neh­men­den, einen wei­ter­füh­ren­den Deutsch­kurs oder ande­re Wei­ter­bil­dun­gen zu besu­chen. An eini­gen Stand­or­ten bie­tet Cari­tas auch eine Kin­der­be­treu­ung für Müt­ter mit Klein­kin­dern an.Paten­schafts­pro­jekt «mit mir» In der Schweiz sind rund 260‘000 Kin­der von Armut betrof­fen. Ein Kino­be­such, Feri­en am Meer und ande­re Frei­zeit­ver­gnü­gen blei­ben ihnen oft ver­wehrt, für die Kosten von Musik­un­ter­richt und Sport­ver­ein kön­nen die Eltern nicht auf­kom­men. Die Situa­ti­on in der Fami­lie ist auf­grund der finan­zi­el­len Eng­päs­se bela­stet, den Eltern fehlt oft die Kraft, ihre Kin­der zu för­dern und ihnen eine krea­ti­ve Frei­zeit zu bie­ten. Die Kin­der kön­nen des­halb ihre Fähig­kei­ten nicht ent­wickeln. Das Pro­jekt «mit mir» hilft Kin­dern und Eltern, aus der Situa­ti­on aus­zu­bre­chen. Es ver­mit­telt Frei­wil­li­ge an die betrof­fe­nen Fami­li­en und betreut sie auf dem gemein­sa­men Weg. Ein bis zwei Mal im Monat ver­brin­gen die Patin­nen und Paten einen hal­ben oder gan­zen Tag mit ihrem Paten­kind. Sie unter­neh­men klei­ne Aus­flü­ge, besu­chen ein Muse­um, gehen spa­zie­ren, lesen Geschich­ten vor oder backen einen Kuchen. Das berei­tet viel Freu­de und erwei­tert den Hori­zont. Durch die unge­teil­te Auf­merk­sam­keit wird das Selbst­ver­trau­en der jun­gen Men­schen gestärkt und die Eltern bekom­men eine oft drin­gend benö­tig­te Atem­pau­se.Eltern­bil­dungs­pro­jekt schul­start+ Kin­der aus Migran­ten­fa­mi­li­en sind beim Ein­tritt in den Kin­der­gar­ten und spä­ter in die Pri­mar­schu­le mit sprach­li­chen und kul­tu­rel­len Hin­der­nis­sen kon­fron­tiert. Die Fol­gen eines benach­tei­lig­ten Starts zie­hen sich dann oft über die gesam­te Schul­zeit hin. Mit schul­start+ berei­tet Cari­tas Migran­ten­fa­mi­li­en mit zwei- bis fünfj.hrigen Kin­dern auf die Schul­zeit vor. Die Eltern besu­chen in ihrer jewei­li­gen Gemein­de einen Kurs, wo sie das Schul­sy­stem sowie För­der- und Betreu­ungs­an­ge­bo­te in der Schweiz ken­nen ler­nen. Sie erhal­ten Infor­ma­tio­nen dar­über, wie sie ihre Kin­der wäh­rend der Schul­zeit unter­stüt­zen kön­nen. Die Kin­der wer­den spie­le­risch auf den Ein­tritt in den Kin­der­gar­ten vor­be­rei­tet und besu­chen Bastel- und Spiel­nach­mit­ta­ge. schul­start+ schlägt eine Brücke zwi­schen Fami­li­en und Gemein­den. Der Kurs stellt durch den Besuch von Spiel­grup­pen, Biblio­the­ken, Schu­le oder Bera­tungs­stel­len per­sön­li­che Kon­tak­te zwi­schen Migran­ten­fa­mi­li­en und Ange­bo­ten in den Gemein­den her. So kön­nen Äng­ste und Vor­be­hal­te abge­baut und die Zusam­men­ar­beit geför­dert wer­den, was wich­ti­ge Vor­aus­set­zun­gen für eine gelun­ge­ne Inte­gra­ti­on sind.Zugang zu Bil­dung, Kul­tur und Sport mit der Kul­tur­Le­gi Die Kul­tur­Le­gi ermög­licht Per­so­nen mit einem gerin­gen ver­füg­ba­ren Ein­kom­men ermäs­sig­ten Zugang zu Bildungs‑, Kul­tur- und Sport­an­ge­bo­ten. Zahl­rei­che pri­va­te und öffent­li­che Orga­ni­sa­tio­nen akzep­tie­ren die Kul­tur­Le­gi und gewäh­ren den Inha­be­rin­nen und Inha­bern 30 bis 70 Pro­zent Rabatt auf über 1200 Ange­bo­te. Zum Bei­spiel auf die Kur­se der Migros-Klub­schu­len, die Jah­res­a­bos von Zei­tun­gen und Zeit­schrif­ten oder die Aus­leih­ge­büh­ren vie­ler Gemein­de­bi­blio­the­ken. Von der Kul­tur­Le­gi pro­fi­tie­ren Kin­der ab fünf Jah­ren und Erwach­se­ne. Vor­aus­set­zung ist, dass sie nach­weis­lich am oder unter dem Exi­stenz­mi­ni­mum leben. Dazu gehö­ren zum Bei­spiel Working Poor sowie Per­so­nen, die durch Sozi­al­hil­fe, Asyl­für­sor­ge oder Zusatz­lei­stun­gen zu AHV/IV unter­stützt wer­den. In der gan­zen Schweiz sind zur­zeit über 40’000 Kul­tur­Le­gis im Umlauf.    Mari­an­ne Hoch­u­li, Lei­te­rin Grund­la­gen bei Cari­tas Schweiz / mca Der Ein­stiegs­text und alle Zah­len stam­men aus dem Cari­tas-Sozi­al­al­ma­nach 2014 mit dem Titel «Her­ein. Alle(s) für die Zuwan­de­rung». Dort fin­den sich auch vie­le wei­ter­füh­ren­de Infor­ma­tio­nen, Lebens­ge­schich­ten und Anre­gun­gen zur Diskussion.
Marie-Christine Andres Schürch
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