Wir hören uns gegen­sei­tig zu
Bild: © Fach­be­reich Jugend und Fami­lie römisch-­ka­tho­li­sche Kir­che Basel­land, KI-generiert

Wir hören uns gegen­sei­tig zu

Die Synodale Gesprächsmethode

Die Metho­de: Das Spi­ri­tu­el­le Gespräch

Bei der Welt­syn­ode wird Wert auf Betei­li­gung und Dia­log gelegt. Ein wich­ti­ges Ziel ist es, die Mei­nun­gen und Erfah­run­gen der Gläu­bi­gen auf der gan­zen Welt einzubringen.​Eine Metho­de, die dabei oft ver­wen­det wird, nennt sich «Spi­ri­tu­el­les Gespräch» oder «Syn­oda­le Gesprächs­methode». Sie stammt aus der Spi­ri­tua­li­tät des Igna­ti­us von Loyo­la. Jede Per­son in einer Grup­pe bekommt die Mög­lich­keit, für eini­ge Minu­ten zu spre­chen, wäh­rend die ande­ren auf­merk­sam zuhören.​Hier sind die Grund­zü­ge die­ser Methode:

Run­de 1 – Drei Minu­ten Sprech­zeit pro Per­son und acht­sa­mes Zuhören

Jede Per­son in einer klei­nen Grup­pe (meist 4–6 Per­so­nen) hat die Mög­lich­keit, für drei Minu­te ohne Unter­bre­chung zu spre­chen. In die­ser Zeit teilt sie ihre Gedan­ken, Anlie­gen oder Erfah­run­gen zu einem bestimm­ten The­ma. Es geht dar­um, die Per­spek­ti­ven der Ein­zel­nen wahr­zu­neh­men. Die ande­ren Grup­pen­mit­glie­der hören auf­merk­sam zu, ohne die Per­son zu unter­bre­chen, zu kom­men­tie­ren oder ihre Mei­nung zu sagen. Es soll ein Raum geschaf­fen wer­den, in dem jede und jeder frei und ehr­lich spre­chen kann.​Nachdem jede Per­son gespro­chen hat, folgt eine kur­ze Zeit der Stil­le. Die­se Stil­le hilft den Teil­neh­men­den, das Gehör­te zu reflek­tie­ren und zu verinnerlichen.

Run­de 2 – Rück­mel­dung: «Das spricht mich an»

Im Anschluss gibt es eine zwei­te Gesprächs­run­de, in der die Teil­neh­men­den Rück­mel­dung geben, was das Gehör­te in ihnen bewegt oder was sie davon anspricht. Hier geht es um die Reso­nanz, die das Gehör­te aus­ge­löst hat.​ Wie­der folgt eine Zeit der Stille.

Run­de 3 – Gemein­sa­mes Teilen

In die­ser letz­ten Run­de kom­men die Teil­neh­men­den ins Gespräch mit­ein­an­der. Sie tau­schen sich über das aus, was sie gehört, wor­über sie in der Stil­le nach­ge­dacht und wozu sie ihre Rück­mel­dun­gen gege­ben haben. Erst an die­sem Punkt beginnt die Diskussion.

Die Metho­de sorgt für einen struk­tu­rier­ten, respekt­vol­len Aus­tausch, der auf gegen­sei­ti­gem Zuhö­ren basiert. Sie wird auch ver­wen­det, um zu ver­hin­dern, dass eini­ge Stim­men domi­nie­ren und ande­re unter­ge­hen. Statt hit­zi­ger Debat­ten wird das lang­sa­me, reflek­tier­te Spre­chen geför­dert, um zu tie­fe­ren Ein­sich­ten zu gelan­gen.​ In der Syn­ode soll es dar­um gehen, den Geist der Gemein­schaft zu för­dern und dem Hei­li­gen Geist Raum zu geben, durch das gespro­che­ne Wort zu wirken.

Fach­be­reich Jugend und Fami­lie römisch-­ka­­tho­­li­­sche Kir­che Baselland

Und jetzt ihr!

Ihr kennt das sicher­lich auch: Manch­mal kommt man in hit­zi­ge Dis­kus­sio­nen über ein The­ma. Jede und jeder möch­te laut­stark den eige­nen Stand­punkt klar machen und alle reden gleich­zei­tig. Oft führt das nur dazu, dass alle auf­ge­wühlt und fru­striert aus­ein­an­der gehen; eine Lösung wird nicht gefunden.

Pro­biert doch näch­stes Mal, ein Gespräch nach dem Vor­bild der Syn­ode zu führen.

Hier noch­mal die wich­tig­sten Punkte:

​1. Aus­re­den las­sen – auch wenn in euch der Impuls hoch­kommt, sofort auf das Gesag­te zu reagie­ren; hört der Spre­che­rin oder dem Spre­cher auf­merk­sam zu.

2. Stil­le – Nutzt die­se Zeit des Schwei­gens, lasst Gesag­tes und eure Gedan­ken dazu rei­fen, sprecht nicht gleich das Erste aus, was euch in den Sinn kommt.

3. Die Sicht der ande­ren ein­neh­men – wenn ihr in eige­nen Wor­ten wie­der­gebt, was die ande­re Per­son gesagt hat, dann müsst ihr euch dazu in sie hin­ein­ver­set­zen. Das hilft sehr bei der Suche nach einer gemein­sa­men Lösung.

Leo­nie Wollensack
Redaktion Lichtblick
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