«Wir brau­chen einen Strukturwandel»

«Wir brau­chen einen Strukturwandel»

«Wir brau­chen einen Strukturwandel»

Pfar­rei­ver­samm­lung in Lies­tal zu den Aus­wir­kun­gen der Missbrauchsstudie

Im Anschluss an die sonn­täg­li­che Mess­fei­er des 22. Okto­ber lud der Lies­ta­ler Gemein­de­lei­ter Peter Mes­sing­schla­ger zur Pfar­rei­ver­samm­lung in den angren­zen­den Pfarr­saal. Etwa 50 Frau­en und Män­ner folg­ten sei­ner Ein­la­dung und fan­den sich ein, um unter dem Leit­satz «Kir­che – wie wei­ter?» Erfah­run­gen, Mei­nun­gen und Hand­lungs­op­tio­nen aus­zu­tau­schen. Mes­sing­schla­ger eröff­ne­te die Run­de mit den Wor­ten: «Wir befin­den uns in einer faust­dicken Kri­se, die an die Sub­stanz geht. Kin­dern wie euren wur­de Gewalt ange­tan von Mit­glie­dern unse­rer Kir­che. Das ist eine Per­ver­si­on des­sen, wofür wir eigent­lich ste­hen.»Die Versammlungsteilnehmer/innen hat­ten Raum, sich zu äus­sern, wie es ihnen seit den Ver­öf­fent­li­chun­gen ergan­gen war. Im Vor­der­grund der Bei­trä­ge stand vor allem die gros­se Betrof­fen­heit. Eini­ge Teil­neh­mer berich­te­ten, dass in ihrem Umfeld Miss­bräu­che bekannt­ge­wor­den waren. Schnell wur­de aber auch deut­lich, dass die Gemein­de­mit­glie­der – vor allem die­je­ni­gen, die sich seit Jah­ren enga­gie­ren – die Kol­lek­tiv­ver­ur­tei­lung, die momen­tan statt­fin­det, sehr schmerzt. «70 Jah­re lang haben Tau­sen­de die Bot­schaft ver­kün­det, und das wird jetzt alles aus­sen vor­ge­las­sen», bemerk­te eine Teil­neh­me­rin bewegt. 

Was muss sich ändern?

Die Anwe­sen­den hat­ten aus­ser­dem die Mög­lich­keit, Vor­schlä­ge zu for­mu­lie­ren, wie es wei­ter­ge­hen soll und was sich ändern muss. Ein zen­tra­ler Punkt, der hier­bei von bei­na­he allen Rednern/innen ange­spro­chen wur­de: die Struk­tu­ren in der katho­li­schen Kir­che. Es herrsch­te brei­ter Kon­sens dar­über, dass ein Struk­tur­wan­del nötig sei. Die Ver­sam­mel­ten kri­ti­sier­ten vor allem die vor­han­de­nen Hier­ar­chien, die aus ihrer Sicht den Macht­miss­brauch stark begün­sti­gen. «Kir­che, das ist jeder von uns. Die Ver­ant­wort­li­chen müs­sen auf Augen­hö­he mit den Gemein­de­mit­glie­dern ins Gespräch kom­men», beton­te ein Teil­neh­mer. «Bis in die Grund­fe­sten müs­sen die bis­he­ri­gen Kon­struk­te hin­ter­fragt wer­den, und nach die­sem Pro­zess wür­de es, nach mei­ner Ein­schät­zung, ganz ande­re geben als bis­her», ergänz­te eine ande­re Teil­neh­me­rin. 

Kon­kre­te Mass­nah­men in Liestal

Felix Ter­ri­er, Kir­chen­rek­tor des Klo­sters Dor­nach, der bei der euro­päi­schen Syn­ode in Prag mit dabei war, gab im Anschluss an die Bei­trä­ge der Teilnehmer/innen sei­ne Ein­schät­zung ab, inwie­weit der von den Ver­sam­mel­ten gefor­der­te Struk­tur­wan­del als kon­kre­te Hand­lungs­wei­sung von der Welt­syn­ode zu erwar­ten sei. Nach ihm sol­len die Men­schen kei­ne zu hohen Erwar­tun­gen an die Syn­ode haben. Sie hät­ten aber die Mög­lich­keit, Syn­oda­li­tät im Klei­nen zu leben. «Die Kir­che vor Ort bekommt das Gesicht, das wir ihr geben.»Mes­sing­schla­ger stell­te zum Abschluss kon­kre­te Hand­lungs­schrit­te vor, die ent­we­der bereits Usus sind oder in Kür­ze ein­ge­führt wer­den sol­len. So wird bei­spiels­wei­se bereits seit län­ge­rer Zeit Prä­ven­ti­ons­ar­beit gelei­stet – von der Ein­stel­lung neu­er Mitarbeiter/innen, über die Zeit des Arbeits­ver­hält­nis­ses, bis hin zu Ange­bo­ten für Kin­der und Jugend­li­che. Geplant sind aus­ser­dem ver­tief­te Imple­men­tie­run­gen die­ses Prä­ven­ti­ons­kon­zepts auch für Frei­wil­li­ge. Mes­sing­schla­ger beton­te: «Wir star­ten hier in der Gemein­de nicht bei Null, was das Ein­be­zie­hen der Gemein­de­mit­glie­der anbe­langt.» Er adres­sier­te die Anwe­sen­den direkt: «Bei unse­ren Pfar­rei­ver­samm­lun­gen ori­en­tie­ren wir uns an euch, las­sen das, was wir beschlies­sen, von euch abseg­nen. Wir haben ein Leit­bild ent­wickelt, und es war uns wich­tig, euch dabei mit­ein­zu­be­zie­hen.» Die Ver­samm­lung endet mit einem Appell an die Teilnehmer/innen: «Ihr seid die Mul­ti­pli­ka­to­ren die­ser kon­kre­ten Hand­lungs­vor­schlä­ge.»Leo­nie Wollensack
Leonie Wollensack
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