Wie­der­auf­nah­me der Got­tes­dien­ste ist gelungen

Wie­der­auf­nah­me der Got­tes­dien­ste ist gelungen

  • Basie­rend auf den Vor­ga­ben des Bun­des­am­tes für Gesund­heit und der Vor­la­ge des Bis­tums, haben die Pfar­rei­en im gan­zen Kan­ton ihre eige­nen Schutz­kon­zep­te aus­ge­ar­bei­tet und umgesetzt.
  • Die Rück­mel­dun­gen aus allen Regio­nen sind durch­weg posi­tiv. Die Gläu­bi­gen kamen und sie bekun­de­ten kei­ne Mühe damit, die not­wen­di­gen Mass­nah­men zum Schutz vor Selbst- und Fremd­an­steckung mit dem Coro­na­vi­rus einzuhalten.
«Der Bun­des­rat hat uns total über­rum­pelt», sagt der Lei­ter des Pasto­ral­raums Sig­gen­thal, Micha­el Lep­ke. Tat­säch­lich kam die Erlaub­nis zur Wie­der­auf­nah­me öffent­li­cher Got­tes­dien­ste ab dem 28. Mai mit nur fünf Tagen Vor­lauf wohl für alle Kir­chen­mit­ar­bei­ter sehr über­ra­schend. Micha­el Lep­ke hat mit sei­nem Team tat­säch­lich erst am Pfingst­sonn­tag wie­der los­ge­legt. Aber wenn man die Ver­ant­wort­li­chen in den Pasto­ral­räu­men und Pfar­rei­en zu ihren Erfah­run­gen aus dem Pfingst­wo­chen­en­de befragt, dann lau­tet der Grund­te­nor: «Es ist uns gelun­gen.»Schon vor dem 28. Mai hat Hori­zon­te bei fünf Pfar­rei­ver­ant­wort­li­chen nach­ge­fragt, wie sie die Wie­der­auf­nah­me der Got­tes­dien­ste unter den not­wen­di­gen Schutz­kon­zep­ten gestal­ten woll­ten.  Nach dem Pfingst­wo­chen­en­de haben die­sel­ben fünf Seel­sor­ger noch­mals mit Hori­zon­te gespro­chen. So berich­tet Micha­el Lep­ke, dass in allen drei Pfar­rei­en sei­nes Pasto­ral­raums, in Nuss­baum­en, Kirch­dorf und Unter­sig­gen­thal, Ver­tre­ter der jewei­li­gen Pfar­rei die Gläu­bi­gen schon vor dem Ein­gang der Kir­che per­sön­lich begrüsst hät­ten. Dazu stan­den hübsch deko­rier­te Par­ty­ti­sche bereit und auch die Kir­chen waren fest­lich geschmückt. «Bei uns wur­den die gesperr­ten Bän­ke mit far­bi­gen Bän­dern gekenn­zeich­net», erzählt Micha­el Lep­ke, «denn ich woll­te nicht, dass man sich in der Kir­che vor­kommt wie auf einer Bau­stel­le oder im Super­markt.»

«Sogar ein paar neue Gesich­ter gesehen»

Weit über 100 Men­schen wohn­ten im Pasto­ral­raum Sig­gen­thal den Pfingst­got­tes­dien­sten bei. «Das ent­spricht schon bei­na­he den Besu­cher­zah­len, die wir vor Coro­na hat­ten», erklärt Micha­el Lep­ke. «Eini­ge trau­en sich viel­leicht noch nicht, das kann ich gut ver­ste­hen. Aber es waren doch erstaun­lich vie­le, die schon wie­der kamen. Und ich habe sogar ein paar neue Gesich­ter gese­hen, die vor­her noch nie in der Kir­che waren. Ich will das jetzt nicht über­in­ter­pre­tie­ren, aber es war halt schon eine bedroh­li­che Zeit mit die­sem Virus. Viel­leicht hat das dazu geführt, dass eini­ge wie­der die Nähe zur Kir­che suchen.»

«Wie die Umar­mung einer gelieb­ten Person»

Dia­kon Fran­ces­co Mar­ra, Koor­di­na­tor im Pasto­ral­raum Muri AG und Umge­bung, beschreibt sei­nen Ein­druck von der Wie­der­auf­nah­me der Got­tes­dien­ste mit den Wor­ten von Pasto­ral­raum­ka­plan Josef Wie­demei­er: «Die­se Got­tes­dien­ste waren wie die Umar­mung mit einer gelieb­ten Per­son, nach­dem man die­se nach elf Wochen Tren­nung zum ersten Mal wie­der­sieht.» Genau die­se Wie­der­se­hens­freu­de präg­te die lie­be­voll vor­be­rei­te­ten Got­tes­dien­ste und Mes­sen im Frei­amt. «In jeder unse­rer sechs Pfar­rei­en haben die Kir­chen­pfle­gen und Pfar­rei­rä­te sehr gut gear­bei­tet. Jede Kir­che hat ihre Gläu­bi­gen auf eige­ne Wei­se will­kom­men geheis­sen, und es war eine gros­se Freu­de, wie­viel Ver­ständ­nis die Men­schen für die Schutz­mass­nah­men hat­ten und die­se auch befolg­ten.»Bei der Aus­ar­bei­tung des Schutz­kon­zep­tes habe man sich streng an die Vor­ga­ben des Bis­tums gehal­ten, sagt Fran­ces­co Mar­ra. Nur weni­ge indi­vi­du­el­le Anpas­sun­gen sei­en auf­grund der ört­li­chen Bege­ben­hei­ten not­wen­dig gewe­sen. Das­sel­be gilt auch für die ande­ren Pfar­rei­en, die von Hori­zon­te um ein Résu­mé gebe­ten wur­den. Die Umset­zung der Schutz­kon­zep­te hat nir­gend­wo Pro­ble­me ver­ur­sacht, aber der per­so­nel­le, mate­ri­el­le und dadurch auch finan­zi­el­le Mehr­auf­wand sei nicht zu unter­schät­zen, bestä­ti­gen alle fünf befrag­ten Lei­tungs­per­so­nen. Etwa der Lei­ter des Pasto­ral­raums Brugg-Win­disch, Simon Mei­er: «Wir brau­chen viel mehr Leu­te, vie­le Frei­wil­li­ge. Das wird auf lan­ge Sicht schwie­rig. Ich fra­ge mich schon, über wie­vie­le Wochen sich die­ser Auf­wand auf­recht­erhal­ten lässt. Irgend­wann stos­sen wir an unse­re Gren­zen.»

Min­dest­ab­stand ein­ge­hal­ten – kei­ne Namenslisten

Auch in Brugg-Win­disch wur­de das Ange­bot in den fünf Kir­chen­zen­tren des Pasto­ral­raums rege benutzt. Das Schutz­kon­zept, bei des­sen Umset­zung man die Check­li­ste der Katho­li­schen Kir­che Stadt Luzern ange­wen­det hat, wur­de von allen Betei­lig­ten sou­ve­rän umge­setzt. Ein­zig in Bezug auf die Erfas­sung der Per­so­na­li­en der Got­tes­dienst­be­su­cher habe es Unsi­cher­hei­ten gege­ben, erzählt Simon Mei­er. «Wir haben uns dann ent­schlos­sen, kei­ne Namens­li­sten zu füh­ren, wenn der Min­dest­ab­stand zwi­schen den Leu­ten ein­ge­hal­ten wer­den kann.»Mit dem vor­ge­ge­be­nen Abstand von zwei Metern zwi­schen den ein­zel­nen Kirch­gän­gern hat man im Seel­sor­ge­ver­band Hom­berg kein Pro­blem, denn die Kir­che von Zei­hen bie­tet Platz für gut 400 Per­so­nen. Dia­kon Andre­as Wie­land, zustän­dig für die drei Ver­bands­pfar­rei­en Herz­nach, Hor­nus­sen und Zei­hen, lud dar­um alle Gläu­bi­gen des Seel­sor­ge­ver­ban­des nach Zei­hen ein. Rund 60 Per­so­nen sind sei­ner Ein­la­dung zum fest­li­chen Pfingst­got­tes­dienst mit Orgel und Trom­pe­te gefolgt. «Es war ein schö­ner und wür­di­ger Got­tes­dienst», resü­miert Andre­as Wie­land, «und es waren sogar eher mehr Leu­te da als bei einem nor­ma­len Pfingst­got­tes­dienst. Ohne Coro­na wären doch vie­le Leu­te über die Pfingst­ta­ge ver­reist.» Der ein­zi­ge Wer­muts­trop­fen war für den musik­be­gei­ster­ten Theo­lo­gen, dass zu weni­ge Lie­der gesun­gen wer­den durf­ten: «Der Gesang ist doch die Musik der See­le», betont er, «sie befreit und ist genau­so wich­tig im Got­tes­dienst wie das Wort.»

«Das Gan­ze ist schon sehr verkopft»

«Ich habe mich beim Gesang an die Wei­sun­gen des BAG gehal­ten», sagt Mar­kus Stohl­drei­er, Gemein­de­lei­ter ad inte­rim der bei­den Pfar­rei­en Aar­burg-Oftrin­gen Nord und Rothrist-Mur­gen­thal. «Ich habe als Impuls kur­ze Zita­te aus dem Lied­text gele­sen, dann hat die Orgel die Melo­die gespielt.» Die Umset­zung des Schutz­kon­zep­tes habe bei ihnen gut funk­tio­niert, «nur ein paar Got­tes­dienst­be­su­cher hat­ten etwas Mühe, sich auf dem unge­wohn­ten Gang zur Kom­mu­ni­on zurecht­zu­fin­den.»Er betont, dass er sein Hir­ten­amt «in der Dia­spo­ra» aus­übe. Den­noch sei­en auch hier gut 60 Men­schen zum ersten Got­tes­dienst nach der Wie­der­auf­nah­me erschie­nen. «Das ent­spricht in etwa dem Got­tes­dienst­be­such unter nor­ma­len Umstän­den», erläu­tert Mar­kus Stohl­drei­er. Die Aus­ar­bei­tung des Schutz­kon­zep­tes sei eine auf­wen­di­ge Sache gewe­sen, aber es funk­tio­nie­re gut. «Das Gan­ze ist schon sehr ver­kopft», meint der zwei­fa­che Dok­tor, «aber es ist wich­tig, dass der Anfang gemacht ist. Jetzt hof­fen wir, dass es bald noch bes­ser wird.»
Christian Breitschmid
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