
Wie sieht die Kirche der Zukunft aus?
In Rom findet in diesen Tagen die Weltsynode statt. Auch in Basel wird konkret an der Zukunft der Kirche gearbeitet. Während des Visionsprozesses, der dazu geschaffen wurde, hatten die Gläubigen die Möglichkeit, ihre Ideen einzubringen. Die Redaktion war an einem dieser «Tage des Dialogs» mit dabei.
Nach einem gemeinsamen Gebet geht es sofort ans Eingemachte: Die Teilnehmenden des Workshops sollen sich folgendes Szenario vorstellen: Wir befinden uns im Jahre 2030. Die Situation der katholischen Kirche in Basel ist gut. Was bedeutet das? Was ist gut an der Kirche? Und in einem zweiten Schritt: Was haben wir in den letzten Jahren getan, damit wir bei diesem Zustand ankommen?
In Kleingruppen widmen sich die Interessierten diesen Fragen. Es wird analysiert, diskutiert, Bilanz gezogen, abgewogen. Anschliessend geht es ins Plenum. Nachdem die Gruppen ihre Visionen vorgestellt haben, sammeln die anderen Stichworte, Eindrücke, und Formulierungen, die hängengeblieben sind.
Doch, so betont das Moderationsduo Sarah Biotti, Mitglied der Visionsprozess-Projektgruppe, und Edoardo Ghidelli von der Trigon Entwicklungsberatung, es ist auch wichtig zurückzuschauen. Und so wird im Plenum gesammelt: Was ist in den vergangenen Jahren schon gut gelaufen in der Kirche in Basel? Was ist demgegenüber schlecht gelaufen? Die Ergebnisse werden vom Moderationsduo festgehalten.
In der Pause komme ich mit den Teilnehmenden ins Gespräch und frage sie, warum sie hergekommen sind. «Ich sehe es wirklich als Chance, etwas verändern zu können», sagt mir eine Teilnehmerin. «Ich finde es gut, dass ich mich hier einbringen kann. Das macht Hoffnung, dass es vorangeht,» ergänzt eine andere. Das ist auch die Resonanz der Abschlussrunde. Diejenigen, die gekommen sind, schätzen es, dass ein Forum geschaffen wurde, in dem jede und jeder die eigene Meinung einbringen darf.
Im Gespräch mit …
… Sarah Biotti, Mitglied der Visionsprozess-Projektgruppe
Insgesamt fanden und finden auf dieser Etappe des Visionsprozesses sieben Workshops statt. Nehmen die Menschen das Angebot an? Wer ist mit dabei?
Sarah Biotti: Wir veranstalten verschiedene Workshops mit verschiedenen Anspruchsgruppen. Es gab bereits mehrere Workshops mit Pfarreirätinnen und ‑räten und Synodalen, da sie Entscheidungsträgerinnen und ‑träger sind. Ebenso haben wir mit den Mitarbeitenden der Kirche und mit den Vertreterinnen und Vertretern der Missionen und Glaubensgemeinschaften gesprochen. Diese Workshops waren sehr gut besucht. Die «Tage des Dialogs» für interessierte Mitglieder der Gemeinden sind weniger gut besucht. Wir wissen nicht genau, woran das liegt. Wir überlegen uns momentan noch andere Formate. Im November findet abends ein Workshop für Jugendliche und junge Menschen statt.
Wie wird gewährleistet, dass jede/r gehört wird? Gibt es rote Linien beim Meinungsaustausch?
Die Workshops werden zum einen ja moderiert. Eine Moderation gewährleistet, dass alle zu Wort kommen. Es geht um das einander Zuhören, um das Verstehen von anderen Standpunkten. Es geht also nicht darum, andere von der eigenen Meinung zu überzeugen. Es geht auch nicht darum, dass an den Workshops Entscheidungen gefällt werden. In dem Sinne gibt es inhaltlich keine roten Linien. Ich kann sagen, dass dies bis jetzt auch nie ein Problem war. Ich bin eher überrascht, wie ähnlich die Ansichten sind. Das hatte ich nicht erwartet.