Wie Hans-Peter Stier­li doch noch zum Kle­ri­ker wurde

  • Als ihn Bischof Kurt 2009 zum Dia­kon machen woll­te, sag­te Hans-Peter Stier­li aus Über­zeu­gung nein. 
  • Solan­ge Frau­en nicht zu Dia­ko­nin­nen geweiht wür­den, wol­le er auch nicht geweiht wer­den, sag­te Stierli.
  • Frau­en dür­fen immer noch nicht. Aber Dia­kon Hans-Peter Stier­li darf nun doch: pre­di­gen, tau­fen, trau­en und das Evan­ge­li­um verkünden.

Fei­er­li­cher Aus­zug aus der St. Ursen­ka­the­dra­le Solo­thurn. Hin­ter Bischof Felix Gmür schrei­ten vier frisch­ge­weih­te «Stän­di­ge Dia­ko­ne» hin­aus ins Freie, wo sich sofort Fami­li­en und Freun­de auf sie stür­zen, um zu gra­tu­lie­ren. Im Fokus des Aar­gau­er Pfarr­blatts steht dabei vor allem einer: Hans-Peter Stier­li, der Pfar­rei­seel­sor­ger aus Hägg­lin­gen. Er hat es sich und sei­nem Bischof nicht leicht gemacht auf dem Weg zum Dia­ko­nat. Erste Fra­ge an den neu­en Kle­ri­ker: «Füh­len Sie sich jetzt irgend­wie anders, nach die­ser Wei­he?» Ant­wort: «Nein.»

Dienst am Menschen

Hans-Peter Stier­li ist kei­ner, der sich für irgend­et­was ver­dreht. Auch nicht für die Kar­rie­re. In der Woche vor der Wei­he befan­den sich die vier Dia­ko­nats­kan­di­da­ten des Bis­tums Basel im Klo­ster Engel­berg in Exer­zi­ti­en. Hori­zon­te durf­te «sei­nen» Kan­di­da­ten da besu­chen und befra­gen. Es prä­sen­tier­te sich ein unkom­pli­zier­ter, auf­ge­schlos­se­ner Mensch, der auf­merk­sam zuhört und über­legt antwortet. 

Sei­nen beruf­li­chen Weg vom gelern­ten Bäcker-Kon­di­tor zum stän­di­gen Dia­kon erklär­te er sach­lich und ohne Pathos. Ihm sei es immer um den Dienst am Men­schen und um des­sen Gleich­be­hand­lung gegan­gen: «Vor mei­ner Insti­tu­tiof­ei­er zum Pasto­ral­as­si­sten­ten, im Juni 2009, lud mich der dama­li­ge Bischof, Kurt Koch, zum Eig­nungs­ge­spräch ein. Dabei frag­te er mich: ‹Wie wär’s mit dem stän­di­gen Dia­ko­nat?› Ich sag­te zu ihm: ‹Wenn Frau­en nicht ordi­niert wer­den, dann ich auch nicht.› Damit war das The­ma vom Tisch.»

In Auf­bruchs­stim­mung

Aber so ganz vom Tisch war «das The­ma» dann doch nicht. «Es war eine Mischung aus inne­rer Stim­me und äus­se­ren Ein­flüs­sen, die mich erken­nen liess, dass ich den Men­schen als Dia­kon noch mehr nüt­zen kann», beschreibt Stier­li sei­nen Sin­nes­wan­del. In den kirch­li­chen Dienst trat der gebür­ti­ge Auwer 1989 ein als Kate­chet im Neben­amt. Dazu unter­stütz­te er die Jugend­seel­sor­ge in Sins, wo er auch den Jugend­treff mitbetreute. 

Ange­steckt vom akti­ven Schwung, der die Ober­f­rei­äm­ter Jugend­ar­beit in jenen Jah­ren aus­zeich­ne­te, und beseelt von der Auf­bruchs­stim­mung, die er aus der ersten Euro­päi­schen Öku­me­ni­schen Ver­samm­lung «Frie­den in Gerech­tig­keit» in Basel mit­be­kam, liess er sich am Kate­che­ti­schen Insti­tut Luzern (heu­te Reli­gi­ons­päd­ago­gi­sches Insti­tut) zum Kate­che­ten KIL ausbilden.

Bestä­ti­gen­de Arbeit

Sei­ne erste Stel­le als KIL-Kate­chet hat­te er in Stein­hau­sen. «Was ich dort erleb­te, hat mich bestä­tigt auf mei­nem Weg. Es war eine sehr leben­di­ge Gemein­de. Ich durf­te damals schon Spi­tal­be­su­che machen und ande­re Auf­ga­ben über­neh­men. Ich merk­te, dass der Aspekt, Men­schen zu hel­fen, immer wich­ti­ger wur­de.» Durch die Freund­schaft mit dem neu­en Pasto­ral­as­si­sten­ten von Stein­hau­sen reif­te in Stier­li der Gedan­ke, Theo­lo­gie zu stu­die­ren und sich beruf­lich ganz der Seel­sor­ge zuzuwenden. 

Auf die­sen Weg mach­ten sich mit ihm auch sei­ne Frau, die Häg­g­li­ger Musik­leh­re­rin und Kir­chen­mu­si­ke­rin Eli­sa­beth Geiss­mann, und die bei­den Kin­der, Valen­tin (*1998) und Tabea (*2002). Die jun­ge Fami­lie konn­te ein eige­nes Haus in Hägg­lin­gen bezie­hen und der frisch­ge­backe­ne Theo­lo­ge star­te­te 2007 sei­ne zwei­jäh­ri­ge Berufs­ein­füh­rung in Wohlen.

Zweit gute Angebote

Nach zehn Jah­ren in Woh­len, bekam Stier­li die Gele­gen­heit, als Bezugs­per­son des Pasto­ral­raums Unte­res Frei­amt für die Pfar­rei­en Hägg­lin­gen und Dot­ti­kon zu wir­ken. Ein Ange­bot, das er nicht ableh­nen konn­te. Auf dem Jakobs­weg, den er seit 2017 jeweils in Etap­pen schon mehr­mals began­gen hat, reif­te im belieb­ten Pfar­rei­seel­sor­ger von Hägg­lin­gen schliess­lich der Gedan­ke, sich doch für den stän­di­gen Dia­ko­nat zur Ver­fü­gung zu stel­len. Ein Ange­bot, das Bischof Felix nicht ableh­nen konnte.

Christian Breitschmid
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