Wie ein Engel aus der Ferne

Aus einer pri­va­ten Initia­ti­ve her­aus ent­stand in der Kirch­ge­mein­de Eggen­wil-Widen ein Ver­ein, der ein Kin­der­heim für Stras­sen­kin­der in Mani­la unter­stützt. Für den ersten Teil sei­ner dies­jäh­ri­gen Som­mer­se­rie begab sich Hori­zon­te nach Eggen­wil-Widen und traf dort zwei enga­gier­te Frau­en, die sich im Vor­stand des Ver­eins enga­gie­ren und regel­mäs­sig auf die Phil­ip­pi­nen reisen.Über­be­völ­ke­rung, Armut, Kor­rup­ti­on, eine hohe Arbeits­lo­sig­keit und weit ver­brei­te­te Kri­mi­na­li­tät, aber auch all­jähr­li­che Tai­fu­ne und Über­schwem­mun­gen mit ver­hee­ren­den Aus­wir­kun­gen: Die Men­schen auf den Phil­ip­pi­nen sind wahr­lich nicht zu benei­den, allen vor­an vie­le Kin­der, die in den Slums der gros­sen Städ­te wie etwa Mani­la als Wai­sen und Ver­wahr­lo­ste leben und nicht sel­ten in die Pro­sti­tu­ti­on und Kri­mi­na­li­tät abdrif­ten. Esther Bän­zi­ger, Prä­si­den­tin des Patro­nats­ko­mi­tee des Ver­eins zur Unter­stüt­zung des Kin­der­heims St. Mar­tin de Por­res aus­ser­halb von Mani­la, besuch­te das Land in den letz­ten Jah­ren bereits meh­re­re Male, um sich ein Bild der Kin­der in der Haupt­stadt zu machen. «Die­se Tri­stesse in den Slums rund um Mani­la ist kaum aus­zu­hal­ten», schil­dert die ehe­ma­li­ge SP-Gross­rä­tin aus Eggen­wil in knap­pen Wor­ten ihre Ein­drücke. Auf die pre­kä­re Situa­ti­on vie­ler Kin­der und Jugend­li­cher in Mani­la sties­sen Esther Bän­zi­ger sowie ande­re Gleich­ge­sinn­te über den Schwei­zer Ver­tre­ter der Stif­tung John D.V. Sal­va­dor, die 50 Kilo­me­ter aus­ser­halb von Mani­la ein neu­es Zuhau­se für obdach- und eltern­lo­se Stras­sen­kin­der betreibt. Ins Leben geru­fen wur­de das Kin­der­heim vom Mönch Father Boy­et, der auf den Phil­ip­pi­nen laut Eli­sa­beth Sai­ler, Prä­si­den­tin des Ver­eins zur Unter­stüt­zung des Kin­der­heims St. Mar­tin de Por­res ein hohes Anse­hen geniesst.

18 000 Fran­ken Spen­den­gel­der jährlich

Die Mis­si­on der Stif­tung liess die damals noch lose Grup­pe rund um die Grün­dungs­mit­glie­der aus der katho­li­schen Kirch­ge­mein­de Eggen­wil-Widen nicht mehr los. Mit dem Ziel, die Stif­tung in Mani­la finan­zi­ell zu unter­stüt­zen, wur­de ein Ver­ein ins Leben geru­fen. Obwohl poli­tisch und kon­fes­sio­nell neu­tral, wur­de der Ver­ein von den katho­li­schen Kir­chen­ver­ant­wort­li­chen und meh­re­ren Lehr­per­so­nen stets über­aus wohl­wol­lend unter­stützt, wie die Ver­eins­prä­si­den­tin Eli­sa­beth Sai­ler berich­tet. Das sei auch heu­te noch so. Mitt­ler­wei­le zählt der Ver­ein 45 Mit­glie­der, die gröss­ten­teils aus dem Frei­amt, teil­wei­se aber auch aus den Kan­to­nen Luzern und Bern stam­men. Ein fünf­köp­fi­ger Vor­stand lei­tet den Ver­ein und steht in regel­mäs­si­gem Kon­takt mit der Stif­tung und dem Kin­der­heim. Ein­mal jähr­lich im Juni tref­fen sich die Mit­glie­der zur Gene­ral­ver­samm­lung, wo über die vom Vor­stand vor­ge­schla­ge­nen Unter­stüt­zungs­lei­stun­gen zugun­sten des Kin­der­heims dis­ku­tiert und ent­schie­den wird. Pro Jahr wer­den gegen 18 000 Fran­ken gespen­det. Das Geld stammt aus Spen­den von den Mit­glie­dern, von zahl­rei­chen Gön­ne­rin­nen und Gön­nern, wie auch von Kirch­ge­mein­den und ande­ren Insti­tu­tio­nen.

The­ra­pie und Stipenden

Das gespen­de­te Geld ist für ganz kon­kre­te Pro­jek­te und Per­so­nen vor­ge­se­hen, die jedes Jahr vom Vor­stand je nach Bedarf neu fest­ge­legt wer­den. «Die Haupt­ver­ant­wor­tung der Stif­tung liegt bei einem Schwei­zer. Dadurch haben wir einen direk­ten Draht ins das Kin­der­heim und kön­nen sicher sein, dass unse­re Gel­der unse­ren Vor­stel­lun­gen ent­spre­chend ein­ge­setzt wer­den», betont Esther Bän­zi­ger. Die Lei­ter und Lei­te­rin­nen des Kin­der­heims berich­ten regel­mäs­sig über den Ein­satz der Gel­der und die Situa­ti­on vor Ort. Wofür wer­den die Gel­der ein­ge­setzt? Für die ver­schie­de­nen Wohn­häu­ser, wo die Kin­der unter­ge­bracht sind, spen­de­te der Ver­ein bei­spiels­wei­se klei­ne Küchen.Weil vie­le der Kin­der auf eine trau­ma­ti­sche Ver­gan­gen­heit zurück­blicken, sind sie auf psy­cho­lo­gi­sche Betreu­ung ange­wie­sen. Mit dem Geld aus der Schweiz wer­den auch zwei Psy­cho­lo­gin­nen bezahlt, die die Kin­der betreu­en, eben­so eine Leh­re­rin für das Mäd­chen­haus.

Brie­fe der Kin­der und Jugendlichen

Wei­ter bezahlt der Ver­ein für die älte­ren Kin­der Sti­pen­di­en, dank derer sie in der Stadt eine Aus­bil­dung absol­vie­ren kön­nen. Beliebt sind Informatik‑, Buch­hal­tungs- und Matro­sen­aus­bil­dun­gen. Im Gegen­zug ver­langt der Ver­ein, dass die Jugend­li­chen den Ver­eins­ver­ant­wort­li­chen ein­mal pro Jahr über ihre Situa­ti­on berich­ten. «Die Kin­der und Jugend­li­chen sind unglaub­lich dank­bar für unse­re Hil­fe und schrei­ben uns regel­mäs­sig», freut sich Esther Bän­zi­ger, «und sie wun­dern sich, dass jemand in einem so weit ent­fern­ten Land an sie denkt. Sie ver­glei­chen es mit einem Engel, der aus der Fer­ne ein güti­ges Licht auf sie schei­nen lässt.»

Hori­zon­te-Som­mer­se­rie aus aktu­el­lem Anlass 

An der dies­jäh­ri­gen Som­mer-Ses­si­on stritt Bun­des­bern im Rah­men sei­ner Spar­de­bat­te auch über Kür­zun­gen bei der Ent­wick­lungs­hil­fe. Das nahm Hori­zon­te zum Anlass, im Rah­men sei­ner Som­mer­se­rie für ein­mal in die Fer­ne zu rei­sen. Aber nicht in die Feri­en, son­dern an Orte, wo sich Kirch­ge­mein­den, katho­li­sche Ver­bän­de und die katho­li­sche Jugend­ar­beit in ver­schie­de­nen Pro­jek­ten enga­gie­ren. Im ersten Teil geht’s auf die Phil­ip­pi­nen, wo ein Heim mit Frei­äm­ter Unter­stüt­zung Kin­dern und Jugend­li­chen eine neue Per­spek­ti­ve gibt.www.stmartinporres.ch 
Andreas C. Müller
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