Wer war die Dia­ko­nin Phöbe?

Wer war die Dia­ko­nin Phöbe?

Wer war die Dia­ko­nin Phöbe?

Die Apo­ste­lin Junia hat in den letz­ten Jah­ren an Bekannt­heit gewon­nen. Ein Schat­ten­da­sein fri­stet die Dia­ko­nin Phö­be. Zu Unrecht, fin­det die Pro­fes­so­rin Mar­lis Gie­len aus Salz­burg. Denn Phö­be rei­ste sogar nach Rom.Die frü­he Chri­stin Phö­be wird im Römer­brief erwähnt. Dort wird sie «Dia­ko­nos» genannt, was über­setzt Dia­ko­nin heisst. Das sagt Mar­lis Gie­len, Pro­fes­so­rin für Neu­es Testa­ment an der Uni Salz­burg. Sie forscht seit Jah­ren zur Rol­le der Frau­en im frü­hen Chri­sten­tum.Phö­be wirk­te in der christ­li­chen Gemein­de von Kenchreä. Das war ein zu Korinth gehö­ren­der Hafen­ort, der im heu­ti­gen Grie­chen­land liegt. Phö­be sei nicht die Begrün­de­rin ihrer Gemein­de gewe­sen, sagt Mar­lis Gie­len. Denn sonst wäre sie als Apo­ste­lin bezeich­net wor­den. Die Salz­bur­ger Pro­fes­so­rin hat aus den frü­hen Schrif­ten her­aus­ge­le­sen, wel­che Auf­ga­ben die Dia­ko­nin inne­hat­te.

Feder­füh­rend in der Verkündigung

Dem­nach war die frü­he Chri­stin in ihrer Gemein­de «feder­füh­rend in der Ver­kün­di­gung tätig». Zudem war sie in der Kate­che­se aktiv. Phö­be war auch kari­ta­tiv tätig, sie unter­stütz­te also ande­re Men­schen. Pau­lus schreibt im Römer­brief, sie sei ein Bei­stand gewor­den für vie­le, auch für ihn selbst. Gemäss Mar­lis Gie­len konn­te eine sol­che Unter­stüt­zung durch­aus auch mate­ri­ell gewe­sen sein.«Pau­lus hat die­ser Frau eine gros­se theo­lo­gi­sche Kom­pe­tenz zuge­stan­den», sagt die Neu­te­sta­ment­le­rin. Das las­se sich aus einem Fakt able­sen: Der Apo­stel hat Phö­be den Römer­brief mit­ge­ge­ben, als sie nach Rom rei­ste. Das bedeu­te­te damals: Die Brief­bo­tin muss­te auch münd­lich Aus­kunft geben kön­nen über den Inhalt des Brie­fes. Phö­be muss­te also in der christ­li­chen Gemein­de in Rom «Rede und Ant­wort ste­hen kön­nen zu die­sem theo­lo­gisch anspruchs­vol­len Schrei­ben «, sagt Mar­lis Gie­len. Laut der Spe­zia­li­stin für das frü­he Chri­sten­tum war es zur Zeit des Römi­schen Rei­ches üblich, Brie­fe durch Ver­trau­ens­per­so­nen trans­por­tie­ren zu las­sen. Denn damals habe es noch kein staat­li­ches Post­we­sen für Pri­vat­per­so­nen gege­ben.

Tauf­ver­ständ­nis als Ursache

Mar­lis Gie­len schliesst aus dem Bei­spiel Phö­be – und auch dem Bei­spiel der bekann­te­ren Apo­ste­lin Junia: «Die Frau­en waren in der dama­li­gen Zeit voll­kom­men gleich­be­rech­tigt ein­ge­bun­den.» Sie gestal­te­ten also das reli­giö­se Leben gleich­be­rech­tigt mit. Die­se Hal­tung sieht die Neu­te­sta­ment­le­rin im Ver­ständ­nis der Tau­fe begrün­det. «Bei die­sem Initia­ti­ons­ri­tus wer­den Män­ner und Frau­en wer­den unter­schieds­los getauft.» Das las­se sich von Anfang an für die nach­öster­li­che Bewe­gung der Chri­stus­gläu­bi­gen nach­wei­sen. «Und die Tau­fe selbst hebt alle bestehen­den Unter­schie­de zwi­schen den Men­schen auf», sagt Mar­lis Gie­len. Sie erin­nert an alte Tauf­tra­di­ti­on im Gala­ter­brief: «Da ist nicht Jude noch Grie­che, da ist nicht Skla­ve noch Frei­er, da ist nicht männ­lich und weib­lich. Ihr alle näm­lich seid einer in Chri­stus Jesus.»Davon geht der Apo­stel Pau­lus laut der Neu­te­sta­ment­le­rin aus, wenn er schreibt: Jeder und jede sol­le jene Cha­ris­men ein­brin­gen kön­nen, die er oder sie hat. Mit Cha­ris­men mei­ne Pau­lus Gna­den­ga­ben von Gott. «Heu­te wür­den wir sagen: Beru­fun­gen», sagt Gie­len. Also sei das Mit­wir­ken in frü­hen christ­li­chen Gemein­den «kei­ne Fra­ge des Geschlechts» gewe­sen.Regu­la Pfei­fer, kath.ch 
Regula Vogt-Kohler
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