Weihnachten ist und bleibt ein Familienfest

Weihnachten ist und bleibt ein Familienfest

  • Zu Wei­h­nacht­en feiern wir das Hochfest der Geburt des Her­rn, im Anschluss daran dann auch das Fest der Heili­gen Fam­i­lie. Grund genug für Hor­i­zonte, zwei Fam­i­lien zu besuchen, um zu sehen, was jenen Wei­h­nacht­en und bedeutet und wie sie Wei­h­nacht­en feiern. Bewusst galt unser Besuch ein­er reformierten und ein­er kirchen­fer­nen Fam­i­lie.
  • Es zeigte sich: Egal, ob kirchen­fern oder kirchen­ver­bun­den: Es gibt auf­fal­l­end viele Gemein­samkeit­en in der Art und Weise, wie Fam­i­lien Wei­h­nacht­en feiern.
 Bei den Volquarts’ aus Würen­los (Name von der Redak­tion geän­dert) wei­h­nachtet es bere­its zu Mitte Dezem­ber sichtlich. Der fes­tlich geschmück­te Christ­baum ste­ht seit dem zweit­en Advent in der Ecke im Wohnz­im­mer, auf dem Esstisch find­et sich eine Dose mit frisch geback­e­nen Mailän­der­li und auf einem Beis­telltischlein ruht ein selb­st gebastel­ter Adventskranz von Tochter Lot­ta. Dass die Kinder basteln, das sei für ihn der ein­deutig­ste Hin­weis darauf, dass es auf Wei­h­nacht­en zuge­he, erk­lärt Vater Gijs. «Das begin­nt meist Mitte Novem­ber.»

«Wir feiern, dass die Tage wieder länger werden»

Klar mögen die Töchter Lot­ta (10) und Mari (11) Geschenke, doch das Wichtig­ste für sie an Wei­h­nacht­en sind die Fam­i­lie und der geschmück­te Tan­nen­baum. «Wei­h­nacht­en, das ist für uns ein Fam­i­lien­fest», erk­lärt Mut­ter Anke. «Wir feiern, dass die Tage wieder länger wer­den.» Als Kind sei sie katholisch erzo­gen wor­den. Ihr Vater singe immer noch im Kirchen­chor, sie selb­st habe sich aber von der Kirche ent­fremdet, gehe nicht mehr in den Gottes­di­enst – auch nicht an Wei­h­nacht­en. Und eine Krippe habe man auch nicht.Für Ehe­mann Gijs, der aus Hol­land stammt, sieht es mit der Bedeu­tung von Wei­h­nacht­en nochmals anders aus: «Bei uns war die Ankun­ft von Sin­ter Claas am 6. Dezem­ber das eigentliche Fest mit Bescherung. An Wei­h­nacht­en gab es gar keine Geschenke. Das hat sich erst in jüng­ster Zeit in Hol­land so entwick­elt.» Auch Gijs ist katholisch aufgewach­sen, ging als Kind und Jugendlich­er regelmäs­sig zur Kirche. «Mit 14 Jahren hat­te ich dann keine Lust mehr. Meine Eltern sträubten sich zunächst, gaben dann aber nach.»

«Wir haben immer denselben Ablauf»

So wie bei vie­len anderen Fam­i­lien laufen auch bei den Volquarts’ am Wei­h­nachts- abend bes­timmte Dinge immer gle­ich. «Im Laufe des Tages kommt zuerst meine Schwest­er, gegen Abend dann mein Vater mit sein­er Part­ner­in», begin­nt Mut­ter Anke zu erzählen. Mit ihnen feiern wir immer zusam­men. Meist schon am 23. Dezem­ber, wenn Ankes Vater an Heili­ga­bend im Gottes­di­enst mit dem Kirchen­chor singt. Mit dem Datum nimmt man es bei den Volquarts’ nicht so genau – auch weil es am 25. Dezem­ber dann zu Gijs’ Fam­i­lie nach Hol­land geht, wo dann noch ein­mal gefeiert wird.Am Wei­h­nachtsabend schaut man zuerst immer densel­ben Film: entwed­er «Der kleine Lord» oder «Drei Nüsse für Aschen- put­tel». Dann gibt’s Essen und Bescherung. «Mein Vater organ­isiert eine Vor­speise, ich bere­ite ein Fon­due Chi­noise vor, und meine Schwest­er bringt Tiramisu zum Dessert», berichtet Mut­ter Anke. Für dieses Jahr dürfte jedoch der Haupt­gang erst­mals geän­dert wer­den, denn die 10-jährige Lot­ta ist Veg­e­tari­erin gewor­den.

«Es ist wichtig, dass man weiss, was gefeiert wird»

Die Bescherung find­et immer zwis­chen Haupt­gang und Dessert statt. «Wir Erwach­se­nen schenken einan­der nichts», erk­lärt Vater Gijs. Geschenke gibt’s nur für die Kinder und von den Kindern. Darauf ange­spro- chen, was sich die Kinder denn am meis­ten wün­schen, über­legt Lot­ta zunächst lange. Es zeigt sich, dass es ihr nicht um etwas Materielles geht. «Schnee», meint sie schliesslich zöger­lich. «Dass es an Wei­h­nacht­en ein­mal richtig schön weiss ist.»Bei den Pfeif­fers aus Aarau hat die christliche Botschaft des Wei­h­nachts­fests einen hohen Stel­len­wert. Die Fam­i­lie mit vier Kindern im Alter von drei bis elf Jahren geht an Heili­ga­bend jew­eils um 17 Uhr in den Fam­i­lien­gottes­di­enst. Weit­er gehört christlich­es Liedgut genau­so zu Wei­h­nacht­en wie der Besuch eines Krip­pen­spiels und die Auseinan­der­set­zung mit der Wei­h­nachts­geschichte.«Ich finde es wichtig, dass man weiss, warum wir Wei­h­nacht­en feiern», meint Fam­i­lien­vater Simon Pfeif­fer, der als reformiert­er Pfar­rer wirk­te und seit Herb­st bei der Reformierten Kirche Aar­gau auf der Fach­stelle kirch­lich­er Reli­gion­sun­ter­richt arbeit­et. «Gott kommt als Men­schlein auf die Welt.» Entsprechend ist für ihn auch klar: Wei­h­nacht­en, das ist ein­er dieser vier Tage im Jahr, wo jed­er christliche Haushalt in die Kirche geht.»

Der Baum kommt aus dem Garten

Im Übri­gen hal­ten es die Pfeif­fers mit Wei­h­nacht­en wie viele andere Fam­i­lien: Das Zusam­men­sein als Fam­i­lie ste­ht für sie im Zen­trum. Und damit es mit der gesamten Ver­wandtschaft klappt, wird auch schon mal vor Wei­h­nacht­en gefeiert. «Das ist schon speziell», äussert Mut­ter Corinne ihre gemis­cht­en Gefüh­le in diesem Zusamme hang, meint dann aber: «Es liess sich anders ein­fach nicht ein­richt­en.»An Heili­ga­bend hat alles seinen tra­di­tionellen Gang. «Das ist mir wichtig», erk­lärt Corinne Pfeif­fer: um 17 Uhr der Wei­h­nachts­gottes­di­enst. Während dieser Zeit bud­delt «das Christkind» im Garten den Tan­nen- baum aus. Die Fam­i­lie find­et ihn dann geschmückt und mit­samt Geschenken im Wohnz­im­mer vor.

«Weniger machen entstresst»

Heili­ga­bend ver­bringt Fam­i­lie Pfeif­fer unter sich. Jed­er darf zunächst ein Geschenk auf­machen. Die restlichen gibt’s dann am 25. Dezem­ber. Es fol­gen das Sin­gen von Wei­h­nacht­sliedern und ein gemein­sames Essen. Auch bei den Pfeif­fers gibt es zu Wei­h­nacht­en immer in etwa das­selbe Menü. «Etwas, das man vor­bere­it­en kann und nicht viel Aufwand bere­it­et», meint Mut­ter Corinne: «Meist Nüsslisalat und Wiener­li.»Dass Wei­h­nacht­en auch zu Stress führen kann, wis­sen die Pfeif­fers. «Aus diesem Grund schenken wir Erwach­se­nen einan­der nichts mehr», erk­lärt Corinne Pfeif­fer. Weit­er verzichtet die Fam­i­lie dieses Mal erst­mals aufs Gestal­ten eines Fen­sters für den Quartier­ad­ventskalen­der. «Und den Adventskranz machen wir auch nicht mehr selb­st, meint Mut­ter Corinne. Auf die Frage, worauf man auf keinen Fall je verzicht­en würde, sind sich alle schnell einig: Das Zusam­men­sein mit der Fam­i­lie.
Andreas C. Müller
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