«Weg­be­rei­ter in unse­rer Pfarrei»

  • Der kirch­li­che Jugend­ver­band Jung­wacht Blau­ring arbei­tet vie­ler­orts weit­ge­hend auto­nom und ohne deut­lich sicht­ba­re Ver­bin­dung zur Kirche.
  • Den­noch sieht sich die Jub­la klar als Teil der katho­li­schen Kir­che, mit eige­nem Profil.
  • Die Nach­fra­ge bei Aar­gau­er Kir­chen­pfle­gen zeigt, dass die Arbeit der Jub­la für die Pfar­rei­en wert­voll ist und geschätzt wird.

Die wäh­rend der Coro­na­zeit geprie­se­ne Soli­da­ri­tät zeig­te sich auch und beson­ders im Wir­ken der Jung­wacht Blau­ring-Scha­ren. Die ehren­amt­lich täti­gen Lei­te­rin­nen und Lei­ter boten Ein­kaufs- und Trans­port­dien­ste an, ver­schick­ten Bastel­ideen, hiel­ten Grup­pen­stun­den online ab und plan­ten unver­dros­sen ihre Som­mer­la­ger wei­ter, inklu­si­ve Eltern­abend via Videokonferenz.

Sinn­voll, offen, ökumenisch

In der anhal­tend unsi­che­ren Lage füh­ren die Scha­ren, unter Ein­hal­tung der Schutz­mass­nah­men, ihre Arbeit wei­ter. Mit ihrem Kern­ge­schäft, der sinn­vol­len Frei­zeit­be­schäf­ti­gung für Kin­der und Jugend­li­che, trägt die Jub­la zur Gemein­schafts­bil­dung in der Pfar­rei bei. Die­sen Bei­trag schät­zen die Kir­chen­pfle­gen, wie die Nach­fra­ge zeigt: «Die Jubla­lei­ter sieht man zwar nicht mehr oft in Got­tes­dien­sten, aber sie neh­men einen wich­ti­gen Platz ein. Mit ihren Anläs­sen, Lagern und Grup­pen­stun­den betreu­en sie vie­le Kin­der aus­ser­schu­lisch und sind Weg­be­rei­ter in unse­rer Pfar­rei», sagt Roland Schnetz­ler, Kir­chen­pfle­ge­prä­si­dent von Lau­fen­burg. «Die Kir­chen­pfle­ge sieht das Wir­ken von Jung­wacht Blau­ring als sinn­vol­le und mitt­ler­wei­le öffent­li­che öku­me­ni­sche Jugend­ar­beit», sagt Hans Hild­brand, Kir­chen­pfle­ge­prä­si­dent in Bos­wil-Kal­lern und sel­ber ehe­ma­li­ger Lei­ter und Schar­lei­ter bei der Jung­wacht Boswil.

Hans Hild­brand weiss aber auch: «Dank der Unter­stüt­zung durch die Kirch­ge­mein­den kön­nen sich Jung­wacht Blau­ring gut ent­fal­ten.» Kirch­ge­mein­den stel­len Geld und Räu­me zur Ver­fü­gung, eini­ge über­neh­men auch die Kosten für die Aus- und Wei­ter­bil­dung des Leitungsteams.

Auto­nom und auf Augenhöhe

Trotz die­ser Ver­flech­tung füh­ren die Scha­ren ein «Eigen­le­ben» inner­halb der Pfar­rei. «Ich erle­be eher eine Koexi­stenz der Jub­la zu ande­ren Akti­vi­tä­ten in der Pfar­rei», sagt Ani­ta Ber­ger, Kir­chen­pfle­ge­prä­si­den­tin in Lenz­burg. Auch Hans Hild­brand betont: «Jung­wacht Blau­ring sind sehr auto­nom unter­wegs. Nur weni­ge sehen direk­te Ver­bin­dun­gen zu Kir­che, Pfar­rei oder staats­kir­chen­recht­li­chen Gre­mi­en.» Tat­säch­lich war «Glau­ben leben» der umstrit­ten­ste der fünf Grund­sät­ze des Ver­bands. Doch mit dem Hal­tungs­pa­pier «Glau­ben» nimmt die Jub­la Schweiz inzwi­schen eine kla­re Posi­ti­on ein: «Als katho­li­scher Kin­der- und Jugend­ver­band sind wir ein wert­vol­ler Teil der katho­li­schen Kir­che und haben dar­in ein eige­nes Pro­fil. Als Ver­band tra­gen wir alle Grund­auf­ga­ben der Kir­che mit und wer­den des­halb von ihr unter­stützt», heisst es im Haltungspapier.

Wert­vol­le Präses-Arbeit

Seli­na Kuhn, Mit­glied der Regio­nal­lei­tung (Relei) Aar­au, ist ehe­ma­li­ge Blau­ring­lei­te­rin und meint: «Aus Erfah­rung wür­de ich sagen, dass Scha­ren sich wün­schen, dass die Pfar­rei sie unter­stützt. Aber im Hin­ter­grund – etwa durch Wer­bung oder den Zugriff auf Adres­sen – ohne aktiv in das Schar­le­ben ein­zu­grei­fen. Ver­bin­dungs­glied zwi­schen Lei­tungs­team und Pfar­rei ist der oder die Prä­ses. Prä­si­des sind Begleit­per­so­nen, die das Lei­tungs­team beglei­ten und bera­ten sowie die spi­ri­tu­el­le Ani­ma­ti­on gestal­ten. Die Res­sour­cen für die Prä­ses-Arbeit wer­den gemäss einer Umfra­ge von Jub­la Schweiz fast aus­nahms­los von der katho­li­schen Kir­che zur Ver­fü­gung gestellt.

Bei Pro­ble­men vermitteln

Bei Schwie­rig­kei­ten zwi­schen Pfar­rei und Lei­tungs­team ver­mit­telt der Prä­ses. Gibt es Pro­ble­me zwi­schen Schar und Prä­ses, bie­tet die Regio­nal­lei­tung Unter­stüt­zung an. Relei-Mit­glied Seli­na Kuhn erin­nert sich, dass in eini­gen Fäl­len eine Ver­mitt­lung zwi­schen allen drei Par­tei­en nötig war — durch einen run­den Tisch mit Schar, Prä­ses und Pfar­rei. «Kon­flik­te ent­ste­hen durch unter­schied­li­che Erwar­tun­gen und Arbeits­wei­sen. Ein ehren­amt­li­cher Jugend­ver­ein funk­tio­niert anders als eine Pfar­rei, wo Per­so­nen die­se Arbeit teil­wei­se haupt­be­ruf­lich machen.»

Seli­na Kuhn betont aber auch: «Grund­sätz­lich erfah­ren die Scha­ren gros­se Wert­schät­zung durch die Pfar­rei­en. Denn Lei­ter tra­gen gros­se Ver­ant­wor­tung in jun­gen Jah­ren und dies wird mit­ge­tra­gen.» Kir­chen­pfle­ge­prä­si­dent Hans Hild­brand fin­det: «Die Kir­chen­pfle­ge und der Prä­ses müs­sen für Jung­wacht Blau­ring ein­ste­hen, wenn etwas in Ihren ‚Betrie­ben’ schief läuft. Sie müs­sen dies spü­ren und in der Not auf uns zäh­len können!»

Vie­le Jubla­mit­glie­der in den kirch­li­chen Gremien

Drei von fünf Kir­chen­pfle­ge­prä­si­den­tin­nen und ‑prä­si­den­ten, die für die­sen Arti­kel Aus­kunft gaben, waren frü­her Mit­glied in einer Jung­wacht Blau­ring-Schar. Das, zeigt die enge Ver­bin­dung des Jugend­ver­bands mit ihren Pfar­rei­en und Kirch­ge­mein­den. Roland Schnetz­ler, Kir­chen­pfle­ge­prä­si­dent von Lau­fen­burg sagt: «Vie­le unse­rer Kir­chen­pfle­ge­rin­nen und Pfar­rei­rats­mit­glie­der waren frü­her in der Jub­la – auch Mini­stran­ten las­sen sich immer wie­der über die Jub­la rekru­tie­ren.» Jubla­leu­te enga­gie­ren sich über die akti­ve Lei­ter­zeit hin­aus in kirch­li­chen Ver­ei­nen, sind Sami­ch­läu­se, Mit­glied im Frau­en­ver­ein, im Pfar­rei­rat oder der Kir­chen­pfle­ge. Sie tra­gen das Pfar­rei­le­ben mit, weit über die akti­ve Lei­ter­zeit hinaus.

 

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Marie-Christine Andres Schürch
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