Rechts­gut­ach­ten stützt Pater

  • Die Ver­ein­ba­rung, wonach der umstrit­te­ne Sal­va­to­ria­ner­pa­ter Adam Ser­a­fin nach Demis­si­on des Gemein­de­lei­ters Peter Dani­els eben­falls sei­ne Stel­le ver­lie­ren soll, sei nicht bin­dend, heisst es in einem recht­li­chen Gut­ach­ten. In Auf­trag gege­ben hat es Dani­el Ric, Kir­chen­pfle­ge­prä­si­dent von Gebenstorf-Turgi.
  • Das Bis­tum will vor­ab kei­ne Stel­lung zum vor­lie­gen­den Gut­ach­ten neh­men. Sei­tens der Römisch-Katho­li­schen Lan­des­kir­che folgt das vor­lie­gen­de Gut­ach­ten einer «ein­sei­ti­gen und unvoll­stän­di­gen Instruktion».
Nach­dem unlängst der Prä­si­dent des Kir­chen­ra­tes der Römisch-Katho­li­schen Lan­desk­ri­che im Aar­gau, Luc Hum­bel, den Kir­chen­pfle­ge­prä­si­den­ten von Gebens­torf-Tur­gi, Dani­el Ric, öffent­lich zum Rück­tritt auf­ge­for­dert hat­te, legt die­ser nun im Streit um die Wei­ter­füh­rung der Anstel­lung des Sal­va­to­ria­ner­pa­ters Adam Ser­a­fin ein Rechts­gut­ach­ten vor. Dar­in erklärt der bekann­te alt-Bun­des­rich­ter Peter Kar­len: Die zwi­schen dem Bis­tum, den Kir­chen­ge­mein­den und Pater Adam getrof­fe­ne ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung, wonach der Sal­va­to­ria­ner­pa­ter sei­ne Stel­le bei Demis­si­on des Gemein­de­lei­ters auf­zu­ge­ben hat, «wider­spricht dem staat­li­chen Recht und begrün­det weder für Pater Adam Ser­a­fin noch für die Kirch­ge­mein­den eine Kün­di­gungs­pflicht».

Kein Kom­men­tar aus Solo­thurn zum Rechtsgutachten

Mehr noch: Der alt-Bun­des­rich­ter meint: «Es fragt sich, ob die getrof­fe­ne Ver­ein­ba­rung nicht in unzu­läs­si­ger Wei­se den Kün­di­gungs­schutz oder son­sti­ge Nor­men des staat­li­chen Rechts ver­letzt». 
Mit die­ser Aus­sa­ge stützt sich Peter Kar­len auf den Umstand, dass für die Anstel­lun­gen von Prie­stern und Gemein­de­lei­tern das öffent­li­che Arbeits­recht gilt. Die­sem fol­gend, dür­fen Kün­di­gun­gen ledig­lich aus struk­tu­rel­len Grün­den (bei­spiels­wei­se Zusam­men­le­gung einer Pfar­rei) oder auf­grund man­geln­der Eig­nung oder bei Män­geln in der Lei­stung oder im Ver­hal­ten erfol­gen. In einem Rechts­streit müss­te das Bis­tum nun dar­le­gen kön­nen, dass Pater Adam für die Aus­übung sei­ner Auf­ga­ben ledig­lich in Zusam­men­ar­beit mit dem Gemein­de­lei­ter aus­rei­chend geeig­net war.In Solo­thurn war zum ein­ge­gan­ge­nen Rechts­gut­ach­ten kei­ne Ant­wort zu erhal­ten. Von Sei­ten des Bis­tums­spre­cher Hans­rue­di Huber hiess es ledig­lich: «Wir wer­den die Situa­ti­on ana­ly­sie­ren und infor­mie­ren, sobald wir Ent­schei­dun­gen gefällt haben». Ein­zig bestä­tigt wur­de, dass sich am 1. Sep­tem­ber der umstrit­te­ne Sal­va­to­ria­ner­pa­ter Adam Ser­a­fin mit Bischof Felix Gmür auf des­sen Ein­la­dung hin zu einem Gespräch getrof­fen habe. Zu all­fäl­li­gen Ergeb­nis­sen aus dem Gespräch wur­den kei­ne Anga­ben gemacht.

Dani­el Ric: «Bischof hat ver­sucht, Kir­chen­recht zu umgehen»

Für den Kir­chen­pfle­ge­prä­si­den­ten Dani­el Ric ist der­wei­len klar: «Das Gut­ach­ten zeigt, dass die Ver­ein­ba­rung ungül­tig ist». Der Bischof habe gezielt ver­sucht, das Kir­chen­recht zu umge­hen, damit ihm Befug­nis­se zuteil wer­den, die er sonst nicht hät­te – und die ihm kir­chen­recht­lich nicht zustün­den.«Zudem hat Luc Hum­bel als Jurist und Kir­chen­rats­prä­si­dent bei­de Kir­chen­pfle­gen nicht dar­über infor­miert, dass die­ser Ver­trag mas­si­ve recht­li­che Män­gel auf­weist, die ihn ungül­tig machen». Zur Fra­ge der Eig­nung von Pater Adam erklärt Dani­el Ric: «Pater Adam hat sich weder kir­chen­recht­lich noch straf­recht­lich irgend­et­was zu Schul­den kom­men las­sen. Er stellt den Glau­ben und das Evan­ge­li­um ins Zen­trum sei­nes Wir­kens. Mei­nes Erach­tens soll­te schnellst­mög­lich eine Pfarr­wahl statt­fin­den, damit die Men­schen im Seel­sor­ge­ver­band Pater Adam zum Pfar­rer und Pasto­ral­raum­lei­ter wäh­len kön­nen».

Luc Hum­bel: «Sor­ge mich um die Pfarrei-Angehörigen»

Für Luc Hum­bel, Prä­si­dent des Kir­chen­ra­tes der Römisch-Katho­li­schen Lan­des­kir­che Aar­gau, stellt sich die Situa­ti­on etwas anders dar: «Es liegt ein Bericht eines auch von mir geschätz­ten Juri­sten vor, wel­cher auf Grund einer ein­sei­ti­gen und unvoll­stän­di­gen Instruk­ti­on sei­ne Mei­nung kund tut. Sie deckt sich nicht mit mei­ner», so das Fazit von Luc Hum­bel, selbst Jurist. Das Schrei­ben von Peter Kar­len brin­ge kei­ne wesent­li­chen neu­en Erkennt­nis­se. «Dass man zu ein­zel­nen der auf­ge­wor­fe­nen Rechts­fra­gen unter­schied­li­che Hal­tun­gen haben kann, erstaunt nicht. Zum Stau­nen bringt mich ein­zig, dass eine Kir­chen­pfle­ge gegen den Wil­len des Bis­tums eine Anstel­lung eines Seel­sor­gers durch­drückt, spä­ter aber die damit ver­bun­de­nen Auf­la­gen nicht ein­hal­ten will», ener­viert sich Luc Hum­bel und sorgt sich um die Pfar­rei-Ange­hö­ri­gen vor Ort, «wel­che sich durch das Han­deln der Kir­chen­pfle­ge und von Pater Adam vor den Kopf gestos­sen füh­len oder sich bereits abwenden.»
Andreas C. Müller
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