Wasserschloss: Rebellion gegen das Bistum
- In Gebenstorf-Turgi spitzt sich der Machtkampf zu. Während Kirchenpflegepräsident Daniel Ric hofft, Pater Adam Serafin könnte nach dem Weggang von Diakon Peter Daniels die ordentliche Leitung übernehmen, pocht das Bistum auf die Kündigung des umstrittenen Seelsorgers.
- Die progressive Opposition, namentlich die «Gruppe der 72», rechnet nicht damit, dass es zu einer raschen Klärung kommt. Sie will im November an der Kirchgemeindeversammlung mit eigenen Kandidaten das Gewicht zu ihren Gunsten verändern.
«Pater Adam hat die Pfarrverantwortung und ich sehe keinen Grund, weshalb sich dies ändern sollte», äussert sich Daniel Ric gegenüber Horizonte optimistisch. «Ich erwarte, dass Bischof Felix sich an das Kirchenrecht und an die Vorgaben der Weltkirche hält. Ich hoffe nicht, dass Bischof Felix einen offenen Bruch mit Rom sucht.» Daniel Ric baut auf ein Dokument, welches jüngst von der Kleruskongregation herausgegeben wurde, und auf den multikulturellen Hintergrund vieler Katholiken im Seelsorgeverband. «Die meisten Katholiken sind bei uns nicht an einem schweizerischen kirchlichen Isolationismus interessiert, sondern an der Gemeinschaft mit Papst Franziskus und 1,3 Milliarden Katholiken weltweit.»
Bistum: «Pater Adam muss gehen»
«Unhaltbar», so der Kommentar aus Solothurn von Bistumssprecher Hansruedi Huber. «Daniel Ric und Adam Serafin müssen die bei der Anstellung von Pater Adam unterzeichnete Vereinbarung einhalten. Sie besagt, dass bei einem Weggang von Diakon Peter Daniels auch Pater Adam Serafin die Pfarrei verlassen muss.» Sich zudem in diesem Zusammenhang auf das jüngste Schreiben der Kleruskongregation in Rom zu beziehen, welche die Gemeindeleitung in Händen eines Priesters vorsehe, gebe keinen Anlass, dass Pater Adam bleibe. «Das Bistum Basel hat unlängst in einem Schreiben erörtert, dass es schon seit Jahren in Übereinstimmung mit Rom einen differenzierten Weg gehe.»Beim Bistum hofft man auf eine Lösung bereits in den kommenden Wochen – genau genommen auf Einsicht. «Es wäre an der Zeit, dass Pater Adam Serafin einsieht, dass es nicht funktioniert mit ihm», meint Hansruedi Huber. Im Übrigen laufe seine Missio ohnehin mit dem Abgang von Diakon Peter Daniels aus. «Dies entspricht nicht den Tatsachen und dies wissen alle Verantwortlichen des Bistums», sagt dazu Daniel Ric. Die Pfarrverantwortung könne nicht «auslaufen» und sei nicht abhängig vom Arbeitsvertrag des Gemeindeleiters.
Die Landeskirche ist machtlos
Gut möglich also, dass der Machtkampf im Wasserschloss noch einige Zeit andauert. Das Bistum hofft daher auf Schützenhilfe von der Landeskirche. Doch dieser sind nach eigener Aussage die Hände gebunden. «Beim Personalreglement war angedacht und von mir eingebracht, dass bei Weigerung einer Anstellungsbehörde, nach einem Missio-Entzug die Kündigung zu vollziehen, die Landeskirche quasi stellvertretend kündigen kann», erklärt Kirchenratspräsident Luc Humbel. «In der Beratung der Arbeitsgruppe habe man aber von einem solchen Passus abgesehen.»
Birmenstorf auf Seiten des Bistums
Was wird das Bistum also tun, wenn weder Daniel Ric noch Pater Adam gewillt sind, nachzugeben? «Wir sind auf verschiedene Szenarien vorbereitet», so Hansruedi Huber. Allerdings hoffe man in Solothurn noch immer auf Einsicht. Zu diesem Zweck habe der Bischof Pater Adam auch eine weitere Einladung zum Gespräch zukommen lassen. Und Bischofsvikar Valentin Koledoye führe aktuell sowohl mit der Kirchenpflege als auch mit der oppositionellen «Gruppe der 72» Gespräche.Gespräche stattgefunden haben auch zwischen den Kirchenpflegen von Birmenstorf und Gebenstorf-Turgi. «Wenn die Kirchenpflege einen Vertrag unterschrieben hat, dann halten wir uns auch daran», erklärt Ruth Rippstein, Kirchenpflegepräsidentin von Birmenstorf. Man habe Pater Adam Serafin gekündigt. Man sei mit Pater Adam Serafin unzufrieden: «Verschiedene Mitarbeitende haben in der Pfarrei wegen ihm ihre Stelle aufgegeben.» Man habe klar weniger Leute in der Kirche. Der Vertrag mit dem Salvatorianerpater wurde damals unterstützt, weil seine Sprache im Gottesdienst klar verständlich war und es auch auf seinen Religionsunterricht positive Rückmeldungen gab.
Zerbricht der Verband?
Die Kirchenpflege behält sich auch vor, den gemeinsamen Seelsorgeverband zu verlassen. «Das steht und fällt aber mit den Entwicklungen in den künftigen Wochen und Monaten», so Ruth Rippstein.