Wallfahrten für Anfängerinnen
Eine Wallfahrt, was ist das eigentlich? Wo geht’s da hin und was macht man dort? Auf dieser Seite erfahrt ihr, um was es beim Wallfahrten geht, und wir stellen zwei Wallfahrtsorte in der Schweiz vor. Ausserdem findet ihr eine Anleitung für euer eigenes kleines Wallfahrtsbüchlein.
Ab in die Fremde
Das Thema dieser Ausgabe sind Wallfahrten. Ein anderes Wort dafür ist «Pilgern». In diesem Begriff, der aus dem Lateinischen stammt, steckt auch die Bedeutung dessen, um was es beim Pilgern oder Wallfahrten geht. «Peregrinus», so der lateinische Ausdruck, bedeutet «in der Fremde sein». Wallfahrten gibt es in fast allen Religionen. Die Menschen reisen – oft sehr weit – in eine fremde Gegend. Diese Reisen haben immer einen tieferen Sinn. Die Pilgernden machen sich auf den Weg zu einem religiösen Ort. Dort erfahren sie die besondere Nähe zu Gottheiten, Religionsstiftern oder Heiligen, zum Beispiel durch Gebete, Gelöbnisse, Opfergaben, Waschungen oder Berührungen.
Wallfahrtsorte in der Schweiz
Der bekannteste Wallfahrtsort der Schweiz ist das Kloster in Einsiedeln. Hier befindet sich das Gnadenbild der schwarzen Madonna. Trotzdem ist Einsiedeln kein Wallfahrtsort, der auf eine Marienerscheinung zurückgeht, sondern ein Wallfahrtsort mit einer langen, vor allem klösterlich geprägten Tradition. Die Legende erzählt, dass bereits zu Lebzeiten des heiligen Meinrad (um 800–860) Menschen an diesen Ort kamen, um gute Worte aber auch materielle Hilfe zu erhalten. Der Ort entwickelte sich in der Tradition des Heiligen zu einem Kloster mit Kapelle, in dem ab etwa 930 eine Benediktinergemeinschaft lebte und wirkte. Grossen Zulauf von Menschen aus ganz Europa hatte der Wallfahrtsort, seitdem die Legende von einer wundersamen Weihung der Kapelle durch Christus in Begleitung vieler Engel erzählt. Ab diesem Moment kamen viele Pilgernde, vor allem zum Engelweihfest, nach Einsiedeln.
Der zweitwichtigste Wallfahrtsort der Schweiz liegt im Gebiet unseres Pfarrblatts! Ihr habt sicherlich schon davon gehört. Es ist das Kloster Mariastein im Kanton Solothurn. Eine Legende besagt, dass Maria hier einem kleinen Hirtenjungen das Leben rettete, der von einem steilen Felsplateau herabgestützt war. Auf dem Weg in die Gnadenkapelle, die daraufhin erbaut wurde, findet man hunderte Danksagungen und Bitten an Maria aus aller Welt und in vielen verschiedenen Sprachen.
Pilgertagebuch
Schnapp dir ein kleines, leeres Heftchen und bereite vor deiner Abreise pro Pilgertag eine Doppelseite darin vor:
- Gebet zum Start in den Tag
- «Denk-Mal» = ein kleiner Impuls zu einer Bibelstelle, über den du heute nachdenken möchtest
- ein Lied, dass du heute singen möchtest
- Platz für deine Gedanken und Erlebnisse des Tages
- Gebet, mit dem du den Tag beendest
Gebete zum Start in den Tag
Guter Gott,
ich komme, um bei dir still zu werden.
Ein Teil von mir sitzt hier und betet,
ein anderer Teil plant für den heutigen Tag.
Herr, hier bin ich.
Nimm mir die Hast und Unruhe.
Ich atme deine Stille in mich hinein.
Gott hörst du mich?
Erhörst du mich?
Du hörst
Leises und Lautes.
Du hörst mir zu.
Ich will auf dich achten.
(Nach M. Frigger, in: Elemente, Stundenbuch für junge Leute)
Der heilige Augustinus betete:
Atme in mir,
Du Heiliger Geist,
dass ich Heiliges denke.
Treibe mich,
Du Heiliger Geist,
dass ich Heiliges tue.
Locke mich,
Du Heiliger Geist,
dass ich Heiliges liebe.
Stärke mich,
Du Heiliger Geist,
dass ich Heiliges hüte.
Hüte mich,
Du heiliger Geist,
dass ich Heiliges nimmer verliere.
Gott, ich preise dich,
Du bist der Morgen und der Abend,
der Anfang und das Ende.
Dir danke ich für die Ruhe der Nacht
und für das Licht des neue Wallfahrtstages.
Herr Jesus Christus, du Licht der Welt,
Du bist der Weg, den ich heute gehe,
Du bist die Wahrheit, die mich leitet.
Gib mir Geduld und Gelassenheit
und bewahre mich in deiner Liebe.
Du schöpferischer Geist,
wecke meine Sinne und Gedanken,
gib mir das helfende Wort
und das sorgsame Tun,
damit ich an diesem Tag für andere da sein kann.
Heiliger Gott,
ich bitte dich für alle, die diesen Tag mit Sorge beginnen,
mit Angst oder Schmerzen.
Begleite uns,
schütze uns,
bewahre uns.
Ich danke dir für deinen neuen Tag.
(nach Jörg Zink aus «Beten im Alltag», action 365)
«Denk Mal»-Impulse
1 Kor 12,7–11
Denk-Mal
Jede und jeder trägt Begabungen in sich. Es tut gut zu wissen: Andere sehen sie und sie wissen deine Talente zu würdigen.
Wahrscheinlich bist du mit anderen Menschen unterwegs. Vielleicht hast du in den vergangenen Tagen hier und da gedacht: Mensch, das war jetzt richtig gut, was die oder der gerade gemacht hat.
Überlege dir heute den Tag über:
- Wem möchtest du eine Rückmeldung geben?
- An wem sind dir besondere Begabungen aufgefallen?
Nimm dir heute einige Minuten Zeit, suche das Gespräch mit der Person und vertraue ihr deine Gedanken an.
Tobit 4,19–5,17
Denk-Mal
Heute bin ich einem freundlichen und unbeschwerten Menschen begegnet.
«Wohin gehst du?», fragte er mich. Ich nannte ein Nachbardorf.
«Wohin gehst du?», fragte er nochmals. Ich nannte nochmals das Dorf.
«Wohin gehst du?», fragte er mich abermals. Da wurde ich unsicher, und während ich weiterging, fragte ich mich selbst: «Wohin gehst du?»
Denk-Mal
Manchmal fühle ich mich kraftlos, manchmal fühle ich mich ausgelaugt, manchmal bin ich mutlos, manchmal habe ich zu nichts Lust, manchmal finde ich alles sinnlos, manchmal fühle ich mich allein und manchmal gibt es ganz unerwartet Momente, in denen ich etwas anderes spüre.
Da ist irgendwas um mich herum. Ich merke: Ich bin nicht allein, da ist jemand anwesend, der mich ermutigen will. In mir steigt Mut auf, Taten zu beginnen. Ich spüre eine Kraft, die ich verloren glaubte. Gottes Geist atmet in mir.
(Nach Katharina Schnitzler)