Wall­fahr­ten für Anfängerinnen
Bild: ©Naturpuur/Wikimedia Commons

Wall­fahr­ten für Anfängerinnen

Eine Wallfahrt, was ist das eigentlich? Wo geht’s da hin und was macht man dort? ​Auf dieser Seite erfahrt ihr, um was es beim Wallfahrten geht, und wir stellen zwei Wallfahrtsorte in der Schweiz vor. Ausserdem findet ihr eine Anleitung für euer eigenes kleines Wallfahrtsbüchlein.


Ab in die Fremde


Das The­ma die­ser Aus­ga­be sind Wall­fahr­ten. Ein ande­res Wort dafür ist «Pil­gern». In die­sem Begriff, der aus dem Latei­ni­schen stammt, steckt auch die Bedeu­tung des­sen, um was es beim Pil­gern oder Wall­fahr­ten geht. «Pere­gri­nus», so der latei­ni­sche Aus­druck, bedeu­tet «in der Frem­de sein». Wall­fahr­ten gibt es in fast allen Reli­gio­nen. Die Men­schen rei­sen – oft sehr weit – in eine frem­de Gegend. Die­se Rei­sen haben immer einen tie­fe­ren Sinn. Die Pil­gern­den machen sich auf den Weg zu einem reli­giö­sen Ort. Dort erfah­ren sie die beson­de­re Nähe zu Gott­hei­ten, Reli­gi­ons­stif­tern oder Hei­li­gen, zum Bei­spiel durch Gebe­te, Gelöb­nis­se, Opfer­ga­ben, Waschun­gen oder Berührungen.


Wall­fahrts­or­te in der Schweiz


Der bekann­te­ste Wall­fahrts­ort der Schweiz ist das Klo­ster in Ein­sie­deln. Hier befin­det sich das Gna­den­bild der schwar­zen Madon­na. Trotz­dem ist Ein­sie­deln kein Wall­fahrts­ort, der auf eine Mari­en­er­schei­nung zurück­geht, son­dern ein Wall­fahrts­ort mit einer lan­gen, vor allem klö­ster­lich gepräg­ten Tra­di­ti­on. Die Legen­de erzählt, dass bereits zu Leb­zei­ten des hei­li­gen Mein­rad (um 800–860) Men­schen an die­sen Ort kamen, um gute Wor­te aber auch mate­ri­el­le Hil­fe zu erhal­ten. Der Ort ent­wickel­te sich in der Tra­di­ti­on des Hei­li­gen zu einem Klo­ster mit Kapel­le, in dem ab etwa 930 eine Bene­dik­ti­ner­ge­mein­schaft leb­te und wirk­te. Gros­sen Zulauf von Men­schen aus ganz Euro­pa hat­te der Wall­fahrts­ort, seit­dem die Legen­de von einer wun­der­sa­men Wei­hung der Kapel­le durch Chri­stus in Beglei­tung vie­ler Engel erzählt. Ab die­sem Moment kamen vie­le Pil­gern­de, vor allem zum Engel­weih­fest, nach Einsiedeln.

Der zweit­wich­tig­ste Wall­fahrts­ort der Schweiz liegt im Gebiet unse­res Pfarr­blatts! Ihr habt sicher­lich schon davon gehört. Es ist das Klo­ster Maria­stein im Kan­ton Solo­thurn. Eine Legen­de besagt, dass Maria hier einem klei­nen Hir­ten­jun­gen das Leben ret­te­te, der von einem stei­len Fels­pla­teau her­ab­ge­stützt war. Auf dem Weg in die Gna­den­ka­pel­le, die dar­auf­hin erbaut wur­de, fin­det man hun­der­te Dank­sa­gun­gen und Bit­ten an Maria aus aller Welt und in vie­len ver­schie­de­nen Sprachen.


Pil­ger­ta­ge­buch


Schnapp dir ein klei­nes, lee­res Heft­chen und berei­te vor dei­ner Abrei­se pro Pil­ger­tag eine Dop­pel­sei­te dar­in vor:

  • Gebet zum Start in den Tag
  • «Denk-Mal» = ein klei­ner Impuls zu einer Bibel­stel­le, über den du heu­te nach­den­ken möchtest
  • ein Lied, dass du heu­te sin­gen möchtest
  • Platz für dei­ne Gedan­ken und Erleb­nis­se des Tages
  • Gebet, mit dem du den Tag beendest

Gebe­te zum Start in den Tag

Guter Gott,
ich kom­me, um bei dir still zu werden.

Ein Teil von mir sitzt hier und betet,
ein ande­rer Teil plant für den heu­ti­gen Tag.

Herr, hier bin ich.
Nimm mir die Hast und Unruhe.
Ich atme dei­ne Stil­le in mich hinein.

Gott hörst du mich?
Erhörst du mich?

Du hörst
Lei­ses und Lautes.

Du hörst mir zu.
Ich will auf dich achten.

(Nach M. Frig­ger, in: Ele­men­te, Stun­den­buch für jun­ge Leute)


 

Der hei­li­ge Augu­sti­nus betete:
Atme in mir,
Du Hei­li­ger Geist,
dass ich Hei­li­ges denke.

Trei­be mich,
Du Hei­li­ger Geist,
dass ich Hei­li­ges tue.

Locke mich,
Du Hei­li­ger Geist,
dass ich Hei­li­ges liebe.

Stär­ke mich,
Du Hei­li­ger Geist,
dass ich Hei­li­ges hüte.

Hüte mich,
Du hei­li­ger Geist,
dass ich Hei­li­ges nim­mer verliere.


 

Gott, ich prei­se dich,
Du bist der Mor­gen und der Abend,
der Anfang und das Ende.
Dir dan­ke ich für die Ruhe der Nacht
und für das Licht des neue Wallfahrtstages.

Herr Jesus Chri­stus, du Licht der Welt,
Du bist der Weg, den ich heu­te gehe,
Du bist die Wahr­heit, die mich leitet.
Gib mir Geduld und Gelassenheit
und bewah­re mich in dei­ner Liebe.

Du schöp­fe­ri­scher Geist,
wecke mei­ne Sin­ne und Gedanken,
gib mir  das hel­fen­de Wort
und das sorg­sa­me Tun,
damit ich an die­sem Tag für ande­re da sein kann.

Hei­li­ger Gott,
ich bit­te dich für alle, die die­sen Tag mit Sor­ge beginnen,
mit Angst oder Schmerzen.
Beglei­te uns,
schüt­ze uns,
bewah­re uns.

Ich dan­ke dir für dei­nen neu­en Tag.

(nach Jörg Zink aus «Beten im All­tag», action 365)

«Denk Mal»-Impulse

1 Kor 12,7–11

Denk-Mal

Jede und jeder trägt Bega­bun­gen in sich. Es tut gut zu wis­sen: Ande­re sehen sie und sie wis­sen dei­ne Talen­te zu würdigen.

Wahr­schein­lich bist du mit ande­ren Men­schen unter­wegs. Viel­leicht hast du in den ver­gan­ge­nen Tagen hier und da gedacht: Mensch, das war jetzt rich­tig gut, was die oder der gera­de gemacht hat.

Über­le­ge dir heu­te den Tag über:

  • Wem möch­test du eine Rück­mel­dung geben?
  • An wem sind dir beson­de­re Bega­bun­gen aufgefallen?

Nimm dir heu­te eini­ge Minu­ten Zeit, suche das Gespräch mit der Per­son und ver­traue ihr dei­ne Gedan­ken an.


 

Tobit 4,19–5,17

Denk-Mal

Heu­te bin ich einem freund­li­chen und unbe­schwer­ten Men­schen begegnet.

«Wohin gehst du?», frag­te er mich. Ich nann­te ein Nachbardorf.

«Wohin gehst du?», frag­te er noch­mals. Ich nann­te noch­mals das Dorf.

«Wohin gehst du?», frag­te er mich aber­mals. Da wur­de ich unsi­cher, und wäh­rend ich wei­ter­ging, frag­te ich mich selbst: «Wohin gehst du?»


 

Denk-Mal

Manch­mal füh­le ich mich kraft­los, manch­mal füh­le ich mich aus­ge­laugt, manch­mal bin ich mut­los, manch­mal habe ich zu nichts Lust, manch­mal fin­de ich alles sinn­los, manch­mal füh­le ich mich allein und manch­mal gibt es ganz uner­war­tet Momen­te, in denen ich etwas ande­res spüre.

Da ist irgend­was um mich her­um. Ich mer­ke: Ich bin nicht allein, da ist jemand anwe­send, der mich ermu­ti­gen will. In mir steigt Mut auf, Taten zu begin­nen. Ich spü­re eine Kraft, die ich ver­lo­ren glaub­te. Got­tes Geist atmet in mir.

(Nach Katha­ri­na Schnitzler)

Leonie Wollensack
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