Vor fünf Jah­ren hat Bene­dikt XVI. sei­nen Rück­tritt als Bischof von Rom verkündet

Vor fünf Jah­ren hat Bene­dikt XVI. sei­nen Rück­tritt als Bischof von Rom verkündet

Eine über­ra­schen­de Nach­richt aus dem Vatikan

Vor fünf Jah­ren hat Bene­dikt XVI. sei­nen Rück­tritt als Bischof von Rom verkündet

Der ita­lie­ni­schen Vati­kan­ex­per­tin Gio­van­na Chir­ri stan­den Trä­nen in den Augen, als ihr klar wur­de, was sie gera­de hör­te. Sie sass am 11. Febru­ar 2013 im Vati­ka­ni­schen Pres­se­zen­trum, als Bene­dikt XVI. erklär­te, er wer­de vom Papst­amt zurücktreten.Bene­dikt XVI. hält sei­ne Anspra­che vor den Kar­di­nä­len auf Latein. Gio­van­na Chir­ri ver­steht die alte Spra­che, doch sie kann nicht glau­ben, was sie gehört hat: «Decla­ro me mini­ste­rio Epis­co­pi Romae ren­un­tia­re.» Schliess­lich erhält Chir­ri die Bestä­ti­gung des Pres­se­spre­chers Feder­i­co Lom­bar­di – und die Sen­sa­ti­on geht um die Welt.Tage spä­ter folg­ten die Bil­der, an die vie­le sich noch erin­nern: Der Abschied im Hof des Apo­sto­li­schen Palasts, der Heli­ko­pter, der über die Kup­pel des Peters­doms ent­schwin­det, der kur­ze Gruss von der Log­gia in der Päpst­li­chen Som­mer­re­si­denz Castel Gan­dol­fo, dies­mal auf Ita­lie­nisch «Buo­na not­te!». Erst­mals seit über 700 Jah­ren war ein Papst frei­wil­lig zurück­tre­ten.Zwei Wochen danach wur­de sein Nach­fol­ger gewählt. Im Nach­hin­ein mag der Rück­tritt Bene­dikts XVI. als fol­ge­rich­tig erschei­nen. Hat­te doch Kar­di­nal Ratz­in­ger in den letz­ten Mona­ten der Amts­zeit von Johan­nes Paul II. in einem Inter­view erklärt, natür­lich kön­ne ein Papst zurück­tre­ten. Bei eini­gen Kar­di­nä­len sorg­te das für Unmut, es sei unge­bühr­lich, so etwas öffent­lich zu sagen. Sei­nen eige­nen Rück­tritt hielt er für sei­ne «Pflicht», wie Bene­dikt XVI. spä­ter erklär­te.Bald nach sei­ner Wahl besuch­te ihn sein Nach­fol­ger Fran­zis­kus. Das Bild von zwei römi­schen Päp­sten, die sich tref­fen, ging um die Welt, wur­de nach und nach zur Gewohn­heit. Etwa wenn Fran­zis­kus dem «Papst eme­ri­tus» neu ernann­te Kar­di­nä­le vor­stellt, oder wenn anfangs Bene­dikt XVI. bei gros­sen Got­tes­dien­sten im Peters­dom zuge­gen war. Fran­zis­kus’ Bemer­kung über den «guten Gross­va­ter» im ehe­ma­li­gen Klo­ster «Mater eccle­siae», der zuhö­ren und Rat geben kön­ne, tat ihr Übri­ges.

Kein Gegen­spie­ler des neu­en Papstes

Befürch­tun­gen, der Alt­papst kön­ne zum Gegen­spie­ler des Neu­en wer­den, sind nicht ein­ge­tre­ten. So hat der amtie­ren­de Papst den eme­ri­tier­ten stets in sei­ner Nähe im Vati­kan, seit­dem er Castel Gan­dol­fo zum Muse­um erklär­te. Es gibt also kei­nen räum­li­chen Gegen­pol.In Per­sön­lich­keit und Stil unter­schei­den sich der «Pfar­rer-Papst» aus Bue­nos Aires und sein Vor­gän­ger, der «Pro­fes­so­ren-Papst» aus Bay­ern. Theo­lo­gisch mag – anders als von man­chen behaup­tet – hier und da doch ein Blatt Papier zwi­schen die bei­den pas­sen. Die Gefahr, sie gegen­ein­an­der aus­zu­spie­len, geht aber eher von ande­ren aus, die sie für eige­ne Inter­es­sen instru­men­ta­li­sie­ren wol­len.Wobei der eme­ri­tier­te Papst weni­ger schweig­sam ist als zunächst erwar­tet. So schrieb er ein Vor­wort für ein Buch von Kar­di­nal Robert Sarah im Mai 2017. Dem Prä­fek­ten der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on beschei­nig­te er, die Lit­ur­gie sei bei ihm «in guten Hän­den». Fran­zis­kus hin­ge­gen hat Sarah im Herbst wegen des­sen Inter­pre­ta­ti­on des Motu Pro­prio «Magnum prin­ci­pi­um» öffent­lich geta­delt. Auch das aus­führ­li­che Inter­view­buch mit dem deut­schen Autor Peter See­wald im Jahr 2016 («Letz­te Gesprä­che») sorg­te für Debat­ten. Hat­te Bene­dikt XVI. vor sei­nem Rück­tritt nicht ver­spro­chen, der Kir­che fort­an im Gebet zu die­nen? Von Stumm­heit war aller­dings nie die Rede.

Sel­ten öffent­lich aufgetreten

Öffent­lich gespro­chen hat Bene­dikt XVI. seit dem Rück­tritt nur sehr sel­ten: Als ihm im Juli 2015 die Ehren­dok­tor­wür­den der katho­li­schen Uni­ver­si­tät und des Kon­ser­va­to­ri­ums von Kra­kau ver­lie­hen wur­den, sprach er über die klas­si­sche Musik und den Glau­ben. Hin­zu kom­men eini­ge halb­öf­fent­li­che Reden, etwa bei Geburts­tags­be­su­chen aus der baye­ri­schen Hei­mat. Unlängst erschien ein kur­zes Gruss­wort von ihm – in einer Fest­schrift für Kar­di­nal Mül­ler. Für alle schrift­li­chen Äus­se­run­gen, heisst es, hole sich Bene­dikt XVI. vor­her die Geneh­mi­gung sei­nes Nach­fol­gers ein.In den ersten Wochen und Mona­ten nach sei­nem Rück­tritt sah der Alt­papst erhol­ter und mun­te­rer aus als in den letz­ten Wochen sei­ner Amts­zeit. Die von ihm begon­ne­nen gros­sen Refor­men der Kurie sowie zum Umgang mit Miss­brauch in der Kir­che, die umzu­set­zen er sich nicht mehr in der Lage sah, hat­te er sym­bo­li­siert in zwei gros­sen Akten­kar­tons sei­nem Nach­fol­ger über­ge­ben.

Fran­zis­kus-Kri­ti­ker abgewiesen

Inzwi­schen hat Bene­dikts kör­per­li­che Gesund­heit nach­ge­las­sen, im Herbst sorg­te ein Sturz mit blau­en Flecken im Gesicht für Auf­re­gung. Gei­stig sei er nach wie vor fit, sagen jene, die ihn tref­fen konn­ten. Die Besu­che des aktu­el­len Pap­stes schei­nen sel­te­ner gewor­den zu sein. Begeg­nun­gen mit ande­ren wer­den nur bekannt, wenn die Besu­cher sel­ber davon berich­ten. Es gab wohl auch Gäste, die sich bei Bene­dikt XVI. über Fran­zis­kus beschwe­ren woll­ten. Doch die wur­den, wie Fran­zis­kus selbst ein­mal erzähl­te, von sei­nem Vor­gän­ger unver­züg­lich vom Hof gejagt; «auf baye­ri­sche Art», wie er hin­zu­füg­te.Kir­chen­ju­ri­sten beschäf­tigt der Rück­tritt Bene­dikts XVI. bis heu­te, vor allem die Fra­ge, ob und wie der Rück­tritt eines künf­ti­gen Pap­stes näher zu regeln sei. Sein Nach­fol­ger Fran­zis­kus ist über­zeugt, dass die­ser Schritt kein Ein­zel­fall blei­ben wird.Roland Juchem, KNA; kath.ch
Redaktion Lichtblick
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