Vor 50 Jah­ren besuch­te erst­mals ein Papst Schwarzafrika

Vor 50 Jah­ren besuch­te erst­mals ein Papst Schwarzafrika

Vor 50 Jah­ren besuch­te erst­mals ein Papst Schwarzafrika

Ugan­da war das erste afri­ka­ni­sche Land mit ein­hei­mi­schen Bischöfen

Im Som­mer 1969 rei­ste erst­mals ein Papst nach Schwarz­afri­ka. Paul VI. mach­te Ernst mit dem The­ma Welt­kir­che. In Ugan­da spiel­te man ihm die König­strom­meln – und einen eigens kom­po­nier­ten Cha-Cha-Cha. Der Kor­re­spon­dent der Zeit­schrift «Spie­gel» griff für sei­nen Ein­stieg ganz tief in die Kli­schee­ki­ste: «Trom­meln dröhn­ten, Hör­ner kreisch­ten, Ban­tu-Neger im Len­den­schurz tanz­ten nach exo­ti­schen Rhyth­men.» Kam­pa­las Erz­bi­schof Emma­nu­el Kiwa­nu­ka Nsu­bunga sol­le sogar sei­ne Lands­leu­te vor­sorg­lich ermahnt haben: «Ver­sucht euch zu beneh­men, wenn Sei­ne Hei­lig­keit kommt!» War es so – oder anders? Jeden­falls war der Emp­fang für Paul VI. könig­lich, als er am 31. Juli 1969 als erster Papst Schwarz­afri­ka besuch­te. 

Eine Papst­rei­se war unge­heu­er neu

Das Begleit­sze­na­rio mutet heu­te, wo das Rei­se­papst­tum bereits ein hal­bes Jahr­hun­dert alt ist, nicht mehr so schlag­zei­len­träch­tig an. Doch damals war all das unge­heu­er neu: eine jun­ge Kran­ken­schwe­ster, die in der Nacht vor dem Papst­be­such in Kam­pa­la ihren Erst­ge­bo­re­nen «Paul» zur Welt gebracht hat­te und ihn nun dem Namens­ge­ber zum Seg­nen hin­hielt; ein ver­krüp­pel­ter Greis, der sein gan­zes Ver­mö­gen – einen Shil­ling – dem «Gros­sen Weis­sen Vater» ver­ma­chen woll­te, der für so vie­le Kin­der auf der Welt zu sor­gen hat­te.Arbei­ter, die tage­lang auf ihren Lohn ver­zich­te­ten, um Löcher in den Stras­sen zu fül­len; Last­wa­gen, die Ton­nen Bana­nen her­an­schaff­ten, um all die Pil­ger zu ver­sor­gen; ein eigens kom­po­nier­ter Papst-Cha-Cha-Cha, den Radio Ugan­da rauf und run­ter spiel­te: «Paul-Mania» statt «Beat­le-Mania». 

Mon­ti­ni woll­te ein «moder­ner» Papst sein

Die über­all greif­ba­re Exo­tik die­ser ersten Afri­ka­rei­se über­la­ger­te zwar vie­les – aber damals dran­gen doch noch zumin­dest die zen­tra­len Bot­schaf­ten des Pap­stes medi­al durch. Gio­van­ni Bat­ti­sta Mon­ti­ni, der Kon­zils­papst Paul VI. (1963–1978), woll­te ganz bewusst ein «moder­ner» (und mobi­ler) Papst sein, der zu den Men­schen geht; der nicht nur im Vati­kan resi­diert und erwar­tet, dass der, der etwas von ihm will, sich gefäl­ligst auch zu ihm nach Rom bewegt; der Ernst macht mit der katho­li­schen Welt­kir­che; der sie besucht, sich selbst ein Bild macht. Und der ein Bot­schaf­ter, auch ein poli­ti­scher, des Evan­ge­li­ums ist. 

Gott auch in Afri­ka zuhause

Nur weni­ge Tage zuvor hat­te der Papst noch gebannt die ersten Schrit­te des Men­schen auf dem Mond ver­folgt – und die Mond­lan­dung der USA begrüsst als ein Sym­bol des mensch­li­chen Fort­schritts auf dem Weg zu nach­hal­ti­ger Ent­wick­lung für die gesam­te Mensch­heit. Und im Sin­ne sei­ner Ent­wick­lungs­en­zy­kli­ka «Popul­orum pro­gres­sio» pre­dig­te Paul VI. auch in Ugan­da: Gott lei­te die gesam­te Mensch­heit. Er sei nicht mehr nur ein weis­ser Gott der Euro­pä­er, son­dern längst auch in Afri­ka zuhau­se. 

Erstes Land mit ein­hei­mi­schen Bischöfen

Das ost­afri­ka­ni­sche Ugan­da war in die­sem Sin­ne gut gewählt. Es war unter dem (frei­lich auto­kra­tisch regie­ren­den) Mil­ton Obo­te nicht nur poli­tisch leid­lich sta­bil. Noch war nicht abzu­se­hen, dass sich kaum 18 Mona­te spä­ter mit Idi Amin der «Schläch­ter von Afri­ka» an die Macht put­schen wür­de. Ugan­da war auch das erste Land des Kon­ti­nents gewe­sen, in dem der Vati­kan seit den 1920er-/30er-Jah­ren ent­schie­den auf ein­hei­mi­sche Prie­ster und Bischö­fe setz­te.1939 war hier mit Joseph Kiwa­nu­ka der erste ein­hei­mi­sche Bischof des latei­ni­schen Ritus in Afri­ka seit den Zei­ten des hei­li­gen Augu­sti­nus (354–430) geweiht wor­den. Sym­bo­lisch setz­te Paul VI. beim ersten Papst­be­such in Schwarz­afri­ka über­haupt die­se Mis­si­ons­stra­te­gie fort: In Kiwa­nu­kas frü­he­rer Kathe­dra­le weih­te er neue afri­ka­ni­sche Bischö­fe, zwölf an der Zahl wie einst die Apo­stel. Den afri­ka­ni­schen Kir­chen­füh­rern rief er zum Abschied zu: «Nun seid ihr eure eige­nen Mis­sio­na­re!»In einer Hin­sicht schei­ter­te Paul VI. in Kam­pa­la kom­plett, und er ging auch offen­siv mit die­sem Schei­tern um: Bis zuletzt ver­such­te er ver­geb­lich, poli­tisch im Bür­ger­krieg zwi­schen Nige­ria und Biaf­ra zu ver­mit­teln. Die hoch­ran­gi­gen Dele­ga­tio­nen der Kon­flikt­par­tei­en und meh­re­rer Nach­bar­staa­ten gin­gen ohne jede Annä­he­rung aus­ein­an­der. Vor dem ugan­di­schen Par­la­ment räum­te Paul VI. ein, er sei als Kir­chen­ober­haupt «schwach und klein». Ende 2015 hat mit Fran­zis­kus zuletzt ein Papst Ugan­da besucht. 

Prä­si­dent will neue Amts­tracht spendieren

Wäh­rend Men­schen­recht­ler bekla­gen, auch seit die­ser Visi­te habe sich in Ugan­da nicht viel zum Guten ver­än­dert, hat sich Lang­zeit­prä­si­dent Yowe­ri Muse­ve­ni nun ein beson­de­res Stück Sym­bol­po­li­tik aus­ge­dacht. Zum 50. Jah­res­tag des Papst­be­suchs von 1969 – zugleich auch das 50-Jah­re-Jubi­lä­um des Afri­ka­ni­schen Bischofs­ra­tes Secam – kün­dig­te er an, den Bischö­fen Afri­kas eine neue Amts­tracht spen­die­ren zu wol­len. Der Traum vie­ler Afri­ka­ner damals wie heu­te ist dage­gen immer noch uner­füllt: «Der Papst war hier. Jetzt kann auch der Frie­den kom­men!»Alex­an­der Brüg­ge­mann, kna/kath.ch
Redaktion Lichtblick
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