Von Freu­den­tän­zen und mysti­scher Versenkung
Derwische sehen Tanz als einen Weg zu Gott.
Bild: © klim­kin auf Pixabay

Von Freu­den­tän­zen und mysti­scher Versenkung

Der Tanz gehört zum Menschen wie das Singen. So ist es kein Wunder, dass in allen Religionen Tanztraditionen entwickelt wurden.

Im Juden­tum hat der Tanz eine Jahr­tau­sen­de alte Tra­di­ti­on. Schon im Alten Testa­ment las­sen sich vie­le Bei­spie­le des Tan­zes als Lob­preis und Aus­druck von Got­tes­nä­he fin­den, zum Bei­spiel Davids Tanz vor der Bun­des­la­de oder Mir­jams Tanz nach der Durch­que­rung des Roten Mee­res. Bis heu­te fei­ern Juden im Herbst am Ende des Laub­hüt­ten­fe­stes Sim­chat Tora, das Fest der Torafreu­de, (wört­lich «Freu­de am Gesetz»). Die Tora beinhal­tet die fünf Bücher Mose. Das Fest mar­kiert das Ende des jähr­li­chen Lese­zy­klus und den Beginn des neu­en Zyklus. Die Tra­di­ti­on, mit den Tora­rol­len in der Syn­ago­ge als Gemein­schaft sin­gend, sie­ben Mal um das Lese­pult zu krei­sen und zu tan­zen, drückt die Freu­de über das Gesetz aus. Es ist ein fröh­li­ches Fest für die gan­ze Fami­lie, an dem die Kin­der mit Süs­sig­kei­ten beschenkt werden.

Mus­li­mi­sche Gelehr­te sind sich seit Beginn des Islams im Jahr 622 unei­nig, ob Musik, Tanz und Gesang erlaubt sein soll­ten und stell­ten dafür mehr oder weni­ger stren­ge Regeln auf. Fun­da­men­ta­li­sti­sche Grup­pen wie Sala­fi­sten und Wah­ha­bi­ten leh­nen das Tan­zen ab. Ande­rer­seits prak­ti­zie­ren mus­li­mi­sche Grup­pie­run­gen, die den Sufis ange­hö­ren, den Tanz als einen Weg zu Gott und bet­ten ihn in eine reli­giö­se Zere­mo­nie ein. Ein bekann­tes Bei­spiel ist der Tanz der Der­wi­sche, die sich gegen den Uhr­zei­ger­sinn um sich selbst dre­hen. Die­ser Tanz zu Ehren Allahs, der einen Koran­vers in Bewe­gung umsetzt, drückt die mysti­sche Sehn­sucht aus, sich mit dem Gött­li­chen zu ver­ei­nen, eine tran­szen­den­te Ver­bin­dung von Umwelt und Selbst zu schaffen.

Ayelet Kindermann
mehr zum Autor
nach
soben