Vom Kai­ser­op­fer zum Messopfer

In Augu­sta Rau­rica, der weni­ge Jahr­zehn­te vor Chri­sti Geburt gegrün­de­ten römi­schen Kolo­nie, über­lapp­ten sich die Reli­gio­nen. Zu den reli­giö­sen Tra­di­tio­nen der in der heu­ti­gen Nord­west­schweiz ansäs­si­gen Kel­ten kamen mit den Römern neue Kul­te und über das römi­sche Netz­werk schliess­lich auch das Chri­sten­tum. Wann genau die ersten Chri­sten kamen, weiss man jedoch nicht.Im Jahr 44 v. Chr. gegrün­det, erhielt die römi­sche Kolo­nie auf dem Ter­ras­sen­sporn zwi­schen Ergolz und Vio­len­bach knapp drei Jahr­zehn­te spä­ter von Kai­ser Augu­stus ihren noch heu­te gül­ti­gen Namen. In der Blü­te­zeit zwi­schen 100–240 n.Chr. leb­ten bis zu 20 000 Men­schen in Augu­sta Rau­rica. Mit dem Auf­schwung Basels im 7. Jahr­hun­dert ver­lor Augu­sta Rau­rica an Bedeu­tung und wur­de zu einem klei­nen Fischer­dorf. Seit 1803 ist Kai­ser­augst Teil des Kan­tons Aar­gau.Ille­ga­le Christen Sicht­bar wur­de das Chri­sten­tum in Augu­sta Rau­rica im vier­ten Jahr­hun­dert. Dass kei­ne Fun­de auf­ge­taucht sind, wel­che die frü­he­re Prä­senz von Chri­sten bele­gen könn­ten, hängt ver­mut­lich damit zusam­men, dass das Chri­sten­tum erst mit dem Ende der Chri­sten­ver­fol­gun­gen und dem Tole­ranz­edikt von Kai­ser Gale­ri­us 311 und der Mai­län­der Ver­ein­ba­rung der Kai­ser Kon­stan­tin dem Gros­sen und Lici­ni­us im Jahr 313 zur offi­zi­ell erlaub­ten Reli­gi­on wur­de. Vor­ab war es qua­si «ille­gal», Christ zu sein. «Mit der Zeit wur­de es dann aber chic, Christ zu sein, auch im Kai­ser­haus», so der katho­li­sche Theo­lo­ge Mat­thys Klemm aus Augst. «Das Chri­sten­tum war plötz­lich salon­fä­hig, und Pri­vat­räu­me genüg­ten nicht mehr für die Zusam­men­künf­te. Es brauch­te grös­se­re Räu­me, die ersten christ­li­chen Sakral­bau­ten ent­stan­den.» In Kai­ser­augst soll sich schliess­lich auch die Resi­denz eines Bischofs befun­den haben. «Die aus dem 4. Jahr­hun­dert stam­men­de Kir­che, deren Über­re­ste man unter­halb der Gal­lus-Kir­che direkt am Rhein besich­ti­gen kann, war bis zum Bau des Hai­to-Mün­sters in Basel die gröss­te der Regi­on.Weih­rauch aus dem Kaiserkult Die Chri­stia­ni­sie­rung des römi­schen Impe­ri­ums blieb nicht ohne Wir­kung auf die Ent­wick­lung des Chri­sten­tums. «Der Got­tes­dienst wur­de zu einem offi­zi­el­len Staats­akt, und Per­so­nen mit staat­li­chen Ämtern über­nah­men reli­giö­se Auf­ga­ben», so Mat­thys Klemm über den Pro­zess der gegen­sei­ti­gen Anpas­sung. «Weih­rauch, Ker­zen, präch­ti­ge Gewän­der – was für die katho­li­sche Kir­che als typisch gilt, hat mit dem früh­sten Chri­sten­tum nichts zu tun, son­dern stammt aus dem Kai­ser­kult.»Abge­kup­fer­te Religion Auf den Rui­nen des Schön­bühl­tem­pels in Augu­sta Rau­rica schil­dert Mat­thys Klemm den Ablauf einer römi­schen Opfer­ze­re­mo­nie und weist auf die offen­kun­di­gen Par­al­le­len zum christ­li­chen Ritu­al hin. Der Opfern­de wäscht die Hän­de, das eigent­li­che Opfern über­neh­men Hilfs­prie­ster. Auch die Römer haben Ele­men­te frem­der Kul­te über­nom­men. So erin­nert ihre Göt­ter­welt stark an jene der Grie­chen.Regu­la Vogt-Koh­ler  Aus­flugstippIdea­ler­wei­se geht’s mit Zug via Olten-Basel nach Kai­ser­augst und in die Rui­nen der Römer­stadt Augu­sta Rau­rica. Vom Bahn­hof aus zu Fuss wei­ter den Weg­wei­sern ent­lang nach Augu­sta Rau­rica. Der Aus­flug lässt sich auch mit einer Schiff­fahrt und einem Besuch in Basel ver­bin­den. Die Bas­ler Per­so­nen­schiff­fahrts­ge­sell­schaft fährt täg­lich (aus­ser Mon­tag) von Basel nach Rhein­fel­den. Von Rhein­fel­den aus fährt der Zug innert weni­ger Minu­ten nach Kai­ser­augst.www.augusta-raurica.ch  
Redaktion Lichtblick
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