Volles Münster für Verena
- Am 1. September feiert die Pfarrei St. Verena Bad Zurzach den Gedenktag ihrer Heiligen.
- Die Wallfahrt zum Grab der heiligen Verena ist ab dem 5. Jahrhundert nachweisbar.
- Auch heute kommen am Verenatag und rund ums Jahr rund 60 Pilgergruppen nach Bad Zurzach ins Verenamünster.
Bistumspatronin
Kamm und Krug sind die Attribute der Heiligen, die mit der Thebäischen Legion aus Oberägypten gekommen sein soll. Der Legende nach zog Verena mit dieser römischen Einheit christlicher Soldaten nach Mailand, später über die Alpen ins Wallis nach St. Maurice. Von dort gelangte sie nach Solothurn, später entlang der Aare und des Rheins ins heutige Bad Zurzach, wo sie ums Jahr 350 starb. Zusammen mit den Heiligen Urs und Viktor ist Verena Patronin des Bistums Basel.Kult seit dem 5. Jahrhundert
Im Buch «Mit Kamm und Krug» von 2009 unternimmt Walter Bühlmann eine Entdeckungsreise zur Zurzacher Heiligen. Die frühesteerhaltene Quelle über das Lebender Heiligen stammt aus dem 9. Jahrhundert, verfasst von Abt Hatto im Kloster auf Reichenau.Der Verena-Kult und entsprechende Bräuche in Bad Zurzach setzten jedoch schon einiges früher ein. Archäologisch ist die Verehrung seit dem 5. Jahrhundert gesichert. Seitdem lässt sich «eine kontinuierliche Verehrung der Heiligen» nachweisen, erklärt Walter Bühlmann mit einem Zitat von Dr. Hans Rudolf Sennhauser.Festtag mit vielen Pilgern
Am 1. September feiert Bad Zurzach jeweils den Verenatag. Einen Tag, an dem Schulen und Geschäfte geschlossen bleiben und die alte Wallfahrtstradition wieder auflebt. Der Festtag beginnt mit dem Gottesdienst um 10 Uhr. Münsterchor, Solisten und Orchester und ein volles Verenamünster begleiten die Feier. Seit einigen Jahren sind jeweils auch koptische Christen aus dem In- und Ausland anwesend. Interessant ist, dass der Verena-Kult bei den Kopten in Ägypten, woher die Heilige stammt, erst seit etwa 30 Jahren durch Kontakte mit der Pfarrei Zurzach gepflegt wird. Gemeindeleiter Marcus Hüttner erzählt: «Heute kommen mehrmals im Jahr koptische Delegationen aus Klöstern oder koptischen Bistümern und erhalten – mit Erlaubnis von Bischof Felix – von mir eine kleine Verena-Reliquie».Festpredigt «von Frau zu Frau»
Im vergangenen Jahr feierte Bischof Felix Gmür die Messe, dieses Jahr heisst der Hauptzelebrant Pfarrer Ulrich Sickinger. Er ist leitender Pfarrer der Seelsorge-Einheit «St. Verena — Mittlerer Hochrhein». Die Festpredigt wird Silvia Letsch-Brunner halten. Die Theologin und Kirchenhistorikern verfasste mehrere Publikationen über die Thebäische Legion und die heilige Verena und Gemeindeleiter Marcus Hüttner freut sich auf die Predigt: «Silvia Letsch-Brunner ist bestens vertraut mit den Lebenswegen und Schicksalen von christlichen Frauen aus der Frühzeit der Kirche. Ich bin gespannt auf Ihre Gedanken zur Heiligen Verena, sozusagen «von Frau zu Frau». Nach dem Gottesdienst ziehen die Zelebranten und das Volk hinunter in die Krypta zum Grab, wo Öl gesegnet wird — ebenfalls ein alter Brauch.Reiches Brauchtum
In früheren Zeiten holte man aus der Quelle beim Grab der Heiligen Wasser, dem man heilende Wirkung zuschrieb. Seit der Innenrenovation des Verenamünsters 2011 ist der Sodbrunnen restauriert und kann besichtigt werden. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts bestand der Brauch, dass Bräute ihre Brautkränze, die «Tschäppeli» am Grab aufhängten, als Dank für den gefundenen Ehemann. Frauen, die für einen Ehemann beteten, legten sich diese Tschäppeli beim Beten auf den Kopf.
Das oben bereits erwähnte gesegnete Öl wurde bei Krankheiten, vor allem gegen Augenleiden, verwendet. Wie Walter Buhlmann in seinem Buch festhält, waren die Verena-Prozessionen am Osterdienstag «einer der stärksten Bestandteile des Verenakultes». Der erste Beleg für die Osterdienstagprozession in Zurzach mit den Reliquien der heiligen Verena findet sich 1380 in einer Urkunde Bischof Heinrichs III. von Konstanz. Die Prozessionen dauerten bis ins 19. Jahrhundert hinein.