Ver­trau­en und fried­li­ches Mit­ein­an­der fördern

An der Grün­dungs­fei­er der Aar­gau­er Kon­fe­renz der Reli­gio­nen im Gross­rats­ge­bäu­de in Aar­au nah­men die Lei­tungs­per­so­nen isla­mi­scher und jüdi­scher Gemein­schaf­ten und der drei Aar­gau­er Lan­des­kir­chen teil. Sie bekräf­tig­ten uni­so­no die Wich­tig­keit des inter­re­li­giö­sen Aus­tau­sches und des gegen­sei­ti­gen Ver­ständ­nis­ses. Die Ange­hö­ri­gen der Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten sei­en in ihrer jewei­li­gen spi­ri­tu­el­len Her­kunft ver­wur­zelt, beton­te der Prä­si­dent der Refor­mier­ten Lan­des­kir­che Aar­gau und erste Prä­si­dent der Kon­fe­renz, Chri­stoph Weber-Berg. «Die­se Ver­wur­ze­lung erlaubt es, offen und tole­rant auf Anders­gläu­bi­ge zuzugehen.» 

Ziel der Aar­gau­er Kon­fe­renz der Reli­gio­nen ist es, das gegen­sei­ti­ge Ver­trau­en der Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten und das fried­li­che Zusam­men­le­ben zu för­dern. Dazu will man das Gespräch mit staat­li­chen Insti­tu­tio­nen zu gemein­sa­men Anlie­gen suchen und för­dern. Die Öffent­lich­keit soll sach­lich und dif­fe­ren­ziert über reli­giö­se Inhal­te, Tra­di­tio­nen und aktu­el­le The­men infor­miert werden.

Ein Gegen­über für den Staat. Reli­gi­ons­frei­heit bedeu­te nicht, dass die Gesell­schaft frei von Reli­gi­on sei, sag­te Chri­stoph Weber-Berg wei­ter. Im Gegen­teil brau­che der Staat die Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten als Gegen­über. Des­halb will sich die Kon­fe­renz der Reli­gio­nen bei The­men, wel­che das Mit­ein­an­der der Reli­gio­nen betref­fen, künf­tig zu Wort mel­den. Zwar kön­ne sich die Schwei­zer Bevöl­ke­rung glück­lich schät­zen, in Frie­den, Frei­heit und Demo­kra­tie zu leben. Doch kön­ne man vom Staat nicht alles erwar­ten, beton­te His­ham Mai­zar, Prä­si­dent des Schwei­zer Rats der Reli­gio­nen. Die Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten sei­en auf­ge­ru­fen, Wer­te wie Gerech­tig­keit und Soli­da­ri­tät zu ver­tei­di­gen. Halit Duran, Prä­si­dent des Ver­ban­des Aar­gau­er Mus­li­me, ergänz­te, beson­ders für Ange­hö­ri­ge nicht­christ­li­cher Reli­gio­nen sei ihre Reli­gi­on eine wich­ti­ge Hil­fe zur Inte­gra­ti­on in der hie­si­gen Gesellschaft.

Gleich­be­rech­ti­gung. Die Prä­si­den­tin der Inter­re­li­giö­sen Arbeits­ge­mein­schaft in der Schweiz, IRAS COTIS, die Islam­wis­sen­schaf­te­rin Rifa’at Lenzin, erin­ner­te dar­an, dass es einen ech­ten Dia­log nur unter gleich­be­rech­tig­ten Part­nern geben kön­ne. Für den Erfolg der Kon­fe­renz sei es zen­tral, dass man sich des struk­tu­rel­len Ungleich­ge­wichts zwi­schen der Mehr­heits­ge­sell­schaft und den Min­der­hei­ten bewusst sei. Die gemein­sa­men Wur­zeln der jetzt in der Kon­fe­renz ver­tre­te­nen abra­ha­mi­ti­schen Reli­gio­nen (Juden­tum, Chri­sten­tum und Islam) wur­den ange­spro­chen. Joseph Bol­lag von der israe­li­ti­schen Kul­tus­ge­mein­de Baden beton­te die Dis­kus­si­ons­kul­tur im Juden­tum, die häu­fig kei­nen Sie­ger kennt, weil bei­den Sei­ten Rich­tig­keit zuer­kannt wird.

Ver­trau­en ist zen­tral. Der Staat wur­de an der Grün­dungs­fei­er vom Aar­gau­er Regie­rungs­rat Alex Hür­ze­l­er, Vor­ste­her des Depar­te­ments Bil­dung, Kul­tur und Sport, ver­tre­ten. Er erin­ner­te die Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten dar­an, dass sie von der ver­fas­sungs­mäs­sig garan­tier­ten Reli­gi­ons­frei­heit pro­fi­tier­ten, umge­kehrt hät­ten sie die­se Ver­fas­sung zu respek­tie­ren. Er aner­kann­te die gros­sen sozia­len und kul­tu­rel­len Bei­trä­ge der Kir­chen und Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten zur Gesell­schaft und begrüss­te den kom­men­den Dia­log mit der Kon­fe­renz. Der Aar­gau ist erst der zwei­te Kan­ton, in dem es ein ver­gleich­ba­res inter­re­li­giö­ses Gre­mi­um gibt. Michel Mül­ler, Prä­si­dent der Evan­ge­lisch-refor­mier­ten Lan­des­kir­che des Kan­tons Zürich über­brach­te die Gra­tu­la­tio­nen des seit zehn Jah­ren bestehen­den Run­den Tisch der Reli­gio­nen in Zürich. Er erin­ner­te die Aar­gau­er dar­an, dass Ver­trau­en zen­tral sei für die gemein­sa­me Arbeit. «Und Ver­trau­en ent­steht dort, wo man ein­an­der zuhört.»

Rota­ti­on im Prä­si­di­um. Grün­dungs­mit­glie­der des Gre­mi­ums sind die Römisch-katho­li­sche, die Refor­mier­te und die Christ­ka­tho­li­sche Lan­des­kir­che, der Ver­band Aar­gau­er Mus­li­me sowie die Israe­li­ti­sche Kul­tus­ge­mein­de Baden. Die Kon­fe­renz steht wei­te­ren Gemein­schaf­ten offen, sofern die­se im Kan­ton eine gewis­se Rele­vanz haben und sich am Dia­log mit ande­ren Glau­bens­ge­mein­schaf­ten betei­li­gen. Prä­si­dent ist im ersten Jahr Chri­stoph Weber-Berg von der Refor­mier­ten Lan­des­kir­che Aar­gau; danach wech­selt das Prä­si­di­um jähr­lich. Die Aar­gau­er Kon­fe­renz der Reli­gio­nen will sich min­de­stens ein Mal jähr­lich tref­fen, um über aktu­el­le und grund­sätz­li­che The­men mit reli­giö­sem Hin­ter­grund zu spre­chen. Da die Reli­gio­nen und Kir­chen durch ihre jewei­li­gen Lei­tungs­per­so­nen ver­tre­ten sind, erhal­ten ihre Gesprä­che und öffent­li­chen Mit­tei­lun­gen einen offi­zi­el­len Sta­tus. Die Aar­gau­er Kon­fe­renz der Reli­gio­nen ver­steht sich daher als legi­ti­me Gesprächs­part­ne­rin von Behör­den und Staat. ria/Thomas Uhland   www.akorel.ch

Redaktion Lichtblick
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