Ver­trau­en haben und den Kurs halten

Ver­trau­en haben und den Kurs halten

Johan­nes 15,1–2.7.10–12Ich bin der wah­re Wein­stock und mein Vater ist der Win­zer. Jede Rebe an mir, die kei­ne Frucht bringt, schnei­det er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, rei­nigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Wenn ihr in mir bleibt und mei­ne Wor­te in euch blei­ben, dann bit­tet um alles, was ihr wollt: Ihr wer­det es erhal­ten. Wenn ihr mei­ne Gebo­te hal­tet, wer­det ihr in mei­ner Lie­be blei­ben, so wie ich die Gebo­te mei­nes Vaters gehal­ten habe und in sei­ner Lie­be blei­be. Dies habe ich euch gesagt, damit mei­ne Freu­de in euch ist und damit eure Freu­de voll­kom­men wird. Das ist mein Gebot, dass ihr ein­an­der liebt, so wie ich euch geliebt habe. Ein­heits­über­set­zung 2016 

Ver­trau­en haben und den Kurs halten

Kürz­lich war ich mit dem Flug­zeug an einem Tag unter­wegs, an dem es sehr dun­stig und die Sicht in die Fer­ne ziem­lich schlecht war. Gegen das Licht konn­te ich bei allen Bemü­hun­gen den Flug­platz Neu­châ­tel nicht orten. Ich wuss­te, er lag etwa 30 Kilo­me­ter vor­aus und per Funk war ich bereits mit ihm ver­bun­den. Also ent­schied ich mich, kon­se­quent den Kurs zu hal­ten, bis ich ihn, viel spä­ter als sonst, erblicken konn­te.Im Leben gibt es immer Momen­te, in denen wir ver­un­si­chert, auf­ge­wühlt oder ver­äng­stigt sind, und ich mei­ne, dass auch die gegen­wär­ti­ge Situa­ti­on der Pan­de­mie vie­le Unsi­cher­hei­ten und Äng­ste her­vor­ru­fen kann. Gera­de in sol­chen Zei­ten scheint es mir umso wich­ti­ger, den Steu­er­kurs zu ken­nen, auf dem wir unter­wegs sind. Auch wenn wir bei so man­chen Ent­schei­dun­gen, die wir fäl­len müs­sen, nicht sicher sind, ob sie rich­tig oder falsch sind, so sol­len wir uns ver­ge­wis­sern, dass der Kurs stimmt, um ihn dann kon­se­quent ein­zu­hal­ten.The­re­sia von Ávila leb­te in einer Zeit gros­ser Umbrü­che und Ver­än­de­run­gen, war reli­gi­ös, aber auch huma­ni­stisch gebil­det und, wie es heisst, mit einem «lei­den­schaft­li­chen Her­zen, einer kla­ren Intui­ti­on und erstaun­li­chem Orga­ni­sa­ti­ons­ta­lent» aus­ge­stat­tet. Nach The­re­sia von Ávila ist der Mensch von Gott ent­frem­det und muss zu ihm auf­bre­chen. Sie nennt dies den Weg der Voll­kom­men­heit gehen, für den es die bewuss­te Ent­schei­dung des Men­schen braucht. Es geht also dar­um, ganz bewusst den kor­rek­ten Steu­er­kurs zu wäh­len.Gera­de in beweg­ten Zei­ten scheint es mir wich­tig, dass wir uns vor Augen füh­ren, was denn letzt­lich unser Ziel ist. Oft ver­fan­gen wir uns in Detail­fra­gen des Lebens, die dann grös­ser und mäch­ti­ger erschei­nen als sie tat­säch­lich sind. Auch beim Flie­gen ist es so: Je tie­fer wir flie­gen, desto grös­ser erschei­nen uns die Hügel und Ber­ge. Und je höher wir unter­wegs sind, desto mehr ent­puppt sich der zuvor erschie­ne­ne Berg als klei­ner Hügel und wir kön­nen den Steu­er­kurs viel bes­ser hal­ten.Wel­chen Steu­er­kurs sol­len wir im Leben wäh­len? Jesus benutzt das sehr anschau­li­che Bild des Wein­stocks. Zunächst dür­fen wir uns dar­auf ver­las­sen, dass Gott nicht untä­tig zusieht, son­dern dass er den Wein­stock hegt und pflegt. Unse­re Auf­ga­be ist es, dass wir uns immer wie­der vor Augen füh­ren, wie wir von Gott gehal­ten und geliebt sind. In die­sem Bewusst­sein sol­len wir uns schliess­lich dar­um bemü­hen, mit ihm in Ver­bin­dung zu blei­ben, und sei­ne Gebo­te hal­ten. Dabei ist es nicht ein rie­si­ger Kata­log von Gebo­ten, die wir hal­ten sol­len. Es wird nichts Unmög­li­ches von uns ver­langt. Jesus redu­ziert es auf zwei wesent­li­che Punk­te: Liebt ein­an­der, so wie ich euch geliebt habe! Nicht die Ver­zweif­lung soll uns beherr­schen, son­dern das Ver­trau­en auf Got­tes Nähe und Für­sorg­lich­keit. Oder in den Wor­ten The­re­si­as: «Nichts soll dich äng­sti­gen. Alles geht vor­über, Gott zieht nim­mer aus! Geduld erreicht alles! Wer Gott bei sich hat, dem fehlt nichts, Gott allein genügt.» So stimmt die Rich­tung und wir dür­fen dar­auf ver­trau­en, unser Ziel sicher zu errei­chen!Mathi­as Jäg­gi, Theo­lo­ge und Sozi­al­ar­bei­ter, arbei­tet als Berufsschullehrer
Christian von Arx
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