Verseni.ch — Verlierer werden zu Gewinnern
Am Ende der Preisverleihung hatte auch der letzte Rumänisch-Laie den Dreh raus: Das Schluss‑I wird nicht mitgesprochen. Man sagt also: «Werschehn». Anlass für den Rumänisch-Chrashkurs war die diesjährige Good News Preisverleihung. Ausgezeichnet wurde ein Projekt, das in der Region Liestal geboren wurde: Seit 1999 fahren Jugendliche jeden Sommer in ein Kinderheim im ärmsten Teil Rumäniens. Im Dorf Verseni beschenken sie Heimkinder mit einer Freizeit-Woche, mit Singen, Spielen, Tanzen, Singen und Lachen – über alle Sprachgrenzen hinweg.Einerseits sei es ein Paradox, dass die Preisverleihung in der Premium Lounge des Sankt Jakob Park stattfinde, mit Blick in das Stadion eines der erfolgreichsten Schweizer Fussballclubs. Denn die Kinder von Verseni seien im Alltag Verlierer. «In Rumänien zählen Heimkinder nichts. Wenn sie das Glück haben, eine Schule zu besuchen, müssen sie verheimlichen, dass sie Heimkinder sind. Sonst sind sie aussen vor», erklärt Thierry Moosbrugger in seiner Laudatio. Andererseits sei es ein guter Ort, den Preis zu feiern, denn die Schweizer Jugendlichen würden genau diese Verlierer zu Gewinnern machen. Eine Sommerwoche lang erfahren die Kinder, dass sie mehr sind als ungewollte Kinder. «Die Woche wirkt durch das ganze Jahr, die Erinnerungen tragen die Kinder aus Verseni über Jahre durch ihr Leben mit sich. Diese Woche ist länger als eine Woche», fasst Thierry Moosbrugger zusammen.
Ausstrahlung auf allen Ebenen
Die Wirkung strahlt nicht nur auf die Kinder aus. Auch die rumänischen Erzieher, welche die restlichen einundfünzig Wochen im Jahr die schweren Seiten der teilweise traumatisierten Kinder erleben, öffneten sich zunehmend. Denn die Jugendlichen aus der Schweiz würden nicht über deren Arbeit und die Zustände im Heim urteilen. Sie wissen, dass die Mitarbeiter im Kinderheim nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten arbeiten können. Auch die Jugendlichen gewinnen: Man müsste die Verseni-Erlebnisse in Dosen abpacken und mit heim nehmen können, sagt der 19-jährige Nicklas. Das Engagement überzeugt so sehr, dass die Jugendlichen selten Probleme haben, mit kreativen Ideen Spenden in der Schweiz zu sammeln. Spenden, die vollständig in die Realisierung der Sommerwoche und das Kinderheim fliessen.
Good News
Der Verein verseni.ch habe alle Voraussetzungen erfüllt, um für den Preis nominiert zu werden betont Charles Martig, Geschäftsführer des katholischen Mediendienstes. Ausgezeichnet werden kirchliche Projekte, die mit besonderem Engagement zur Verbreitung der «Guten Nachricht» in den Medien beitragen. Das sei den Jugendlichen, die das Internet-Voting klar für sich und das Projekt entscheiden konnten, mit ihrem Engagement gelungen. Auch über die Region Liestal hinaus. Der Preis für die deutsche Schweiz, der vom Katholischen Mediendienst und von der Agentur Kipa in Zusammenarbeit mit der Schweizer Bischofskonferenz bereits zum dritten Mal vergeben wurde, ist mit 1‘000 Franken dotiert. Medienbischof Alein de Raemy übergab nach einer kurzen Ansprache nicht nur das Preisgeld, sondern auch einen Pokal. Den wird die Verseni-Gruppe im Sommer mit nach Rumänien nehmen und den Kindern überreichen.
Verseni-Energie
Die Faszination von Verseni und der Sommerwoche zieht jährlich zwischen fünfzehn und zwanzig junge Menschen an. Sie treffen sich im Frühjahr jeweils für ein Wochenende, an dem Spendenanlässe organisiert und das Programm für die Spielewoche geplant wird, erklärt Noëmi Aegerter. Sie fährt seit elf Jahren nach Verseni und betreut das Projekt als Hauptverantwortliche. Nicht nur sie, auch die Jugendlichen von verseni.ch nahmen sichtlich stolz und fröhlich die Auszeichnung entgegen. «Der Applaus gehört der Verseni-Gruppe», stellt Noëmi Aegerter gut gelaunt klar. Während der Pokal durch die Gruppe wandert, gibt es spontanen Gesang. Er vermittelt den rund fünfzig Besuchern der Preisverleihung einen kleinen Eindruck von der Energie, mit der die Rumänienreisenden nach Verseni zu den eigentlichen Gewinnern fahren.Anne Burgmer
www.verseni.ch