«Ver­pön­te» Begrif­fe neu belebt

  • Der Whats­app-Broad­cast von Hori­zon­te beglei­te­te sei­ne Lese­rin­nen und Leser von der Fasten­zeit bis Pfingsten.
  • Hori­zon­te-Redak­tor Chri­sti­an Breit­schmid liess sich für die ein­zel­nen Bei­trä­ge von der Weis­heit des Franz von Sales inspirieren.
  • Dar­über hin­aus bot der Broad­cast Bil­der, Vide­os, Musik sowie Wis­sens­wer­tes vom Fisch­re­zept bis zu den Eis­hei­li­gen. Der Aus­tausch mit den Lese­rin­nen und Lesern bekam vor dem Hin­ter­grund der Coro­na­kri­se eine neue Tiefe.
 «Schluss mit lustig – fer­tig Fas­nacht! Mit dem heu­ti­gen Ascher­mitt­woch beginnt für uns Chri­sten die 40-tägi­ge Fasten­zeit.» Mit die­sen Wor­ten begann am 26. Febru­ar der erste Bei­trag des Hori­zon­te-Broad­casts. Der ver­ant­wort­li­che Redak­tor Chri­sti­an Breit­schmid ahn­te da noch nicht, dass ihn der Broad­cast weit über die Oster­ta­ge hin­aus beschäf­ti­gen wür­de. Weil auf­grund der Coro­na-Mass­nah­men kei­ne Got­tes­dien­ste statt­fin­den konn­ten, beschloss die Redak­ti­on, den Broad­cast wei­ter­zu­zie­hen, bis die Kir­chen wie­der öff­nen. In den ver­gan­ge­nen drei Mona­ten sind 33 Bei­trä­ge erschie­nen, durch­schnitt­lich alle drei Tage einer. 377 Frau­en und Män­ner haben sich inzwi­schen für den Broad­cast ange­mel­det, sie alle erhal­ten die Mel­dun­gen via Whats­app auf ihr Smart­phone.

Mit Leich­tig­keit und Freude

«Ich glau­be, so lang­sam hat sich her­um­ge­spro­chen, dass ich reagie­re, wenn man mir schreibt», sagt Hori­zon­te-Redak­tor Chri­sti­an Breit­schmid. Die Zahl der Broad­cast-Teil­neh­mer, wel­che zu den Bei­trä­gen Stel­lung neh­men, dan­ken, loben und kri­ti­sie­ren, wächst ste­tig. So erhielt Chri­sti­an Breit­schmid auf den Bei­trag zum Weis­sen Sonn­tag, in dem er ein Bild von sich als Erst­kom­mu­ni­kant in die Run­de schick­te, zahl­rei­che Erst­kom­mu­ni­on-Bil­der von Lese­rin­nen und Lesern. «Der Aus­tausch mit unse­ren Broad­cast-Teil­neh­mern macht mir wirk­lich Freu­de», sagt Chri­sti­an Breit­schmid. Und dank sei­ner breit­ge­fä­cher­ten Inter­es­sen und einer guten Por­ti­on Neu­gier gehen ihm auch das Ent­wickeln von Ideen, das Recher­chie­ren und das Ver­fas­sen der Bei­trä­ge inklu­si­ve Bil­der, Musik oder Video mei­stens leicht von der Hand. «Ich habe immer den Plausch, wenn eine neue Idee Form annimmt. Beson­de­re High­lights sind für mich Bei­trä­ge mit guter Musik.»

Gera­de­zu verpönt

Als Roter Faden zog sich durch den Broad­cast von Beginn der Fasten­zeit bis Pfing­sten die Weis­heit des Franz von Sales. Die­ser war Anfang des 17. Jahr­hun­derts Fürst­bi­schof von Genf und ein bedeu­ten­der christ­li­cher Mysti­ker. Chri­sti­an Breit­schmid hat­te den Hei­li­gen vor ein paar Jah­ren ent­deckt und war von sei­nen ein­fa­chen aber tref­fen­den Gedan­ken fas­zi­niert. «Franz von Sales passt gut in die Fasten­zeit, weil er sich mit der Fra­ge nach ech­ter Fröm­mig­keit befasst», fin­det Chri­sti­an Breit­schmid. Die theo­lo­gisch-phi­lo­so­phi­sche Aus­ein­an­der­set­zung beinhal­tet Begrif­fe wie «Ver­zicht», «Demut» oder «Beten». So lau­te­te die Ein­lei­tung zu einem der Broad­cast-Bei­trä­ge: «Die Fasten­zeit eig­net sich wun­der­bar, um ein paar total ver­al­te­te und in unse­rer Gesell­schaft gera­de­zu ver­pön­te Begrif­fe wie­der aus der Ver­sen­kung zu holen.»

Eine Zumu­tung

So folg­ten – pas­send zur Fasten­zeit und zum sich aus­brei­ten­den Virus –Impul­se zu den unpo­pu­lä­ren Begrif­fen. Die Lese­rin­nen und Lesern reagier­ten mehr­heit­lich posi­tiv auf die­se «Zumu­tung». Am mei­sten Reak­tio­nen kamen auf den Bei­trag zum The­ma «Beten»: «Es zeig­te sich, dass vie­le unse­rer Broad­cast-Abon­nen­ten eine Gebets­pra­xis ken­nen und sich mit dem The­ma beschäf­ti­gen», fasst Chri­sti­an Breit­schmid zusam­men.

«Das ste­hen wir durch»

Der Hin­ter­grund der welt­wei­ten Pan­de­mie ver­lieh den Dis­kus­sio­nen zwi­schen Redak­tor und Lesern eine neue Qua­li­tät. «Erwar­tet hat­te ich schö­ne Fotos von Oster­nest­li und gefärb­ten Eiern. Aber unse­re Lese­rin­nen und Lesern zeig­ten sich die­ses Jahr nach­denk­li­cher und tief­grün­di­ger», sagt Chri­sti­an Breit­schmid rück­blickend. Der Tenor sei aller­dings stets hoff­nungs­voll gewe­sen: «Wir ste­hen das gemein­sam durch und holen die ver­pass­ten Fei­ern irgend­wann nach», hät­ten vie­le Kom­men­ta­re gelau­tet. «Ja, ich habe den Ein­druck, die Leu­te suchen in der momen­ta­nen Kri­se Ant­wor­ten und Kraft auch bei der Kir­che», beob­ach­tet Chri­sti­an Breit­schmid, rela­ti­viert aber: «Aller­dings kann man ja davon aus­ge­hen, dass sich eher kir­chen- und reli­gi­ons­in­ter­es­sier­te Men­schen beim Broad­cast des Pfarr­blatts anmel­den.»

Abschluss des Osterfestkreises

Dass aus den geplan­ten 40 Tagen für den Broad­cast am Ende 90 gewor­den sind, ergibt min­de­stens theo­lo­gisch Sinn: Pfing­sten, 50 Tage nach Ostern, bil­det den Abschluss des Osterfestkreises.
Marie-Christine Andres Schürch
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