Vermittler zwischen den Konfessionen
Mathias Werfeli hat einen aussergewöhnlichen Glaubensweg hinter sich. In diesen Tagen wird er zum Priester der ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche geweiht.
Bis er 33 Jahre alt war, gehörte Mathias Werfeli aus Lausen BL der reformierten Kirche an. Heute ist er Mitglied des Jesuitenordens und wird in diesen Tagen zum Priester der ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche geweiht. Ein aussergewöhnlicher Glaubensweg.
«Nein, bei mir war es kein eigentliches Erweckungserlebnis», sagt Mathias Werfeli bestimmt, «es war eher wie die Berufung von Samuel.» Das erste Buch Samuel im Alten Testament schildert, wie Gott den jungen Samuel im Schlaf mehrmals ruft, der aber erst beim vierten Mal erkennt, wer in ihn gerufen hat und dann antwortet: «Rede, denn Dein Diener hört.» Bei ihm sei das wohl auch so gewesen, erläutert Werfeli. Er sei verschiedentlich gerufen worden: «Ich würde nicht sagen, um katholisch zu werden, sondern zum Dienst an der Kirche.»
Die Priesterweihe steht kurz bevor
Doch einer katholischen Kirche gehört Mathias Werfeli heute an – allerdings nicht der römisch-katholischen Kirche, sondern der ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche. Und am Samstag, 19. Oktober 2024 wird er im byzantischen Ritus durch Bischof Hlib Lonchyna der Eparchie (Bistum) Saint Vladimir le Grand de Paris in der Zürcher Liebfrauenkirche zum Priester geweiht. Was aber bewegte Werfeli als reformiert aufgewachsener Christ zu einer in Osteuropa beheimateten Kirche zu konvertieren?
«Das hat mich völlig aus den Socken gehauen»
Die Antwort ist in seiner Zeit als junger Mann zu suchen: Durch eine Tante, die dort im Kirchenchor sang, lernte er die Gottesdienste der ukrainisch-griechisch-katholischen Gemeinde in der Kirche Drei Könige in Zürich-Enge kennen. «Das hat mich völlig aus den Socken gehauen. Es war das liturgische Erlebnis, diese Teilnahme und dieses Mitwirken und Hineingeben im Gottesdienst, das ich aus der reformierten Kirche nicht kannte , ausser etwa bei Taizégottesdiensten.»
Vom Sänger zum Ministrant
Jahrelang, vor, während und nach dem Geschichts- und Anglistik-Studium als Werkstudent in Basel, sang Mathias Werfeli im Kirchenchor in Zürich, wurde nach einiger Zeit gefragt, ob er nicht im Gottesdienst als Lektor mitwirken möchte, später als Ministrant. «Nach etwa fünfzehn Jahren habe ich mich als katholisch im byzantischen Ritus gefühlt, auch wenn ich offiziell noch reformiert war.»
Eine positive Sicht auf die Welt und die Menschen
Mit 33 Jahren dann der entscheidende Schritt: Werfeli wird ukrainisch-griechisch-katholisch. Fünf Jahre später wird er ins Noviziat des Jesuitenordens aufgenommen. «Ich lernte die Jesuiten durch die Studentenseelsorge an der Uni Basel kennen und machte in Exerzitien mit», erinnert sich Werfeli. «Bei den Jesuiten habe ich eine Spiritualität erfahren, die mir sehr zusagt, eine positive Sicht auf die Welt und auf den Menschen.» Jesuiten tragen keine Ordenstracht und engagieren sich im Diesseits für das Reich Gottes. Neben der Verkündigung haben Bildung und Bekämpfung der Armut einen hohen Stellenwert in ihrer Arbeit.
Es wartet eine neue Aufgabe
Welche Aufgabe ihm der Provinzial (Leiter der Jesuitenprovinz Deutschland, Schweiz, Österreich) nach seiner Priesterweihe überträgt, weiss Martin Werfeli SJ noch nicht. Gut möglich, dass er aufgrund seines Glaubenswegs in einer ukrainischen Gemeinde mitarbeiten wird – auch wenn er lächelnd einräumt: «Mein Ukrainisch ist leider noch nicht so gut, wie ich es gern hätte!»
Ukrainische Katholiken
Die ukrainisch-griechisch-katholische Kirche gehört zu den über zwanzig mit Rom unierten katholischen Kirchen in Osteuropa und im Nahen Osten. Die rund 4.3 Millionen Gläubigen anerkennen den Papst als oberste Autorität, folgen aber in der Liturgie und in der geistlichen Praxis dem byzantischen Ritus. Sitz der Kirche ist Kiew, ihr Oberhaupt ist Grosserzbischof Swjatoslaw Schewtschuk.