Ver­hand­lungs­ge­schick ist gefragt

  • Zehn Frau­en haben Mit­te Dezem­ber im Aar­gau die Kate­che­tin­nen-Aus­bil­dung abge­schlos­sen (Hori­zon­te berich­te­te).
  • Die Abschluss­fei­er bewies, dass Kate­che­tin­nen längst kei­ne «alten Tan­ten» mehr sind, son­dern moder­ne Frau­en, die Glau­ben krea­tiv und lebens­nah ver­mit­teln können.
  • Die Kate­che­se steht jedoch vor der Her­aus­for­de­rung, dass der Reli­gi­ons­un­ter­richt am «Lern­ort Schu­le» zuneh­mend in Bedräng­nis gerät.


Die Aus­bil­dungs­lei­te­rin­nen Sil­via Bal­mer und Moni­ka Thut über­ga­ben ihren Schü­le­rin­nen bei der Abschluss­fei­er am 10. Dezem­ber nicht nur den ver­dien­ten Aus­weis, son­dern reich­ten jeder ein Glas Pro­sec­co dazu: zur Stär­kung nach glück­lich über­stan­de­nen Stra­pa­zen, zum Her­un­ter­spü­len eini­ger schwie­ri­ger Momen­te – vor allem aber, um mit­ein­an­der auf die Zukunft anzustossen. 

Kein Zucker­schlecken

Zehn Frau­en haben im Jahr 2021 im Aar­gau die Kate­che­tin­nen­aus­bil­dung Modu­lA­ar abge­schlos­sen. Das Aar­gau­er Modell ori­en­tiert sich an For­Mo­du­la, dem Kon­zept für die nicht uni­ver­si­tä­re Aus- und Wei­ter­bil­dung der katho­li­schen Kir­che in der Deutsch­schweiz. Im Aar­gau bie­ten die römisch-katho­li­sche und die refor­mier­te Lan­des­kir­che die Aus­bil­dung gemein­sam an. 

Die Absol­ven­tin­nen dank­ten ihren Fami­li­en und Aus­bil­dungs­lei­te­rin­nen für die Unter­stüt­zung in Momen­ten des Zwei­felns oder Fast-Ver­zwei­felns. Eine der Absol­ven­tin­nen schloss ihre Dan­kes­re­de mit: «Wer denkt, die Aus­bil­dung zur Kate­che­tin sei ein Zucker­schlecken, irrt sich.» Durch­hal­te­ver­mö­gen wer­den die moti­vier­ten Kate­che­tin­nen in der täg­li­chen Arbeit brau­chen kön­nen. Joa­chim Köhn, Lei­ter der Fach­stel­le Kate­che­se-Medi­en der römisch-katho­li­schen Lan­des­kir­che, sagt: «Der Reli­gi­ons­un­ter­richt­ver­la­gert sich zuneh­mend weg vom Lern­ort Schu­le, hin zum Lern­ort Pfarrei.» 

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Kei­ne ein­heit­li­che, kon­zep­tio­nel­le Tren­nung der Lernorte

Der Lehr­plan für den katho­li­schen Reli­gi­ons­un­ter­richt in der Deutsch­schweiz LeRU­Ka ist im Aar­gau seit 2019 in Kraft. Vor der Ein­füh­rung sag­te David Wake­field, Aus­bild­ner an der Fach­stel­le für Reli­gi­ons­päd­ago­gik des Kan­tons Zürich und Pro­jekt­lei­ter des Lehr­plans LeRU­Ka, im Inter­view mit kath.ch: «Zu den reli­gi­ons­päd­ago­gi­schen Ent­wick­lun­gen in der Deutsch­schweiz gehört die Tat­sa­che, dass die Tren­nung der Lern­or­te Schu­le und Pfar­rei kon­zep­tio­nell nie deut­lich voll­zo­gen wur­de.» Und: «In den mei­sten Kan­to­nen fin­det kei­ne ide­al­ty­pi­sche Auf­tei­lung von kon­fes­sio­nel­lem Reli­gi­ons­un­ter­richt und Kate­che­se auf die Lern­or­te Schu­le und Pfar­rei statt. In eini­gen Kan­to­nen sind die Über­gän­ge flies­send, in ande­ren Kan­to­nen fin­den kirch­lich ver­ant­wor­te­te Ange­bo­te fast aus­schliess­lich in der Schu­le, bezie­hungs­wei­se Pfar­rei statt.»

Der Lehr­plan LeRU­Ka über­nahm die Struk­tur des «Lehr­plan 21», der an der Volks­schu­le gilt. Damit woll­te man die Zusam­men­ar­beit mit dem staat­li­chen Ange­bot erleich­tern und sich im Schul­be­trieb pro­fi­lie­ren. Denn schon vor eini­gen Jah­ren war klar, dass mit dem neu­en Fach «Ethik, Reli­gi­on, Gemein­schaft», das nicht an eine Kon­fes­si­on gebun­den und für alle Schü­ler obli­ga­to­risch ist, der kon­fes­sio­nel­le Unter­richt unter Druck kom­men würde.

Modu­lA­ar
kate­che­ti­sche Aus­bil­dung im Aargau

[esf_wordpressimage id=35725][/esf_wordpressimage]Als Kate­che­tin / Kate­chet beglei­ten Sie Kin­der, Jugend­li­che und Erwach­se­ne auf deren Lebens- und Glau­bens­weg. Die­se Tätig­keit ist ein eigen­stän­di­ger Dienst und aner­kann­ter Beruf in der Kir­che. Die Aus­bil­dung ist öku­me­nisch aus­ge­rich­tet und ver­ant­wor­tet, pra­xis­nah und modu­lar aufgebaut. 

Alle Infor­ma­tio­nen auf www.aareka.ch

Bil­dungs­fach

Im Aar­gau bestehen laut Joa­chim Köhn gros­se Unter­schie­de zwi­schen den ver­schie­de­nen Regio­nen. In tra­di­tio­nell katho­li­schen Gebie­ten kann sich der kon­fes­sio­nel­le Reli­gi­ons­un­ter­richt bes­ser an den Schu­len hal­ten. Auch der Good­will der Schul­lei­tung spielt eine Rol­le: «Wir emp­feh­len den Kirch­ge­mein­den, unbe­dingt mit den Schul­lei­tun­gen zu ver­han­deln», sagt Joa­chim Köhn. Es sei durch­aus sinn­voll, dass katho­li­sche und refor­mier­te Kate­che­ten gemein­sam für den Lern­ort Schu­le einstünden.

Die Fach­stel­le Kate­che­se-Medi­en ver­han­delt nicht sel­ber mit den Schu­len, son­dern setzt sich durch Zusam­men­ar­beit mit dem Kan­ton auf über­ge­ord­ne­ter Ebe­ne für den kon­fes­sio­nel­len Reli­gi­ons­un­ter­richt ein. Ziel der Ver­hand­lun­gen der Kirch­ge­mein­den mit den Schul­lei­tun­gen ist, zweck­mäs­si­ge Unter­richts­räu­me und einen halb­wegs attrak­ti­ven Platz im Stun­den­plan zu bekom­men. Fin­det das Fach Reli­gi­on in einer Rand­stun­de oder gar am Mitt­woch­nach­mit­tag statt, mel­den sich Schü­ler eher ab. Köhn betont die Bedeu­tung des Lern­orts Schu­le: «Der kon­fes­sio­nel­le Unter­richt in der Schu­le wird als Bil­dungs­fach verstanden.»

Marie-Christine Andres Schürch
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